Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
sich ein Foto von Adam Chambers.
»Wie viel hat dieses kleine Fiasko gekostet?«
Der Tag war heller, und glücklicherweise regnete es noch immer nicht, daher war der Blick aus dem Zug Richtung Süden weniger deprimierend, doch Thorne war genauso frustriert wie am Tag zuvor. Drei Männer, von denen jeder irgendeine Verbindung mit Alan Langford hatte. Einer von ihnen war tot, die anderen beiden hüllten sich – zumindest bislang – in Schweigen. Ob aus Angst oder Starrsinn spielte keine Rolle, was das Vorankommen bei den Ermittlungen betraf.
Mauern, so massiv wie diejenigen, die das Gefängnis von Wakefield umgaben.
Thorne sah zu dem Tisch auf der anderen Seite hinüber. Ein junges Paar saß dort, wo einen Tag zuvor das ältere Pärchen gesessen hatte, und er fragte sich, ob er sich genau im selben Waggon im selben Zug befand. Er schickte Holland zum Kaffeeholen in den Speisewagen und sagte ihm, er solle darauf achten, dass er eine Quittung bekam.
Dann rief er Anna Carpenter an.
Sie klang erfreut, von ihm zu hören. Thorne stellte sich vor, wie sie allein in ihrem Büro saß und gelangweilt eine Zeitschrift durchblätterte. Er sagte ihr, von wo er anrief, wo er den größten Teil des Tages verbracht hatte.
Sie lachte. »Dann haben Sie es mir also nicht zugetraut, es noch mal bei Monahan zu versuchen.«
»Monahan ist tot.«
Sie sagte ein paar Sekunden lang gar nichts, dann stieß sie ein »mein Gott« aus.
»Also, wissen Sie … die Dinge haben sich geändert.«
»Was ist passiert?«
»Darauf kann ich nicht näher eingehen«, sagte Thorne.
»Okay.«
»Ich dachte nur, Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass jetzt alles ein bisschen ernster ist.«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Sie sollten sich überlegen … Anna?« Er stellte fest, dass sie ihn nicht mehr hören konnte, und legte das Handy auf den Tisch. Er starrte es an, wartete darauf, dass das Empfangssignal zurückkehrte, war sich jedoch nicht sicher, was er sagen würde, wenn es so weit war, und warum er sie überhaupt angerufen hatte. Nach einer Minute oder so tauchte das Symbol wieder auf dem Display auf, und er rief sie nochmals an. »Entschuldigung, Sie waren plötzlich weg. Ich wollte sagen …«
»Donna hat mich angerufen«, sagte Anna. »Sie war ziemlich durcheinander.«
»Sie hat wieder ein Foto bekommen.«
»Woher wussten Sie das?«
»Es ergibt einen Sinn, das ist alles. Derjenige, der sie schickt, hat noch nicht, was er will.«
»Und das wäre?«
»Da muss ich passen.«
»Sie ist kurz davor auszurasten. Redet dauernd davon, dass er ihre Tochter hat.«
»Was haben Sie ihr gesagt?«
Sie gab keine Antwort, und nach ein paar Sekunden wurde Thorne bewusst, dass die Verbindung abermals unterbrochen worden war. Während er das Handy betrachtete, kam Holland mit den Getränken zurück. Er setzte sich und gab Thorne das Wechselgeld und die Quittung. Dann, als Thorne das Geld in sein Portemonnaie steckte, klingelte sein Handy.
»Das ist doch lächerlich«, sagte Anna. »Warum gehen wir nicht einfach heute Abend was trinken?«
»Gut …«
»Wann, ist mir völlig egal.«
»Das können wir später ausmachen.«
»Ich könnte Sie auch zum Abendessen einladen oder so.« Sie lachte. »Solange es billig ist.«
»Was trinken ist okay.« Er sah zu Holland hinüber, der in seinen Tee starrte und so tat, als würde er nicht zuhören.
»Gibt’s in Ihrer Gegend einen anständigen Pub?«
»Ich komme zu Ihnen«, sagte Thorne.
Zehntes Kapitel
Wenn es um Bar-Snacks ging, zog Thorne Soleier und Erdnüsse Schalen mit überdimensionierten Oliven für vier Pfund das Stück vor. Und er fühlte sich nie besonders wohl, wenn man unmelodischen Jazz übertönen musste und die Barkeeper aussahen, als gehörten sie auf die Titelseite der GQ . Allerdings war das immer noch besser als die Pseudo-Frömmigkeit eines Irish Pubs oder als ein »echter« alter Stehausschank, wo erbärmliche alte Männer am Tresen abhingen und man mit den Schuhsohlen am Boden kleben blieb, wo Lager Top als Cocktail galt und wo die Person, die das Bier zapfte, ob Mann oder Frau, aussah, als sei sie einst ein eher mittelprächtiger Schwergewichtler gewesen. Genau genommen fühlte sich Thorne nur im oberen Raum des Grafton Arms wirklich wohl – fünf Torkelminuten von seiner Wohnung entfernt –, wenn er mit Phil Hendricks bis zur Sperrstunde Poolbillard spielte und über Gott und die Welt philosophierte.
Über Fußball und Musik. Über Herzensangelegenheiten und
Weitere Kostenlose Bücher