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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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reifbedeckte Windschutzscheibe mit einer CD -Hülle freikratzen musste, doch er ließ trotzdem die Seitenscheibe herunter und beugte sich zur Fensteröffnung, als der Wagen im dichten Verkehr langsam aus dem Zentrum von London rollte. Über das Rauschen kalter Luft hinweg hörte er, wie Karim ihm sagte, dass er sich gut geschlagen habe. Dass es nichts gab, was er noch hätte tun können. Dass die Sache so gut wie unter Dach und Fach sei.
    Thorne hoffte, dass der Sergeant recht hatte. Ohne das überzeugendste Beweisstück musste der Crown Prosecution Service schon ziemlich zuversichtlich sein, eine Verurteilung zu erreichen, ehe er vor Gericht zog. Darüber hinaus hatten Thorne und der Rest des Teams alles getan, was von ihnen verlangt worden war. Thorne konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals härter dafür gearbeitet hatten, jene drei Beweise zu erbringen, die unerlässlich waren, um in einem »leichenlosen« Mordfall eine Verurteilung zu erreichen:
    Dass Andrea Keane tot war.
    Dass sie ermordet worden war.
    Dass sie von Adam Chambers ermordet worden war.
    Andrea Keane war acht Monate zuvor verschwunden, nach einer Judo-Trainingsstunde in einem Sportzentrum in Cricklewood. Adam Chambers, der sich bereits zuvor gewaltsamer sexueller Nötigung schuldig gemacht hatte, war ihr Trainer gewesen. Bei der ersten Befragung leugnete er, Andrea nach Ende der Trainingsstunde gesehen zu haben, als später jedoch forensische Beweise in seiner Wohnung gefunden wurden, gab er zu, dass sie in der Vergangenheit mehrmals bei ihm gewesen war. Als Thorne und sein Team begannen, belastendes Beweismaterial gegen Chambers zusammenzutragen, blieb dieser bei seiner Aussage, er sei an dem Abend, an dem Andrea verschwunden war, nicht mit ihr zusammen gewesen, und behauptete, nach dem Training direkt zu seiner Freundin gefahren zu sein. Dieses Alibi wurde von der Freundin gestützt, bis durch Daten des Mobilfunknetzbetreibers nachgewiesen werden konnte, dass er sie an jenem Abend von seiner eigenen Wohnung aus angerufen hatte. Danach hatte er seine Geschichte geändert. Andrea sei nach ihrem Judo-Training doch zu ihm gekommen, aber nur für einen Drink geblieben, bis er sie aufgefordert habe zu gehen. Sie sei ein wenig emotional gewesen, hatte Chambers berichtet, und habe über seine Freundin geschimpft.
    Er hatte sich in einem Vernehmungsraum im Polizeirevier von Colindale über den Tisch gebeugt, mit einem anzüglichen Grinsen, an das Thorne sich noch lange erinnern würde.
    Hatte getönt: »Sie stand auf mich. Was soll ich sagen?«
    Nachdem Chambers und seine Freundin angeklagt und die Anwälte bestellt worden waren, änderte er seine Taktik. Die überschwängliche Angeberei wich einer missmutigen Weigerung zu kooperieren – dem Ganovenspruch aus zwei Wörtern.
    Kein Kommentar.
    Thorne zuckte ein wenig zusammen, als Karim hupte und über einen Radfahrer fluchte, der vor ihm bei Rot über die Ampel gefahren war. Karim sah zu Thorne hinüber. »Ja, unter Dach und Fach«, sagte er noch einmal. »Ich sag’s Ihnen.«
    »Und, wie sind die Quoten?«, wollte Thorne wissen.
    Karim schüttelte den Kopf.
    »Kommen Sie schon, erzählen Sie mir nicht, Sie hätten sie nicht ausgerechnet.«
    Karim war ein Spielertyp und nahm häufig Wetteinsätze entgegen, was den Ausgang wichtiger Prozesse betraf. Offiziell war das verpönt, doch die meisten ranghöheren Polizisten drückten ein Auge zu und versuchten gelegentlich sogar selbst ihr Glück.
    »Überflüssig«, erwiderte Karim. »Die Quoten sind viel zu hoch. Außerdem, wer würde schon dagegenwetten?«
    Thorne wusste, was sein Kollege meinte. Bei einem Fall wie diesem, mit einem Angeklagten wie Adam Chambers, würde niemand auf einen Freispruch wetten oder dabei gesehen werden wollen, wenn er darauf wettete.
    Niemand würde das Schicksal herausfordern wollen.
    Karim schlug einen Trommelwirbel auf dem Lenkrad. »Die Sache ist gebongt. Definitiv gebongt .«
    Nachdem die Ermittlungen in Fahrt gekommen waren und sich immer mehr Indizien angehäuft hatten, hatte Thorne sich darangemacht zu beweisen, dass Andrea Keane tot war. Bei sämtlichen medizinischen Einrichtungen in der Stadt wurden Erkundigungen eingeholt. Unidentifizierte Leichen wurden erneut untersucht und für die Ermittlung ausgeschlossen. Telefon- und Bankdaten wurden analysiert, Bildmaterial aus Überwachungskameras wurde gesichtet, und sämtliche Reiseveranstalter vor Ort lieferten die Belege dafür, dass Andrea die Gegend nicht freiwillig

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