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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Boden sammelte sich bereits Blut, als er auf die Knie sank und dann seitlich umkippte. Es fiel ihm schwer, den Kopf zu heben, und er hatte Angst davor nachzusehen, was ihm in die Hände sickerte. Er sah, wie Grover sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte und dann einen Schritt nach vorn machte, als sich ein Aufseher den Weg in die Zelle bahnte. Er sah die beiden miteinander sprechen, während er seine Gedärme warm und glitschig zwischen den Fingern spürte, doch er konnte nichts hören, nicht wirklich, bis der Aufseher wieder gegangen war und von weit her eine Sirene ertönte.

Zweiter Teil

    Süß wie Honig
    und düster wie die Hölle

Neuntes Kapitel

    Der Mann an der Sicherheitskontrolle des Gefängnisses hatte Dave Holland ebenso wenig zu sagen wie vierundzwanzig Stunden zuvor Thornes redseligerer Kollegin. Diesmal hatte es nicht zur Debatte gestanden, dass Anna Carpenter Thorne begleitete, nicht in Anbetracht des Grundes, aus dem er nach Wakefield zurückkehrte.
    Brigstocke hatte kurz nach sechs Uhr morgens angerufen und nicht lange um den heißen Brei herumgeredet. »Derjenige, der Paul Monahan dafür bezahlt hat, dass er den Mund hält, kann seinen Dauerauftrag stornieren«, hatte er gesagt.
    Die Kriminaltechniker der Polizei von West Yorkshire waren bereits wieder gegangen, doch der Mordschauplatz war noch immer mit einem blauen Band abgesperrt, das von der Zellentür bis zur Ecke des Ganges reichte. Thorne und Holland wurden von einem Gefängnisaufseher in den Trakt begleitet und vor der Zelle von einem finster dreinblickenden Empfangskomitee erwartet. Sonia Murray, eine attraktive Schwarze Anfang dreißig, war die Polizei-Kontaktbeamtin des Gefängnisses. Sie stellte zuerst sich selbst vor und anschließend Andy Boyle, den örtlichen Detective Inspector, dessen Team zum Zeitpunkt des Vorfalls Bereitschaftsdienst gehabt hatte.
    Boyle schien ganz und gar nicht begeistert zu sein, seine Kollegen aus dem Süden zu treffen. »Da wir in dieser Angelegenheit zusammenarbeiten müssen«, sagte er, »bleibt uns wohl nichts anderes übrig.« Der Mann aus Yorkshire war alles andere als ein schüchternes Pflänzchen, musste aber dennoch die Stimme erheben, um sich trotz des Geschreis und Gejohles, das im Gang widerhallte, Gehör zu verschaffen. Sämtliche Insassen des Trakts waren vor mehr als fünfzehn Stunden, nachdem die Leiche gefunden worden war, in ihre Zellen gesperrt worden und hatten keine Hemmungen, ihre Gefühle kundzutun. »Ideal ist es allerdings nicht gerade, oder?«
    »Wir werden uns Mühe geben, niemandem auf die Zehen zu treten«, sagte Holland.
    Thorne mühte sich ein Lächeln ab, ohne sich darum zu scheren, ob es überzeugend wirkte. »Und wenn doch, werden wir drauf achten, dass wir Pantoffeln tragen.«
    Paul Monahans Leiche befand sich in der städtischen Leichenhalle und wartete auf die Autopsie. Monahan war am Vorabend auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben, nachdem man ihn mit schweren Stichverletzungen auf dem Boden seiner Zelle gefunden hatte. Den Häftling, der bei Monahan in der Zelle angetroffen worden war, hatte man zunächst ins örtliche Polizeirevier überstellt, am Morgen aber mangels Beweisen und in Erwartung des Besuchs von Thorne und Holland wieder ins Gefängnis zurückgebracht.
    »Also, hier ist die Geschichte«, sagte Murray. Sie betonte das letzte Wort, um Thorne klarzumachen, dass sie jetzt die bekannten Fakten hinter sich ließen und sich in Gefilde begaben, in denen sie sich mit Möglichkeiten, Interpretationen und Schwachsinn begnügen mussten. Das war ein gefährliches Terrain, aber auch ein interessantes. Thorne gefiel dieser Teil immer am besten. »Ein Gefängnisaufseher namens Howard Cook betrat gestern Abend um kurz nach halb zehn Monahans Zelle.« Murray las aus einem kleinen Notizbuch vor. »Er traf dort den Häftling Jeremy Grover an, der sich blutverschmiert über Monahan beugte. Grover sagte Officer Cook, er habe ihn ungefähr eine Minute zuvor entdeckt, keinen Puls bei ihm festgestellt und deshalb versucht, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen.«
    »Nett von ihm«, sagte Holland.
    »Oh, ja, unser Jez ist ein echter Samariter.«
    »Wenn er nicht gerade in Bausparkassen mit abgesägten Schrotflinten herumfuchtelt«, sagte Boyle.
    Murray wandte sich wieder ihrem Notizbuch zu. »Cook verließ die Zelle, um Alarm auszulösen, der Notarzt wurde gerufen, und es wurde der Ausnahmezustand verhängt. Binnen zwanzig Minuten wurde der gesamte Trakt abgeriegelt und

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