Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
Erstaunen aus.
Thorne wurde entdeckt, als er in der Türöffnung herumstand, ins Büro gebeten und aufgefordert, die Tür zu schließen.
Da Trevor Jesmond jemand war, der normalerweise an Tagen wie diesem durch Abwesenheit glänzte und den Gestank des Misserfolgs ungeniert in die Richtung anderer fächelte, war er der Letzte, mit dem Thorne gerechnet hatte. Wäre das Urteil im Fall Chambers anders ausgefallen, hätte die Sache natürlich anders ausgesehen. Jesmond wäre der Erste gewesen, der den Supermarkt-Sekt aufgemacht und vor Gott und der Welt seinen ausgefeilten Text aufgesagt hätte.
Misserfolg betraf Typen wie Trevor Jesmond jedoch nicht. In keinerlei Hinsicht.
Thorne trat zum Schreibtisch und nickte im Vorbeigehen Brigstocke zu, der in der Nähe des Fensters saß. Noch bevor er Platz genommen hatte, schüttelte Jesmond den Kopf, hob dann die Arme in theatralischer Fassungslosigkeit und setzte seinen besten kumpelhaften »Was soll man da machen?«-Gesichtsausdruck auf.
»Das ergibt keinen Sinn, Tom«, sagte er. »Überhaupt keinen Sinn. Legen Sie es einfach zu den Akten.«
Zu den Akten legen? Du jämmerlicher, feiger Wichser.
»Gut«, erwiderte Thorne.
»Sie haben getan, was Sie konnten. Sie haben fantastische Arbeit geleistet.«
Dann ist es also meine Schuld?, dachte Thorne. »Danke«, sagte er.
»Haken Sie es einfach ab. Auf zu neuen Taten.«
Warum bist du eigentlich hier?
»Nun, es liegt auf der Hand, dass ich gekommen bin, um das Team nach dem Chambers-Fiasko ein bisschen aufzumuntern, aber da ich schon mal hier bin …«
Jetzt kommt’s …
Jesmond beugte sich vor und blätterte die Unterlagen vor ihm auf dem Schreibtisch durch. Er nickte Brigstocke zu, und Thorne bemerkte, dass die kahle Stelle auf seinem Kopf etwas größer war als beim letzten Mal und dass die Schuppenproduktion sogar noch zugenommen zu haben schien, obwohl er weniger Haare hatte.
»Ich habe mich mit Russell über die Alan-Langford-Geschichte unterhalten.«
Thorne warf Brigstocke einen Blick zu, dessen kaum wahrnehmbares Achselzucken ihm alles verriet, was er wissen musste. Detective Chief Inspector war ein heikler Posten; man war in einem unangenehmen Schwebezustand zwischen seinen Jungs und der Chefetage gefangen. »Wie ein Pimmel im Reißverschluss«, hatte Brigstocke einmal zu Thorne gesagt. »Rauf oder runter, schmerzfrei geht es nie über die Bühne.«
»Von welcher Geschichte sprechen wir?«, wollte Thorne wissen.
»Kein Grund, pampig zu werden, Tom«, sagte Brigstocke. »Sie sind hier nicht der Einzige, der schlechte Laune hat.«
Jesmond tat die Einwände des Detective Chief Inspector mit einer Handbewegung ab. Er hatte nicht aufgehört zu lächeln. »Von derselben Geschichte, die Sie heute Vormittag zu Donna Langford geführt hat.«
Thorne beobachtete, wie Jesmonds Lächeln breiter wurde, während er seinen kurzen Moment des Triumphs genoss; sah, wie er den Kopf schüttelte, als habe es nichts zu bedeuten.
»Ich habe im Dienstprotokoll nachgesehen«, erklärte Jesmond. »Kein großes Geheimnis. Ich habe gesehen, dass die Adresse, unter der Sie sich für den Vormittag ausgetragen haben, mit der übereinstimmt, die ich hier vor mir habe.« Er nahm einen Stapel Blätter in die Hand. »Ich habe gestern angefangen, meine Hausaufgaben zu machen, und ein kleines Dossier zusammengestellt, nachdem mich Russell über diese Foto-Sache in Kenntnis gesetzt hatte.« Er begradigte den Stapel, dann legte er ihn wieder weg. »Also, wovon gehen wir aus, Tom? Ist Alan Langford noch immer quicklebendig?«
»Sieht ganz so aus«, entgegnete Thorne. »Entweder das, oder er hat einen Doppelgänger.« Während er sprach, wurde ihm auf seltsame Weise bewusst, dass er schon beim ersten Blick auf das Foto keinen Zweifel daran gehabt hatte, um wen es sich bei dem Mann handelte. Dass es leichter gewesen war, etwas anderes vorzutäuschen, ohne wirklich zu verstehen, warum. Doch auch nachdem er sich diese einfache und anscheinend harmlose Tatsache eingestanden hatte, kam es ihm noch immer so vor, als wäre es womöglich die sicherere Option gewesen, sie zu leugnen. Als stünde er nicht mehr als ein oder zwei Schritte vor dem Abgrund.
»Nun, ich denke nicht, dass es irgendeinen Grund dafür gibt, in Panik zu geraten«, sagte Jesmond. »Russell?«
Brigstocke putzte seine Brille. »Überhaupt keinen Grund. Eine Klage wegen eines Justizirrtums würde auf keinen Fall durchgehen. Ich meine, unabhängig davon, ob es sich bei dem Mann, den
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