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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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dafür, dass ihr die Augen tränten.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr: Das Taxi hatte bereits ein paar Minuten Verspätung.
    Sie hatte den Verkehr einkalkuliert, damit ihr mindestens eine Viertelstunde blieb, um den Zug von Málaga nach Córdoba zu erwischen, wo sie die Nacht bei einer alten Freundin verbringen wollte, die sie am Abend zuvor angerufen hatte. Nur eine Nacht, um ganz sicherzugehen, dann von dort aus weiter nach Norden – nach Toledo oder Madrid. Sie würde sich später, sobald sie unterwegs war, entscheiden, wobei irgendein kleinerer Ort die vermutlich bessere Idee wäre. In den Städten, in denen David Mackenzie häufig Geschäfte machte und wo es viele Leute gab, die scharf darauf waren, sich bei ihm einzuschleimen, kannte immer irgendjemand irgendjemanden.
    Und sie wusste, dass er nach ihr suchen würde.
    Als es klingelte, wandte sich Candela vom Fenster ab und ging zur Sprechanlage. Sie sprach kurz mit dem Taxifahrer, dann öffnete sie ihm die Haustür, damit er nach oben kommen und ihre Koffer holen konnte. Sie sah sich ein letztes Mal in der Wohnung um. Dachte sich, dass es womöglich sogar Spaß machen würde, neu anzufangen, sobald sich ihre Angst ein bisschen gelegt hatte.
    Sie gab ohnehin schon viel zu lange vor, jemand zu sein, der sie nicht war.
    Thorne brauchte eine Viertelstunde, um sich den Weg um den Stadtplatz zu bahnen. Schließlich fand er einen freien Platz auf einer Treppe, die zu einer Bar hinaufführte. Auch von dort war die Sicht nicht gut, und er hatte sich noch nie besonders wohl gefühlt, wenn er zwischen anderen Menschen eingekeilt war. Auf der Hut vor Dieben, steckte er die Hände in die Hosentaschen.
    Die Menge hielt einen Korridor frei, der gerade breit genug war, dass die Musikgruppen ihn passieren konnten. Diese erschienen in Abständen von nicht mehr als ein bis zwei Minuten, wobei die Musik jedes Zuges mit der des nächsten verschwamm, wenn die Gruppen in einen anderen Teil der Ortschaft weiterzogen. Die Uniformen waren noch spektakulärer als die, die Thorne zuvor gesehen hatte, doch die Musik wirkte an diesem Abend weniger feierlich. Die Trommler schlugen einen Rhythmus, der beinahe wie bei einem Begräbnis klang, und Thorne fühlte sich mehr als nur ein bisschen fehl am Platz. Wie ein Eindringling. Obwohl jedes Gesicht, das er sah, aufgeschlossen und glücklich wirkte, als die Zuschauer sich bemühten, einen ersten Blick auf die Jungfrau zu erhaschen, kam ihm die ganze Angelegenheit langsam richtig unheimlich vor. Dieses Gefühl hatte er auch bei fast allen anderen religiösen Zeremonien, bei denen etwas gepriesen wurde, das jenseits einfacher menschlicher Erfahrung lag. Einmal hatte er in einer Ortschaft in Cotswold beunruhigt bei einem Morris-Tanz zugesehen, der ihm wild und aggressiv erschienen war. Der schwitzende Vortänzer, mit seinem schwarz bemalten Gesicht und einem Hut, der ausgesehen hatte wie eine Scheibe verschimmelter Käse, hatte die Zuschauer wütend angestarrt.
    Als die Menge plötzlich zu applaudieren begann, blickte Thorne nach links und sah, wie die Statue wankend ihre langsame Reise den Hügel hinunter zum Platz begann. Das Ritual, das hier zelebriert wurde, ging weit über das Klappern mit Stöcken und das Winken mit Taschentüchern hinaus.
    Thorne hatte die Statue oben in der Höhle nicht richtig zu Gesicht bekommen, doch von dort, wo er jetzt stand, hatte es den Anschein, als sei der gesamte Schrein entfernt worden. Das Ausmaß der Plattform war gewaltig – sechs mal drei Meter, vorsichtig geschätzt –, und ihr Gewicht ließ sich daran ablesen, dass etwa fünfzig Männer nötig waren, um sie auf den Schultern zu tragen.
    Thorne sah nur ein kleines Stück entfernt eine Hand winken und beobachtete, wie sich der Liverpooler, den er am Nachmittag zuvor kennengelernt hatte, den Weg zu ihm bahnte. Der Mann war sichtlich erfreut, Thorne zu sehen, und begann zu schwärmen, welch großes Glück sie hätten, hier zu sein.
    »Das muss man sehen, um es zu glauben … Ein einmaliges Erlebnis … ein echtes Privileg …« Und so weiter.
    Erpicht darauf, Informationen weiterzugeben, erzählte er Thorne, dass es sich bei den Männern, die die Statue trugen – und die allesamt mit makellos weißen Hosen bekleidet waren –, ausnahmslos um örtliche Polizisten handle. Er redete weiter, während Thorne zusah, wie sich das riesige Standbild den Hügel hinunterbewegte, und sich vorstellte, dass in den nächsten Tagen jedes Verbrechen in der Ortschaft von

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