Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
unsympathisch Thorne Detective Inspector Andy Boyle fand, er war sich sicher, dass dieser ganze Arbeit leisten würde, wenn es darum ging, jemandem die Daumenschrauben anzulegen. Er leerte sein Glas und sah das zögerliche Lächeln auf Annas Gesicht. »Was?«
»Das ist gut, nicht wahr?« Sie bewegte die Hand vor und zurück. »Wie wir beide uns Ideen zuwerfen und versuchen, der Sache auf den Grund zu kommen.« Sie trank ihr Glas ebenfalls aus. »So habe ich mir den Job als Detektivin immer vorgestellt.«
Thorne stand auf, um die zweite Runde zu holen. Er wartete an der Bar, wünschte sich, die Hintergrundmusik würde ein bisschen weiter in den Hintergrund weichen, und schaffte es nicht, die Aufmerksamkeit der Bardame zu erregen, die mindestens genauso attraktiv wie ihre männlichen Kollegen war. Schließlich wurde er von einem der GQ -Boys bedient und kehrte mit den Getränken zum Tisch zurück.
»Als Sie vorhin sagten, Sie hätten sich das immer so vorgestellt« – Thorne reichte Anna ihr Glas Merlot –, »klang das, als wären Sie enttäuscht.«
»Wahrscheinlich war ich einfach nur naiv«, sagte sie.
»Dann war es also nicht die schlaueste Karriereentscheidung?«
Sie erzählte ihm, wie unglücklich sie mit ihrem Job bei der Bank gewesen sei. Wie sehr sie sich davor gefürchtet habe, auf eine Zukunft zuzusteuern, die vorhersehbar schien, und dass sie das unter immer unerträglicheren Druck gesetzt und sie jeden Tag an den Rand potentiell gefährlicher Depressionen getrieben habe. Wie eine Entscheidung, die so überstürzt und verrückt war wie diejenige, die sie schließlich getroffen hatte, ihr letzten Endes als der einzige Ausweg erschienen sei. »Ich habe da nie reingepasst«, sagte sie. »Nicht wirklich. Ich habe nie das Richtige gesagt, ich hatte nie das Richtige an, ich habe nie das Richtige getan .« Sie dachte ein paar Sekunden lang nach. »Das habe ich nie, wenn ich ehrlich bin.« Sie senkte den Blick und rieb mit einem Finger an der Tischkante. »Reingepasst, meine ich.«
»So was wird überbewertet«, sagte Thorne.
»Das Bescheuerte daran ist, dass ich eine Zeit lang tatsächlich dachte, ich wäre auf den Füßen gelandet. Frank Anderson hat gesagt, er bräuchte jemanden wie mich, und ich fühlte mich … bestätigt, wissen Sie? Ich dachte, er meint jemanden, der enthusiastisch ist, der sich einarbeiten möchte und so. In Wirklichkeit hat er nur jemanden gesucht, der sich um seine Buchhaltung kümmert und mal kurz in die Spirituosenhandlung geht, wenn ihm der Scotch ausgegangen ist.« Sie trank einen Schluck Wein und dann noch einen. »Außerdem wusste er, dass sich mit Sexfallen ordentlich Geld verdienen lässt, und er konnte den Lockvogel schließlich nicht selber spielen.«
»Stimmt …«
»Also hieß es für mich wieder Make-up und High Heels.« Annas Gesicht war nicht ganz so rot wie ihr Wein, aber viel fehlte nicht. »Wer hätte gedacht, dass es etwas gibt, das noch weniger sexy als das Bankwesen ist, hm?«
Thorne lachte.
»Geschweige denn etwas, bei dem ich mich noch mieser fühle, weil ich meinen Lebensunterhalt damit verdiene.«
»Deswegen lasse ich mir schon lange keine grauen Haare mehr wachsen.«
»Also, ja, ich bin enttäuscht.« Sie klopfte mit einem Finger gegen den Rand ihres Glases und betrachtete ihren Fingernagel, der abgekaut und eingerissen war, wie Thorne sehen konnte. »Aber nicht so enttäuscht wie manch andere.« Sie blickte auf. »Meine Eltern waren nicht gerade begeistert.«
»Da kann man sie schon verstehen.«
»Aber sie haben mich nicht verstanden.« Ihr Tonfall war beiläufig, doch um ihren Mund war ihre Anspannung zu erkennen. »Vor allem meine Mum. Wir haben uns gestritten.«
Thorne rang nach Worten. Er dachte an die Wortwechsel, die er mit seinem Vater gehabt hatte, sowohl vor als auch nach dessen Tod vor ein paar Jahren. Inzwischen hatte er erfahren, dass es sich bei dem Feuer, in dem sein Vater ums Leben gekommen war, nicht um einen Unfall gehandelt hatte. Jim Thorne war seinetwegen ins Visier geraten.
Thorne wachte noch immer manchmal nachts auf, war schweißgebadet und konnte den Rauch schmecken.
Er sah Anna an und zog in Erwägung »Tut mir leid« oder »Seien Sie froh, dass Sie Ihre Eltern noch haben« zu sagen. Letzten Endes entschied er sich jedoch für ein verständnisvolles Nicken und die Sicherheit, die ihm sein Bierglas bot.
»Ich denke, ich werde Donna morgen mal einen Besuch abstatten«, sagte er.
»Okay, aber ich habe Ihnen bereits
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