Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
kämpfte sich mit dem Sand die Treppe hinauf. Kyle hatte das Schloss schon aufgebrochen und stand in Vinces Zimmer.
»Bis jetzt dachte ich immer, du wärst schlampig«, meinte Kyle.
Vince und sein kleiner Bruder Paul hielten offenbar nicht viel vom Aufräumen. Überall lagen dreckige Klamotten, Zeitschriften und CDs.
»Das ist ein ganz normales Jungenzimmer«, behauptete James.
»Nicht mehr lange. Schütte du den Sand überall aus, ich suche irgendwas Flüssiges.«
James verteilte den Sand über die Betten, Schubladen und Schreibtische. Kyle schmuggelte Großpackungen Pepsi aus der Küche herauf. Sie schüttelten die Flaschen, sodass sie explodierten, als sie die Deckel aufmachten. Als sie fertig waren, war alles mit graubraunem Schlamm bedeckt.
James lachte. »Ich würde zu gerne sein Gesicht sehen.«
»Dann sind wir längst weg. Willst du mal sehen, was in seinem Schließfach ist?«
Er zog einen Metallgegenstand aus seiner Tasche.
»Was ist das?«, fragte James.
»Ein Gerät zum Schlösserknacken. Öffnet die meisten Türen. In der Grundausbildung lernst du, damit umzugehen.«
»Cool«, fand James.
Kyle schob das Werkzeug in Vinces Vorhängeschloss und drehte es ein paar Mal hin und her, bis die Metalltür aufsprang.
»Pornohefte«, sagte er.
Er kippte die Hefte auf den Boden.
»Warte mal.«
»Was ist?«, fragte James.
»Sieh dir das an.«
Hinten im Schließfach lagen einige ziemlich gefährlich aussehende Messer.
»Die werde ich konfiszieren«, erklärte Kyle. »Hol mir etwas, in das ich sie einwickeln kann.«
»Aber hier ist alles nass.«
»Das ist mir egal«, sagte Kyle. »Ich kann wohl kaum mit dem Zeug in der Hand über den Flur laufen.«
James fand unter Pauls Bett noch ein T-Shirt, auf dem nur wenig Sand war. Kyle wickelte die Messer darin ein.
»O.K., James, wie lange haben wir noch, bis wir abgeholt werden?«
»Zwanzig Minuten.«
»Zwanzig Minuten zu viel«, erklärte Kyle. »Ich hasse dieses Loch.«
12.
In der CHERUB-Uniform mit dem hellblauen Lehrlings-T-Shirt saß James in Meryl Spencers Büro. Meryl war James’ persönliche Betreuerin bei CHERUB. Sie hatte bei den Olympischen Spielen von Atlanta eine Goldmedaille im Kurzstreckenlauf gewonnen und unterrichtete auf dem Campus Leichtathletik. Ihre Beine sahen aus, als könne sie damit Felsen zerknacken.
Meryl hielt den Schlüssel für das Sicherheitsschließfach hoch.
»Hier kommen nicht viele Kinder mit so etwas her«, sagte sie.
»Ich habe ihn bekommen, als meine Mutter starb«, erwiderte James. »Ich weiß nicht, was in dem Schließfach ist.«
»Verstehe«, meinte Meryl, offensichtlich nicht überzeugt. »Wir werden den Schlüssel für dich sicher aufbewahren. Was ist mit dem Geld, das Kyle in deinem Zimmer gefunden hat?«
James war auf Fragen nach seinem Geld vorbereitet. Er hatte schon vermutet, dass Kyle seine Sachen durchsucht hatte, als er das Schloss an Vinces Schließfach geknackt hatte.
»Das gehörte meiner Mutter«, gab er zurück.
»Wie viel war es?«, wollte Meryl wissen.
»Viertausend. Aber ein paar hundert habe ich ausgegeben.«
»Nur viertausend?«
Meryl griff in die Schreibtischschublade und zog eine grüne Schalttafel und ein Gewirr von elektrischen Drähten hervor. Es waren die Innereien des Kassettenrekorders, das erkannte James sofort.
»Oh«, machte er. »Sie wissen davon?«
Meryl nickte.
»An dem Tag, als ihr euch kennen gelernt habt, fand Kyle das Innenleben des Rekorders im Mülleimer und auch das Geld, das du versteckt hast. Wir fanden heraus, dass es aus dem Safe deiner Mutter stammte. Du hast sogar einiges davon herumliegen lassen, um Ron irrezuführen, falls er danach suchen sollte. Wir waren hier alle ziemlich beeindruckt von dem, was du getan hast. Das ist einer der Gründe, warum du eine Einladung von CHERUB erhalten hast.«
»Ich kann nicht fassen, dass ihr das alles über mich herausgefunden habt«, sagte James.
Meryl brach in Gelächter aus.
»James, schwierig ist es, etwas über internationale Drogenschmugglerkartelle und Terroristengruppen herauszufinden. Die Geheimnisse zwölfjähriger Jungen sind in der Regel leicht zu knacken.«
James lächelte unsicher. »Tut mir Leid, dass ich gelogen habe. Ich hätte es mir denken können.«
»Siehst du die Aschenbahn vor dem Fenster?«, fragte Meryl.
»Ja«, antwortete James.
»Wenn du mich das nächste Mal anlügst, wirst du dort so viele Runden laufen, dass dir schwindlig wird. Sei ehrlich zu mir, klar?«
James nickte.
»Was
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