Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

blinzelnd die Tür öffnete, in wenigen Jahren in den Ruhestand gehen würde.
    In einen angenehmen, behaglichen Ruhestand.
    Thorne und Holland zeigten dem Gefängnisaufseher ihre Dienstmarken.
    »Ich hoffe, wir stören nicht«, sagte Holland.
    »Ich nehme an, es geht darum, was gestern Abend passiert ist.«
    Thorne bestätigte das.
    »Dann kommen Sie am besten mal rein«, sagte Cook. »Ich habe gerade erst Wasser aufgesetzt.«
    »Wenn es Ihnen recht ist, möchte ich das nicht lange ausdehnen, Howard. Ich will nur wissen, wo das Messer ist.«
    »Wie bitte?«
    Aus dem Haus war die Geräuschkulisse einer Fernsehsendung zu hören, eine Menge Geschrei, Schüsse.
    »Das Messer, die angespitzte Zahnbürste … was auch immer Grover benutzt hat. Ich will nur wissen, wohin Sie die Waffe haben verschwinden lassen, nachdem er sie Ihnen zugesteckt hatte.«
    Cook war geschockt oder spielte es erstaunlich gut. Thorne vermutete, dass das weniger an der Anschuldigung selbst lag, sondern eher an der Art und Weise, wie er ihn damit konfrontiert hatte.
    »Wie können Sie es wagen?«, sagte Cook. »Wie können Sie es wagen , verdammt?«
    »Mir ist klar, dass Sie traumatisiert sind«, sagte Holland. »Also, Sie sollten vielleicht mal darüber nachdenken, sich wieder zu beruhigen.«
    »Ich bin völlig ruhig.« Cook verschränkte die Arme vor der Brust und schluckte. Seine Lippen waren trocken und weiß. »Und ich denke drüber nach, in wie viele Stücke mein Anwalt euch zwei Klugscheißer zerreißen wird.«
    »Das wird teuer werden«, erwiderte Holland. »Ich hoffe, Sie haben ein bisschen Kohle auf die Seite geschafft.«
    Eine Frau tauchte hinter Cook auf und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei. Er drehte sich nicht um, sagte nur, er müsse sich um etwas kümmern, und forderte sie auf, wieder ins Wohnzimmer zu gehen.
    »Wenn wir lange genug graben, werden wir auch was ausbuddeln«, sagte Thorne. »Das sollte Ihnen klar sein.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, wie lange ich schon Gefängnisaufseher bin?«
    Thorne ignorierte ihn. »Wir werden die Waffe finden. Wir werden jemanden finden, der gesehen hat, wie Sie sie weggeworfen haben oder wie Sie die Überwachungskamera abgeschaltet haben. Wir werden jemanden finden, der bereit ist, Sie zu verpfeifen.«
    »Seit dreißig Jahren.« Er deutete in Richtung Stadt. Die Spitze des Turms der Kathedrale war in der Ferne gerade noch zu erkennen. »Länger als die meisten Mistkerle da drin einsitzen. Glaubt ihr zwei Clowns denn tatsächlich, ich lasse mir das von euch sagen?«
    »Sie sind erledigt«, sagte Holland. »Wenn Sie das nächste Mal einen Fuß in ein Gefängnis setzen, kommen Sie nicht mehr zum Abendessen nach Hause.«
    »Ich sage gar nichts mehr, also können Sie sich Ihr Gelaber sparen.«
    »Wir wissen alle, was mit solchen wie Ihnen im Knast passiert.«
    Cook schüttelte den Kopf, als sei alles nur ein schlechter Scherz. Er bückte sich zu einem Blumentopf hinunter, der neben der Haustür stand, und zupfte abgestorbene Blätter von einer Pflanze.
    »Alles, womit Sie sich haben schmieren lassen, wird beschlagnahmt«, sagte Thorne, »und Ihre Pension können Sie vergessen.« Er nickte in Richtung Haus. »Wie wird sie zurechtkommen, wenn Sie nicht mehr da sind? Was wird sie tun, während Sie angespuckt werden und im Trakt für gefährdete Häftlinge ständig hinter sich schauen?«
    »Erzählen Sie uns einfach, was Sie mit dem Messer gemacht haben«, sagte Holland. »Das wäre ein guter Anfang.«
    Cook richtete sich langsam auf und musterte sie. Er zerdrückte die abgestorbenen Blätter in seiner Faust und warf die Überreste in ein Blumenbeet. Dann hob er die Schultern an und streckte das Kinn vor. »Nur zu, grabt ruhig«, sagte er. »Macht euch die Stiefel schmutzig. Wühlt im Dreck, dann werdet ihr schon sehen, was passiert. Ich kann euch nämlich eines versprechen: Wenn ihr fertig seid, werdet ihr von Kopf bis Fuß voll davon sein.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Zehenballen. »Ihr werdet rein gar nichts finden, weil es rein gar nichts zu finden gibt. Ihr werdet blöd dastehen, aber nach dem, was ich in letzter Zeit gelesen habe, seid ihr das wahrscheinlich gewohnt.«
    »Sind Sie fertig?«, fragte Thorne.
    Cook trat einen Schritt zurück und griff nach einer Boulevardzeitung, die auf einem Tisch an der Wand lag. Er deutete auf die Titelseite. »Das wart doch ihr, oder?« Er drehte die Zeitung hämisch um und hielt sie ihnen hin.
    Auf der Titelseite befand