Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
ergäbe das einen Sinn, und zündete ihre Zigarette an. Sie zog zweimal daran und inhalierte tief. »Und, werden Sie ihren Ex finden?«
Thorne hob seine freie Hand. »Hören Sie, ich bin nur hier, weil mich jemand darum gebeten hat, verstanden? Und weil ich ein Idiot bin.«
Kate nahm noch zwei Zigaretten aus der Schachtel und steckte sie in ihre Brusttasche. »Ich lasse euch beide allein weitermachen.«
»Du brauchst nicht zu gehen«, sagte Donna.
Doch Kate war bereits an der Tür, wandte ihnen den Rücken zu und winkte zum Abschied mit den Fingern.
Als die Tür zuging, sagte Donna: »Ohne sie würde ich das nicht durchstehen.«
»Was würden Sie nicht durchstehen?«
»Sie haben doch das Foto von Alan gesehen.«
»Ich habe ein Foto gesehen«, sagte Thorne.
»Kommen Sie schon, Sie wissen, dass er es ist.« Sie beugte sich in ihrem Sessel vor. »Sie wissen, dass Alan noch lebt.«
Thorne schlürfte einen Schluck Tee. Nachdem er beschlossen hatte, dass er ebenso gut bleiben konnte, bis er ihn ausgetrunken hatte, ging er noch einmal einen Teil dessen durch, was er bereits mit Anna Carpenter besprochen hatte. Donna hatte das Foto zwei Monate zuvor im Holloway-Frauengefängnis erhalten, in einem schlichten braunen Umschlag, der an sie adressiert gewesen war und keine beiliegende Nachricht enthalten hatte. Zwei weitere Fotos waren gefolgt, beide auf dieselbe Art und Weise zugestellt. Dann, zwei Wochen nach ihrer Entlassung, war ein viertes in ihrer Wohnung eingetroffen.
Donna zeigte Thorne die drei anderen Fotos. Sie waren alle zum selben Zeitpunkt entstanden und mit einem drei Monate zurückliegenden Datum versehen, und jede Aufnahme zeigte den Mann mehr oder weniger in der gleichen Pose, wie er sein Bierglas hielt oder daraus trank. Dasselbe triumphierende Grinsen. Dasselbe Meer und derselbe Himmel, derselbe schwarze Berg und dasselbe Boot in der Ferne.
»Kein hilfreicher Poststempel, nehme ich an?«, erkundigte sich Thorne.
»Alle in London abgeschickt«, sagte Donna.
»Haben Sie die Umschläge aufgehoben?«
»Daran habe ich nicht gedacht. Tut mir leid.«
Thorne betrachtete die auf dem Tisch liegenden Fotos und lauschte dem Rascheln und dem Klicken des Feuerzeugs, dem leisen Zischen, als Donna sich eine weitere Zigarette anzündete.
»Warum sind Sie nicht sofort zu uns gekommen?«, wollte Thorne wissen.
»Weil mir klar war, dass Sie so reagieren würden. Argwöhnisch. Ich wusste, dass Sie denken würden, ich rede Scheiße.«
»Aber Sie hatten nichts dagegen, dass Anna zu mir kommt?«
»Sie ist ein nettes Mädchen«, sagte Donna. »Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie viel mehr als Handlangerdienste macht. Mir wäre es lieber, ihr wärt nicht in die Sache involviert, da will ich Ihnen nichts vormachen, aber wenn das meine einzige Möglichkeit ist, um was rauszufinden …«
»Rauszufinden, warum Sie die Fotos zugeschickt bekommen?«
Donna nickte. Sie hatte die Augen geschlossen, und aus ihrem Mundwinkel waberte Rauch.
»Und wer sie schickt?«
»Wo er ist«, sagte sie. »Ich will wissen, wo der Mistkerl steckt.«
Thorne kämpfte gegen die Versuchung an, eine witzige Bemerkung zu machen, dass er genau wisse, wo Donnas Exmann stecke, dass nicht viel von ihm übrig sei, nachdem er gewissermaßen zweimal eingeäschert worden war. Er beobachtete, wie Donna aus einem kleinen Sideboard einen weiteren Packen Fotos holte, sie kurz durchsah und ihm dann ein paar davon reichte.
Diese Aufnahmen waren wesentlich älter. Donna und Alan Langford bei einer Abendveranstaltung. Er im Smoking, sie im Cocktailkleid, und beide mit ihrem besten Lächeln für die Kamera.
»Todschick«, sagte Thorne.
»Das war bei irgend so einer Benefizparty.« Donna spuckte die Worte aus, als sähe sie jetzt, was für ein Schwindel ihr damaliges Leben gewesen war. Die glückliche Ehefrau. Der Gangster, verkleidet als Wohltäter. Sie deutete von einem Foto ihres Exehemanns zum anderen; von einer Aufnahme, die vor mehr als zehn Jahren entstanden war, zu der, die nur ein paar Monate alt war. »Sie sehen doch, dass er es ist, oder etwa nicht?«
Thorne betrachtete die Fotos. Die Ähnlichkeit ließ sich nicht von der Hand weisen.
»Alan hatte eine Narbe«, sagte Donna. »Er hat als Teenager ein Messer in den Bauch bekommen, bei einem Handgemenge in seinem Stamm-Pub.« Sie deutete abermals auf das Foto des älteren Mannes, und Thorne sah die Narbe: eine blasse Linie unmittelbar über dem gerafften Bund der Badeshorts, die sich deutlich
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