Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)
behalte?«
Kerry riss ihm das Geld aus der Hand.
»Ist mir ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen«, sagte sie und lief James nach.
»Achtzig Mäuse, James?«, sagte sie böse. »Ich fasse es nicht, dass du mich aufs Kreuz legen wolltest, obwohl du eine fette Rolle Banknoten in der Tasche hast und ich nur ein spärliches Taschengeld bekomme.«
»Es war ein Irrtum«, log James. »Natürlich kriegst du die Hälfte davon.«
»Ich werde alles behalten«, eröffnete ihm Kerry und steckte das Geld in ihre Jeans. »Es sei denn, du willst mit mir darum kämpfen.«
16.
In St. Albans stiegen James und Kerry aus der Bahn.
»Schade, dass wir nicht früher hier angekommen sind«, meinte Kerry. »St. Albans ist ein historischer Ort. Hier gibt es römische Ruinen und Mosaiken und so.«
»Wie tragisch«, erwiderte James sarkastisch. »Nichts bringt mich mehr in Stimmung als ein gutes Mosaik. Aber wir müssen sowieso nicht in die Stadt, sondern in eine Wohnsiedlung.«
Vor dem Bahnhof stand eine Reihe von Taxis. Bevor der Fahrer die Jugendlichen irgendwohin brachte, wollte er erst sehen, ob James überhaupt Geld hatte. Sie fuhren an ein paar Bauernhöfen und mehreren richtig teuren Villen vorbei und landeten urplötzlich in einer Gegend voller Graffiti und Beton. Es schien, als habe ein fremdes Raumschiff eine Siedlung mitten aus London aufgesogen und dann festgestellt, dass es sie doch nicht mochte, und irgendwo hier ganz weit draußen fallen gelassen.
Das Taxi hielt vor einer Einkaufspassage. Außer der Kneipe, die zu einem Billardklub umfunktioniert worden war, war alles geschlossen. Der Klub hatte eine verstärkte Metalltür und Eisenstäbe vor den Glasschlitzen, die als Fenster dienten.
Als das Taxi davonfuhr, blickte Kerry sich nervös um. Es wurde bereits dunkel.
»An so einem Ort wohnt wohl also der totale Abschaum«, stellte James fest. »Thornton ist ja schon eine Müllkippe, aber es liegt wenigstens in der Nähe der Stadt. Hier ist ja rein gar nichts!«
Wie es sich zeigte, waren die Läden das Zentrum der Gegend. Dahinter befanden sich acht niedrige Wohnblocks. Drei davon waren vernagelt und trugen Schilder, die davor warnten, die Bauten ohne Gasmasken zu betreten, mit denen man sich vor Asbest schützen konnte. Ein Rudel Hunde streunte herum, in dunklen Ecken saßen ein paar Junkies, und die einzigen halbwegs normal aussehenden Leute, die sie entdecken konnten, hatten es auffällig eilig, so als befürchteten sie jederzeit einen Überfall.
James zog die Wegbeschreibung aus seiner Hosentasche.
»Nummer zweiundzwanzig, zweiter Stock, Mullion House.«
Sie fanden Mullion House, stiegen eine übel riechende Treppe hinauf und folgten einem Gang im zweiten Stockwerk. Die Nummern an den Türen endeten bei zwanzig. Dort klingelte James. Eine osteuropäisch klingende Frauenstimme rief in schlechtem Englisch durch den Briefschlitz: »Was ihr wollen?«
»Wissen Sie, wo Nummer zweiundzwanzig ist?«
»Was?«, schrie sie.
»Nummer zweiundzwanzig?«
»Warten. Ich hole meinen Sohn.«
Ein etwa zehnjähriger Junge kam zum Briefschlitz. Sein Englisch war einwandfrei.
»Nummer zweiundzwanzig gibt es nicht«, erklärte er. »Ich glaube, in allen Stockwerken ist die Nummerierung gleich. Es geht nur bis zwanzig.«
»Danke«, sagte James unglücklich und wandte sich vom Briefschlitz ab. »Entschuldigt die Störung!«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Kerry.
»Offenbar ist die Adresse falsch«, stellte James fest. »Ich rufe die Frau an, die mir die Lieferaufträge gibt. Sie wird uns helfen.«
James zog sein Mobiltelefon aus dem Trainingsanzug und wählte. Das Telefon gab nur einen Piepton von sich und im Display erschien die Nachricht: »Kein Signal.« Kerrys Versuch mit ihrem eigenen Telefon führte zum gleichen Ergebnis.
»Mist«, meinte James. »Man muss schon wirklich am Arsch der Welt sein, um keinen Handyempfang zu haben!«
Kerry sah über das Geländer zu den Läden hinunter.
»An der Bushaltestelle ist ein Münztelefon«, stellte sie fest.
James blickte hinunter. »Die Chance, dass das funktioniert, stehen wahrscheinlich eins zu einer Million.«
Doch sie hatten keine andere Wahl, daher gingen sie nachsehen. Das Telefon war nicht so sehr kaputt als vielmehr gar nicht mehr vorhanden. Kein Glas, kein Hörer, keine Knöpfe, nur verbrannter Müll.
»Hier ist es echt gruselig«, fand Kerry. »Glaubst du, sie lassen uns vom Billardklub aus telefonieren?«
»Darauf würde ich es nicht ankommen lassen«,
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