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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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nicht, den Blick von ihr lösen. Er verspürte das Bedürfnis, am Straßenrand anzuhalten, an ihre Scheibe zu klopfen und sie zu fragen, ob alles in Ordnung sei, vermutete jedoch, dass sie es nicht begrüßen würde, wenn er sich einmischte. Dass sie, obwohl sie an einer belebten Straße parkte, entsetzt wäre, wenn ihr bewusst würde, dass jemand sie beobachtet hatte.
    Er sah, wie sie den Kopf schüttelte, als diskutiere sie mit sich selbst, als glaube sie, sie habe Unsinn geredet.
    Er beobachtete, wie sie weinte und weinte und weinte.
    Als die Ampel vor ihm auf Gelb schaltete, sah Thorne ein Mädchen – fünfzehn, vielleicht jünger – ein paar Häuser weiter aus der Tür kommen und auf das Auto zulaufen. Er nahm an, dass es sich um die Tochter der Frau handelte und dass diese auf sie gewartet hatte.
    Holte sie sie von einer Freundin ab? Von einer Party?
    Die Frau beugte sich über den Beifahrersitz, um die Tür zu öffnen, und drehte sich dann schnell weg, als das Mädchen in den Wagen sprang. Wischte sich übers Gesicht. Wollte ihre Tränen vor dem Mädchen verbergen oder das Ausmaß ihres Kummers.
    Genau in diesem Augenblick, und nur für einen Augenblick, traf sich Thornes Blick mit dem der Frau. Durch seine und ihre regennasse Scheibe, bevor sie sich wieder ihrer Tochter zuwandte und er langsam anfuhr.
    Auf dem restlichen Heimweg, vorbei an den Nash-Terrassen am Regent’s Park und den Parkway hinunter nach Camden, dachte er über sie nach. Fragte sich, wie unvermittelt ihr Zusammenbruch wohl gewesen sein mochte und ob es ihr schon einmal so ergangen war. Was brachte jemanden dazu, in einem geparkten Auto zu sitzen und zu heulen?
    Schlechte Nachrichten irgendwelcher Art. Der noch nicht lange zurückliegende oder unmittelbar bevorstehende Tod eines geliebten Menschen. Eine Diagnose …
    Oder war irgendetwas Allgemeineres der Grund gewesen? Etwas, das sie nicht vermeiden konnte und womit sie sich abfinden musste? Etwas, wogegen sie nichts anderes tun konnte, als allein dazusitzen und vor Wut und Enttäuschung zu weinen?
    Seine Gedanken waren noch immer bei der Frau, als er von der Kentish Road abbog und vor seiner Wohnung hielt. Er sah Louises silberfarbenen Renault Megane ein Stück weiter auf der anderen Straßenseite stehen. Als er gerade aussteigen wollte, ertönte das Mitteilungssignal seines Handys.
    Die SMS war von Anna Carpenter: Tut mir leid, dass ich heute vor Donnas Haus die Fassung verloren habe. War ziemlich albern von mir! Bitte halten Sie mich nicht für verrückt oder so. Sie müssen wissen, dass ich der Sache gewachsen bin. Ich bin stärker, als ich aussehe :0)
    Thorne ließ den Motor wieder an. Er schaltete das Radio aus und die Heizung ein. Dann rief er sie an.

Sechzehntes Kapitel

    Freitagabend war der Höhepunkt der Woche, und der Club war wie immer gut besucht. Die Tanzfläche war brechend voll. Auch wenn man sich kaum bewegen konnte, glitzerte Schweiß auf gebräunten Schultern und zeigte sich in dunklen Flecken auf teurem weißem und cremefarbenem Leinen. Er plauderte ein paar Minuten mit dem Besitzer, einem Mann, den er fast schon so lange kannte, wie er im Land war, genehmigte sich an der Bar eine Flasche San Miguel und nahm dann eine Gratisflasche Champagner mit in den VIP -Bereich.
    Die Gorillas, die das Samtseil flankierten, ließen ihn mit einem Lächeln ein und steckten das Geld, das er ihnen in die Hand gedrückt hatte, in die Hosentasche.
    Er kannte die meisten der bereits Anwesenden und tauschte auf dem Weg zu einer der Sitznischen Lächeln und den einen oder anderen Händedruck. Gelegentlich trieb sich irgendein zweitklassiger Profifußballer mit einem Glamour-Model im Schlepptau herum oder ein Mainstream-Comedian, der es auf die Euros der Touristen abgesehen hatte, doch die meisten von denen, die in dieser Gegend als » VIP s« galten, hatten sich diese Bezeichnung auf dieselbe Weise verdient wie er.
    Es gab ganz unterschiedliche Möglichkeiten, um bekannt zu werden.
    Er war hier mit Candela verabredet. Sie tanzte gerne, und er zeigte sie gerne her. Ihre Beziehung war eine mit Unterbrechungen, nichts allzu Ernstes, doch er genoss ihre Gesellschaft, liebte, was sie im Bett anstellte, und glaubte, seine Gefühle würden erwidert. Heute Abend würden sie miteinander essen und sich ein paar Drinks genehmigen, ehe sie zu ihm nach Hause fuhren. Sie würden ausschlafen, und nach dem Frühstück würde er mit ihr shoppen gehen und ihr irgendetwas Schönes kaufen.
    Es war wichtig,

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