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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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unvermittelt und traurig, alle paar Minuten.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Thorne. »Ich bin drei Stunden von zu Hause weg, aber es fühlt sich an, als wäre ich am anderen Ende der Welt. Als wäre ich Tausende von Meilen entfernt.«
    »Es muss herzzerreißend sein, von mir getrennt zu sein«, entgegnete Hendricks. »Ich verstehe das schon.«
    »Ja, ich weiß gar nicht, wie ich die Tage herumbringe.«
    »Das mit Elvis tut mir übrigens leid.«
    »Du hast mit Lou gesprochen …?«
    »Nicht, dass das pelzige kleine Mistvieh jemals viel mit mir zu tun haben wollte.«
    Thorne holte tief Luft und lächelte, als er sich daran erinnerte, wie die Katze Hendricks bei jeder Gelegenheit beharrlich gemieden hatte. »Sie hatte eine gute Menschenkenntnis.«
    »Die Sache hat Lou ziemlich mitgenommen, also habe ich sie besucht.«
    »Danke, Phil.«
    »Keine Ursache.«
    »Alles in Ordnung mit ihr?«
    »Ich glaube nicht, dass es nur mit der Katze zu tun hatte, weißt du?«
    Thorne murmelte abermals etwas, aber dieses Mal hakte Hendricks nicht nach. »Wie haben die Spurs gestern Abend gespielt?«
    »Sie haben zu Hause eins zu zwei gegen Villa verloren«, entgegnete Hendricks schadenfroh. »Sieht so aus, als wären sie total überfordert.« Trompeten schmetterten, als wollten sie Hendricks’ Scherz würdigen, den Thorne gerade ignoriert hatte. »Was ist das für ein Lärm?«
    Thorne erzählte ihm von der Feria , von den Feierlichkeiten an dem großen Abend in der Ortschaft.
    »Und warum, zum Teufel, hockst du dann herum und jammerst mir was vor?«
    Nachdem Hendricks aufgelegt hatte, versuchte Thorne, Louise anzurufen. Sie ging weder in Kentish Town noch in Pimlico ans Telefon, und bei ihrem Handy schaltete sich sofort die Mailbox ein. Thorne hinterließ eine kurze Nachricht, sagte Louise, dass er sie vermisse.
    Dann nahm er seine Jacke, verließ das Hotel und ging auf das Getöse zu.

Neununddreißigstes Kapitel

    Sie brauchte nicht lange, um zu packen.
    Candela Bernal fand es ein bisschen deprimierend, dass sie so wenig hatte, was sie unbedingt mitnehmen musste, so wenige Habseligkeiten, die sie nicht zurücklassen konnte, doch sie wusste, dass sie sich beeilen musste und dass das nicht der richtige Zeitpunkt war, um sentimental zu werden. Sie nahm vor allem Kleidungsstücke mit – die sie hastig in zwei Louis-Vuitton-Koffer stopfte –, ein paar alberne Kleinigkeiten, die sie seit ihrer Kindheit aufgehoben hatte, und ein halbes Dutzend Familienfotos. Den Schmuck, den David ihr geschenkt hatte, würde sie natürlich auch mitnehmen. Sie war vieles, aber dumm war sie nicht. Den Schmuck hatte sie sich schließlich verdient. Außerdem war sie sich darüber im Klaren, dass womöglich irgendwann der Zeitpunkt kommen würde, zu dem sie einen Teil davon verkaufen musste. Armreifen und ausgefallene Armbanduhren waren letzten Endes nur Dinge , die nicht dazu da waren, dass man an ihnen hing, sondern dass man sie bewunderte. Viel wichtiger war, dass sie selbst unversehrt blieb; unversehrt und gesund, vorausgesetzt, sie würde es irgendwann schaffen, mit dem Koksen aufzuhören.
    Noch etwas, das sie von David hatte. Noch ein guter Grund, um das Weite zu suchen.
    Sie hatten ihr versprochen, sie zu beschützen – dieses Tier Samarez und der englische Bulle –, doch Candela wusste, dass das nur Sprüche gewesen waren. Sie hatten gesagt, sie würden als Gegenleistung für ihre Kooperation auf sie aufpassen, doch sie hatte sehr deutlich gesehen, was sie von ihr hielten und dass es wichtigere Dinge gab, um die sie sich kümmern mussten, als die Freundin von irgendeinem Gangster. Als irgendeine Drogenschlampe. Sie waren wie die meisten Männer, die sie kannte, David Mackenzie eingeschlossen. Bereit, einem alles zu versprechen, einem zu sagen, was man hören wollte, bis sie hatten, worauf sie aus waren.
    Nachdem sie fertig gepackt hatte, wartete sie mit einer Zigarette und ihrem dritten Glas Wein am Fenster. Sie blies Rauch gegen die Scheibe und starrte durch ihn hindurch auf die Lichter des Jachthafens weit unter ihr. An der Wohnung war nicht viel, was sie vermissen würde – ganz sicher nicht den »Mehr Schein als Sein«-Schwachsinn –, aber sie würde es bedauern, nicht mehr jeden Tag das Meer zu sehen und ihre Kolleginnen im Büro. Sie hatte ihnen gesagt, dass sie den üblichen Feierabenddrink heute würde ausfallen lassen müssen. Als sie gegangen war, hatte sie alle besonders lange umarmt und ihnen gesagt, Heuschnupfen sei der Grund

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