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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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waren ihrer Stimme die Frustrationen des Tages zu entnehmen. »Sie hat wieder Gift verspritzt, das Übliche eben.«
    »Welche Art von Gift?«
    »Spielt keine Rolle. Aber keine Sorge, die knöpfe ich mir schon noch vor.«
    Thorne grunzte. Er wusste, dass sie das tun würde. »Also …«
    »Klingt so, als hättest wenigstens du einen sinnvollen Tag gehabt.«
    »Ich denke schon.« Thorne entfernte sich noch einen Schritt von der Wohnzimmertür. »Auch wenn die letzten Stunden eher was mit häuslicher Pflege zu tun hatten.«
    »Deine gute Tat für dieses Jahr«, sagte Louise.
    »Dann sehen wir uns vermutlich morgen Abend.«
    »Eigentlich hatte ich vor, morgen in meine Wohnung zu fahren. Ich muss ein paar Dinge erledigen.«
    »Oh, okay. Ich dachte nur, es wäre nett …«
    »Wenn du willst, kannst du ja zu mir kommen.«
    Mit einem Mal fühlte sich die Unterhaltung gestelzt und merkwürdig an. Vor allem deshalb, weil sie solche simplen Vereinbarungen schon hundertmal zuvor getroffen hatten.
    »Dann mache ich das«, sagte Thorne.
    »Vorausgesetzt natürlich, du überstehst die Nacht …«
    Als Thorne das Wohnzimmer wieder betrat, war Boyle in seinem Sessel eingeschlafen. Thorne rüttelte ihn behutsam wach und empfahl ihm, ins Bett zu gehen, doch Boyle beharrte darauf, dass er in seinem Sessel bestens aufgehoben sei. Er tastete blind nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Dann riss er die Augen weit auf und griff nach unten zu seinem stark dezimierten Bierdosenvorrat.
    »Recht haben Sie«, sagte er. »Also, wo waren wir stehen geblieben?«
    Thorne rief das Taxiunternehmen an und bestellte ein Taxi für Viertel nach fünf am nächsten Morgen. Er sagte dem Mann in der Zentrale, er wisse, dass das irrsinnig früh sei, und bat ihn, dafür zu sorgen, dass das Taxi pünktlich komme. Dann sammelte er ein paar leere Dosen ein, trug sie in die Küche, schenkte sich ein Glas Wasser ein und sagte gute Nacht.
    Als er auf der Suche nach einem freien Zimmer nach oben ging, hörte er Andy Boyle leise mit sich selbst reden.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

    Jeremy Grover lag auf seiner Pritsche und lauschte.
    In der Stunde, nachdem abgeschlossen wurde, war im Trakt immer eine Menge Geplauder zu hören: Frühere Unterhaltungen wurden fortgesetzt, Neuigkeiten ausgetauscht. Hinter den Türen der Zellen entlang des Gangs wurden schmutzige Witze erzählt, Lieder gegrölt. Gerüchte wurden verbreitet, Schimpfwörter benutzt und Drohungen ausgesprochen.
    Er lauschte, ob Howard Cooks Name fiel.
    Ein paar von den Schwarzen hatten über Howard Cook gesprochen, als das Abendessen ausgegeben wurde, hatten sich in einer Ecke kaputtgelacht und vergnügt die Gefängnisaufseher angegrinst, die Dienst hatten. Grover hatte sie gehört, hatte den Namen aufgeschnappt und war zu ihnen hinübergegangen. Sie hatten ihm gesagt, dass es große Neuigkeiten gäbe, die verdammt witzig seien. Einer von ihnen hatte irgendetwas darüber gesagt, dass Cooks Ruhestand jetzt endgültig sei, doch ein fetter, hässlicher Aufseher namens Harris war hergekommen und hatte der Unterhaltung ein Ende gesetzt, bevor Grover irgendwelche Details herausfinden konnte.
    Harris war ein Kumpel von Cook, und nach dem Gesichtsausdruck des Mistkerls zu schließen, hatte er ebenfalls etwas gehört.
    Grover war nach dem Abendessen sofort aufgestanden, hatte sich zurück in seinen Trakt begeben und war in sein Bett gekrochen. War froh gewesen, allein zu sein, bis abgeschlossen wurde, da er Zeit zum Nachdenken brauchte. Hatte gehofft, das flaue Gefühl in seiner Magengegend würde sich legen. Er hatte das Handy aus seinem Versteck hervorgeholt und eine SMS an die übliche Nummer gesendet, in der er deutlich machte, dass er Informationen brauche. Dass er Instruktionen brauche.
    Jetzt lag das Handy im Kissenbezug versteckt unter seinem Kopf. Ironischerweise handelte es sich um das Handy, das Howard Cook ihm gegeben hatte.
    Grover war damals bewusst geworden, dass Cook Dreck am Stecken hatte. Dass sie letzten Endes auf derselben Seite standen. Diese Erkenntnis hatte ihn völlig überrascht. Hätte Grover raten sollen, bei wem es sich um einen korrupten Aufseher handelte, hätte er zuerst etliche andere Namen genannt – unter anderem diesen Fettsack Harris –, bevor er auf Howard Cook getippt hätte. Er nahm an, dass für die Aufseher dasselbe galt wie für die Häftlinge: Oft konnten diejenigen, die aussahen, als seien sie total durchgeknallt, keiner Fliege etwas zuleide tun, während

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