Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
verkaufte Cathy auch Informationen an die Polizei.
Ein paar zwielichtige Gestalten gab es in Fort Harmony immer. Tauchte ein Drogendealer oder ein Ausreißer auf, fuhr Cathy nach Craddogh und rief von der Telefonzelle im Dorf aus an. Meist waren die Polizisten nicht an dem interessiert, was sie zu erzählen hatte, und wenn doch, dann zahlten sie nur zehn oder zwanzig Pfund. Bei einem Drogendealer, den sie mit einer Menge Stoff erwischten, konnten es auch schon mal fünfzig sein.
Cathy fühlte sich als Spitzel nicht sehr wohl, aber manchmal entschied es darüber, ob sie eine Flasche Gas für die Heizung kaufen konnte oder in ihrer Hütte frieren musste.
Als Petrocon angekündigt wurde, wuchs das Interesse der Polizei für das, was Cathy zu sagen hatte, und ihre Informationen stiegen im Wert. Sie bekam jedes Mal mindestens dreißig Pfund, und die Polizei wollte alles wissen, was in Fort Harmony vor sich ging, wer kam, wer ging, ob jemand etwas Verdächtiges tat, ob es Streit gab. Cathy fand Geschmack am Geld. Bald hatte sie ein ganzes Bündel Banknoten in einer leeren Bohnendose versteckt.
Der MI5 machte Cathy ein Angebot: Sie sollte zweitausend Pfund bekommen, wenn sie in den Wochen vor Petrocon zwei Undercover-Agenten bei sich in Fort Harmony aufnahm. Cathy gefiel diese Idee nicht sonderlich, da sie seit dreißig Jahren allein lebte. Der MI5 bot ihr mehr Geld, bis sie schließlich zustimmte.
James, Amy und Ewart betraten das Bristol Travelhouse, ein Hotel an einer Autobahnraststätte. Cathy Dunn erwartete sie in ihrem Zimmer in einer Wolke von Zigarettenqualm.
»Mein Name ist Ewart und das hier sind Ross und Courtney.«
Cathy richtete sich auf dem Bett auf. Sie sah angetrunken aus und wirkte um Jahre älter als auf den Bildern, die James von ihr gesehen hatte.
»Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte Cathy.
»Wir haben miteinander telefoniert«, erinnerte Ewart sie. »Sie sollen sich um Ross und Courtney kümmern, bis die Konferenz vorbei ist.«
»Sie haben mich drei Tage in diesem Loch warten lassen«, sagte Cathy, »und jetzt tauchen Sie mit zwei Kindern auf. Wenn das Ihre Art zu scherzen ist, finde ich sie nicht witzig.«
»Sie haben einen Deal mit uns gemacht«, erwiderte Ewart. »Das hier ist der Deal.«
»Ich habe zugestimmt, zwei Undercover-Agenten aufzunehmen, nicht, mich um zwei Kinder zu kümmern.«
»Ross und Courtney sind Agenten. Machen Sie ihnen Frühstück und schicken Sie sie ein paar Wochen lang zur Schule, das ist nicht sonderlich anspruchsvoll.«
»Die Regierung benutzt Kinder, um ihre schmutzige Arbeit zu tun?«, staunte Cathy.
»Ja«, antwortete Ewart.
Cathy lachte. »Das ist absolut ekelhaft! So etwas tue ich nicht.«
»Sie haben bereits unser Geld angenommen«, erinnerte Ewart sie. »Können Sie es sich leisten, es zurückzuzahlen?«
»Ich bin nach Griechenland gefahren und habe einiges dafür ausgegeben, meine Hütte in Ordnung zu bringen.«
»Dann sieht es ganz so aus, als kämen Sie nicht mehr aus der Vereinbarung raus.«
»Was ist, wenn ich mich weigere, sie aufzunehmen?«, fragte Cathy. »Was, wenn ich zur Presse gehe und allen erzähle, dass Sie die Leute von Kindern bespitzeln lassen?«
»Wenn Sie zur Presse gehen, wird man sie höchstens für einen durchgeknallten alten Hippie halten«, sagte Ewart. »Niemand wird Ihnen auch nur ein Wort glauben. Und selbst wenn Sie jemanden finden, der Ihnen glaubt, sollten Sie daran denken, dass Sie eine offizielle Geheimhaltungserklärung unterschrieben haben, bevor Sie unser Geld genommen haben. Für die Preisgabe von Geheiminformationen können Sie bis zu zehn Jahre ins Gefängnis wandern.«
Cathy machte ein böses Gesicht. »Ich habe der Polizei immer geholfen und jetzt behandeln Sie mich wie Dreck!«
Ewart riss Cathy an ihrem Pullover hoch und stieß sie gegen die Wand.
»Sie brechen Ihren Deal mit uns nicht«, rief er. »Wir haben sechs Monate Arbeit in diese Operation gesteckt. Sie bekommen acht Riesen dafür, sich ein paar Wochen um die Kinder zu kümmern. Wenn das heißt, wie Dreck behandelt zu werden, können Sie mich wie Dreck behandeln, wann immer Sie wollen!«
James war schockiert, Ewart ausflippen zu sehen. Bisher hatte er das Gefühl gehabt, bei dieser Mission ginge es lediglich darum, besser zu sein als Kyle, Bruce oder Kerry. Jetzt erst begann es, real zu werden. Menschen konnten von Bomben zerrissen werden oder für den Rest ihres Lebens im Gefängnis landen. Plötzlich war sich James nicht mehr sicher, ob er
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