Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
dir.«
»Hier ist irgend so ein Festival«, sagte er.
»Elvis hatte einen Magentumor.«
»Oh, Scheiße. Was hat der Tierarzt gesagt?«
Louise erwiderte irgendetwas, doch Thorne hatte Probleme, sie zu verstehen. Er hielt sich sein freies Ohr mit der Hand zu und wiederholte die Frage.
»Der Tierarzt hat sie heute Nachmittag eingeschläfert.« Als sie lauter sprach, klang sie mit einem Mal sowohl wütend als auch deprimiert. »Er hat gemeint, es wäre das Beste.«
Thorne holte tief Luft. Ein kleines Stück von ihm entfernt begann ein Mädchen vergnügt zu kreischen, als ein Mann es hochhob und im Kreis schwenkte.
»Was war denn das?«
»Entschuldige, hier sind überall Leute, es ist …«
»Das hat keinen Zweck«, sagte Louise. »Kannst du mich von irgendwo zurückrufen, wo es ruhiger ist?«
Nachdem Thorne aufgelegt hatte, blieb er noch eine Weile sitzen. Ihm war plötzlich kalt, und als die Minuten verstrichen, überkam ihn eine Woge der Einsamkeit, die kein spannendes Buch und keine Gesellschaft hätten lindern können. Er hob sein Glas, ließ die Hand aber wieder sinken, als er spürte, wie plötzlich ein Schluchzen in seinem Hals aufstieg. Und dann noch eines. Er senkte den Kopf und ließ ihm freien Lauf, wenngleich es wegen der Trommeln und der schmetternden Trompeten selbst für ihn kaum hörbar war.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Er blickte auf und sah eine füllige Frau in einem rot gepunkteten Kleid vor sich stehen. Sie lächelte und wiederholte ihre Frage.
Er nickte.
Die Frau streckte die Hand aus und reichte Thorne eine Nelke. Dann beugte sie sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Wange.
Kurz nach zwei Uhr morgens weckte ihn ein Geknalle, das klang, als würde draußen Krieg herrschen.
Die Explosionen ließen die Scheiben in den Fensterrahmen erzittern, und für ein paar Sekunden war Thorne ernsthaft beunruhigt, bis er durch eine Lücke in den Fensterläden die roten und grünen Blitze sah und das klagende Pfeifen hörte, mit dem die Feuerwerkskörper zu Boden fielen. Zwischen jedem Krachen und Zischen hörte er irgendwo in der Nähe die Trompeten, doch die fröhliche Musik von vorher war von etwas wesentlich Langsamerem und insgesamt deutlich Unheilvollerem abgelöst worden. Eine fallende Melodie in Moll, die von der Straße ertönte und auf seiner Haut kribbelte.
Sie klang nach Elend.
Thorne schloss die Augen und lag aufgewühlt und schwitzend da. Die Laken klebten ihm an der Brust, und jede Explosion war unerwartet und schrecklich wie ein neuer Stich in sein Herz.
Nur ein Knall, nicht lauter als eine Fehlzündung des Motorrollers.
Vierunddreißigstes Kapitel
Candela hatte schon mehr als genug Leuten von dieser Art Immobilien gezeigt, um zu wissen, dass es keine gute Idee war, allzu neugierig zu sein. Viele ihrer Kunden stellten sich als »Geschäftsmänner« vor, und falls der Engländer ebenfalls beschloss, sich als ein solcher vorzustellen, war sie viel zu clever, um irgendwelche Fragen zu stellen.
Viel cleverer, als die meisten Leute ihr zutrauten.
Er wirkte irgendwie aggressiver als sein Begleiter, fand sie. Wie jemand, der nicht lange fackeln würde, andere auf jede erdenkliche Art und Weise in die Mangel zu nehmen, um zu bekommen, was er wollte. Wahrscheinlich konnte er auch ziemlich ausfallend werden. Sie fragte sich, ob der große Spanier sein Bodyguard war. Er lächelte nie und sagte auch nicht viel, aber ihr war klar, dass solche Typen selten ihrer Persönlichkeit oder ihrer Intelligenz wegen engagiert wurden.
Nicht, dass sie sich selbst irgendwelchen Illusionen hingegeben hätte. Sie wusste genau, warum David sich mit ihr umgab.
Eigentlich war es Candela ziemlich egal, was die beiden taten. Es war ihr grundsätzlich egal, was ihre Interessenten taten. Provision war Provision, und obwohl gut für sie gesorgt wurde, gefiel es ihr, dass sie ihr eigenes Geld verdiente. Diese Sache würde dafür sorgen, dass sie sich lange Zeit mit Dolce & Gabbana ausstatten konnte.
»Hier ist das Hauptschlafzimmer«, sagte sie. Sie wartete darauf, dass ihr die beiden Männer durch die Tür folgten. »Sehr schön, wie Sie sehen. Der Ausblick ist atemberaubend, genau wie in den anderen Zimmern.« Sie lächelte und korrigierte sich. » Aus den anderen Zimmern.«
Der Spanier nickte.
»Toll«, sagte der Engländer.
Bei dem Wohnhaus handelte es sich um einen Neubau, und das Penthouse war die eindrucksvollste und teuerste Wohnung in dem Objekt. Drei Schlafzimmer, drei Bäder und ein
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