Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
James nervös.
»Zieh deine Jacke aus!«, verlangte Amy.
Sie drückte vier Pillen aus der Packung und gab sie James. Ein Blick auf die Packung verriet James, dass es sich um ein Antibiotikum namens Ciprofloxacin handelte.
»Ich brauche Wasser, um sie herunterzuspülen«, sagte James.
»Haben wir nicht«, meinte Ewart. »Hab ich vergessen. Versuch’s mit Spucke, je schneller sie in deinem Blutkreislauf sind, desto besser.«
Doch James’ Mund war vom Laufen ganz trocken, daher brauchte er eine Weile, bis er die Tabletten geschluckt hatte.
»Ich kann die Nadel nicht still halten, solange der Wagen fährt«, sagte Amy.
Ewart trat auf die Bremse und hielt am Straßenrand. Sofort stach Amy grob mit der ersten Nadel zu. Es tat höllisch weh.
»Hast du das überhaupt schon mal gemacht?«, fragte James.
Amy antwortete nicht und gab ihm die zweite Spritze, woraufhin Ewart wieder Gas gab.
»Sagt ihr mir jetzt endlich, was los ist?«, rief James.
»Sie haben keine Bombe gebastelt«, erklärte Ewart, »sondern eine Biowaffe. Die ferngesteuerten Autos haben Zylinder mit Bakterien transportiert.«
»Oh Gott«, meinte Amy. »Jetzt, wo du es sagst, ist es offensichtlich! Bungle war Professor für Mikrobiologie. Fire und World haben an der Uni Biologie studiert. Sie wissen alles darüber.«
»Auf einmal passte alles zusammen«, erklärte Ewart. »Man verbreitet eine Krankheit in einem großen Gebäude am besten über die Klimaanlage. Ich habe den Lieferwagen überprüft, den Amy gesehen hat. Er gehört einem Mann, der für die Klimaanlagen von Green Brooke zuständig ist. Und diese Akte mit dem RKM-Logo in Bungles Hütte. Zuerst dachte ich, es würde sich um ein Computerhandbuch handeln, aber RKM stellt auch Klimaanlagen her.«
»Und was ist es?«, fragte Amy.
»Die Polizei hat die Zylinder noch nicht analysiert«, sagte Ewart, »aber höchstwahrscheinlich ist es der Milzbrand-Erreger.«
»Mein Gott!«, stieß Amy hervor.
»Ich versteh nur die Hälfte«, meldete sich James. »Kann einer von euch vielleicht auch mal verständlich reden?«
»Weißt du, was Milzbrand ist, James?«, fragte Ewart.
»Nein, keine Ahnung, aber ich nehme an, es ist nichts Gutes, und ihr denkt, ich habe es.«
»Milzbrand ist eine außergewöhnliche Krankheit. Die meisten Bakterien können außerhalb des Körpers nur etwa acht Minuten überleben«, erklärte Ewart. »Der Milzbrand-Erreger dagegen überlebt bei nahezu jeder Temperatur bis zu sechzig Jahre. Dadurch kann man es leicht lagern und als Waffe einsetzen. Ein Becher Milzbrand-Sporen in der Luft kann hunderte von Menschen töten.«
»Und wie habe ich es bekommen?«, fragte James.
»Vielleicht bist du gar nicht infiziert«, sagte Ewart. »Die Antibiotika sind nur eine Vorsichtsmaßnahme. Erinnerst du dich an die orangefarbene Kiste unter der Bank in der Werkstatt?«
»Ja«, sagte James.
»Das war ein versiegelter Behälter zur Entsorgung von toxischen Rückständen. Er hätte bei zweitausend Grad Celsius verbrannt werden sollen.«
»Ich habe ihn aufgemacht und meine Hand hineingesteckt«, erinnerte sich James.
»Unglücklicherweise«, meinte Ewart. »Als ich das Foto gesehen habe, das du vom Inhalt gemacht hast, dachte ich, mein Herz bleibt stehen. Es sieht aus, als hätten sie die Handschuhe und Gesichtsmasken, die sie benutzt haben, als sie die Milzbrand-Erreger präparierten, dort hineingeworfen.«
»Könnte ich daran sterben?«, fragte James.
»Ich will ehrlich sein, James. Wenn du die Bakterien eingeatmet hast, könntest du in Schwierigkeiten stecken. Selbst mit den Antibiotika, die wir dir gegeben haben, besteht eine fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass sie tödlich sind.«
»Könnte ich damit auch Amy oder sonst jemanden infiziert haben?«, fragte James.
»Möglicherweise sind einige Bakterien an deinen Fingern haften geblieben, aber die Krankheit ist nur ernsthaft, wenn man tausende davon einatmet. Man wird Amy im Krankenhaus sicherheitshalber untersuchen.«
»Wie lange wird es dauern, wenn ich sterbe?«, wollte James wissen.
»Es fühlt sich am Tag nach der Infektion an wie Grippe. Die meisten Menschen sterben innerhalb von neun Tagen.«
»In welches Krankenhaus fahren wir?«, fragte Amy.
»Etwa siebzig Kilometer von hier gibt es ein Militärkrankenhaus, in der Nähe von Bristol«, sagte Ewart. »Sie fliegen einen Arzt aus Manchester ein. Er weiß mehr über Milzbrand als jeder andere.«
Vier Krankenschwestern in Militäruniform zogen James aus dem Auto
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