Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
was James je mitgemacht hatte. Das erste Mal, als er sich vor Anstrengung übergeben musste, hielt er vor Schreck inne. Kerry riet ihm, weiterzulaufen, aber James hörte nicht auf sie. Speaks gab ihm, einen Stoß in den Rücken und trat dann auf seine Hand.
»Du hörst nur auf zu trainieren, wenn du tot oder ohnmächtig bist!«, schrie er.
James war dicht davor aufzugeben.
So langsam gewöhnte er sich jedoch an das Leben in der Hölle. Er hatte zwölf Kratzer und sechsundzwanzig blaue Flecken an seinem Körper, die Stellen, die er nicht sehen konnte, nicht mitgezählt. Er duschte zwei Mal am Tag, hatte aber nie Zeit, sich den Dreck von schwierigen Stellen wie den Fingernägeln und aus den Ohren zu entfernen. Sein Haar fühlte sich an wie Stroh, und wenn er mit der Hand hindurchfuhr, fielen Krümel heraus, auch wenn er es gerade gewaschen hatte. Wenn er die Chance bekäme, würde er es abschneiden lassen.
Das Schlimmste am Training war nicht die Erschöpfung, sondern dass man immer fror. James schlief unter einem hauchdünnen Laken in einem unbeheizten Raum. Morgens war der Boden unter den Füßen eiskalt. Die Ausbilder zwangen einen unter die eisige Dusche. Die Kleider wurden nie richtig trocken, sie waren feucht und steif, sobald man sie anzog. Nicht, dass das lange eine Rolle spielte. Nach fünf Minuten auf dem Parcours war man klatschnass von Eiswasser und Matsch, der durch die Hosen sickerte und einen für den Rest des Tages durchweichte.
Nur gelegentlich fühlten die Schüler Momente der Wärme, die sie wie einen Segen empfanden. Es gab heiße Getränke zum Mittagessen, die warme Dusche und das warme Essen am Abend. Wenn man Glück hatte, verletzte man sich ernsthaft genug, um in die Krankenstation zu kommen, aber nicht schwer genug, um aus dem Kurs zu fliegen. Dann konnte man in einem zweiundzwanzig Grad warmen Raum mit einer Kaffeemaschine und Schokoladenkeksen, die man in seinem Kaffee aufweichen und anwärmen konnte, auf die Krankenschwester warten. Shakeel und Connor erlitten solch segensreiche Verletzungen, James hingegen konnte nur davon träumen.
Die fünf Unterrichtsstunden zwischen den Trainingseinheiten waren der leichteste Teil des Tages. Waffenkunde war am coolsten und dazu gehörte mehr als nur Schießen. James konnte mittlerweile eine Waffe auseinander nehmen und reinigen, eine Kugel so entschärfen, dass sie nicht losging, oder eine Waffe falsch zusammensetzen, damit sie klemmte. Er wusste sogar, wie man eine Kugel so präparierte, dass sie in der Kammer explodierte und den Abzugsfinger abriss. In der nächsten Stunde sollten sie mit den Messern anfangen.
In Spionage ging es nur um Spezialausrüstung. Sie lernten, elektronische Abhörgeräte einzusetzen, sich in Computer einzuhacken, Schlösser zu knacken, Kameras oder Fotokopierer zu benutzen. Nicht so spektakulär, wie man es in Filmen sah. Mrs Flagg, eine frühere Spionagelehrerin des KGB, stand immer mit Pelzstiefeln, einem Pelzmantel, Hut und Schal im unbeheizten Klassenraum, während ihre Schüler in feuchten T-Shirts dasaßen und zitterten. Gelegentlich schlug sie die Hände zusammen und beklagte sich darüber, dass die Kälte nicht gut für ihre Krampfadern war.
Die besten Spionagestunden waren die, in denen es um Sprengstoff ging. Dieses Fach unterrichtete Mr Large. Dabei legte er seine Folterknechtmentalität ab und erklärte mit kindlicher Freude die feineren Details bei der Verwendung von Dynamit und Plastiksprengstoff. Bei jeder Gelegenheit ließ er etwas hochgehen. Einmal platzierte er sogar eine Richtungssprengladung auf James’ Kopf. Die Ladung ging hoch und hinterließ an der Decke ein Loch von der Größe eines Golfballs.
»James wäre natürlich umgekommen, wenn ich die Ladung andersherum angebracht hätte. Oder wenn es eine Fehlzündung gegeben hätte.«
James hoffte, er mache Spaß, aber der Größe des Loches in der Decke nach zu urteilen, war es wohl nicht so.
Die Überlebenstechniken wurden von den drei Übungsleitern draußen vermittelt. Es war wirklich interessant: Man lernte, sich einen Unterschlupf zu bauen und welche Teile von Tieren und Pflanzen man ruhigen Gewissens essen konnte. Die besten Lektionen waren die übers Feuermachen und Kochen, denn da bekam man etwas Wärme und zusätzliches Essen, auch wenn es nur ein Eichhörnchen oder eine Taube war.
Zwei Fächer hasste James. Das erste war Sprachen. Kinder wie Kerry, die schon seit Jahren bei CHERUB waren, verfügten bereits über gewisse
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