Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)
könnten«, sagte James. »Der Kerl hatte eine Knarre. Ich habe nicht mal mehr Turnschuhe an den Füßen!«
»Er ist ein Schmalspurgangster«, stellte Kerry fest.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Du hast gehört, was der Skinhead gesagt hat, als er deine Turnschuhe wollte. Der Haarige hat sie damit bezahlt, dass sie unser Zeug behalten durften. Das ist nicht unbedingt die Masche eines großen Mackers.«
»O. K.«, gab James zu. »Er ist also eine kleine Nummer, aber er hat trotzdem eine Knarre.«
»Aber er erschießt uns nicht. Nicht in einer Million Jahren«, meinte Kerry. »Er hat ein paar hundert dafür gekriegt, uns Angst einzujagen, sich die Drogen zu greifen und Keith Moore eine Nachricht überbringen zu lassen. Zwischen dieser Aktion und dem Mord an zwei Kindern liegt ein himmelweiter Unterschied.«
»Mal angenommen, du hast Recht«, stimmte James zu, »wie finden wir den Knaben?«
»Zu diesem himmlischen Örtchen hier führt offenbar nur ein Weg und wir haben ihn nicht gehen sehen. Wir suchen einen großen, fetten Drogendealer mit einer Menge Locken und einem Bart. Ich wette, einer der Penner hier kann uns einen Namen zu dieser Beschreibung liefern.«
»Und wir gehen einfach los und fragen?«
Kerry zuckte mit den Schultern.
»Wir lassen uns irgendeine Ausrede einfallen, warum wir ihn finden müssen.«
»Die Sache ist nur die«, gab James zu bedenken. »Wenn man gerade der KMG Stoff im Wert von dreihundert Riesen abgeknöpft hat, bleibt man wahrscheinlich nicht lange in der Gegend.«
»Ich weiß«, meinte Kerry. »Aber er rechnet nicht damit, dass die KMG erfährt, was passiert ist, bevor wir die Stadt erreichen. Zumindest in der nächsten Stunde noch nicht.«
»Es ist dir ernst, nicht wahr?«, versicherte sich James. »Ich muss wirklich auf Socken einen Drogendealer mit einem Schießeisen jagen?«
»Ich glaube, es ist das Risiko wert. Aber ich will dich nicht zwingen. Wenn du nicht willst, machen wir uns auf den Heimweg.«
James dachte einen Augenblick darüber nach, während er sich die blutige Lippe mit dem Saum seines T-Shirts abtupfte. Er rechnete sich keine großen Chancen aus. Wenn es nicht Kerry gewesen wäre, hätte er sicher Nein gesagt.
»Gehen wir und lassen uns erschießen«, meinte er, stand auf und ging vorsichtig die ersten Schritte seit der Prügelei.
Sie schlichen hinter den Läden entlang und duckten sich in der Nähe des Billardklubs, damit sie von drinnen niemand sah. Am Fuß einer Treppe saßen ein paar dürre junge Frauen. Als sie den Haarigen beschrieben, glotzten sie James und Kerry nur verständnislos an. Beim zweiten Versuch, bei einer Gruppe Teenager, hatte Kerry mit ihrer Beschreibung mehr Erfolg.
»War das eine Art Heavymetal-T-Shirt?«
»Ja«, antwortete Kerry. »Wisst ihr, wo wir ihn finden können? Er hat vor dem Billardklub seine Schlüssel verloren und wir haben sie gefunden.«
»Hört sich nach Crazy Joe an«, meinte ein Halbwüchsiger. »Er wohnt im Alhambra House. Seid lieber vorsichtig, der ist total irre und die meiste Zeit voll auf Droge.«
»Weißt du, wo er genau wohnt?«, fragte James.
»Seh ich etwa aus wie ein Adressbuch?«, lachte der Junge. »Versucht’s im ersten oder zweiten Stock.«
»Danke«, sagte James.
»Schicke Socken«, meinte der Junge.
Das Alhambra House war der letzte der Wohnblöcke. In jedem Stockwerk gab es zwanzig Wohnungen, aber es war einfacher, als sie glaubten, die richtige zu finden. Viele waren ohnehin vernagelt und die meisten anderen sahen einfach nicht nach dem Langhaarigen aus. Entweder war der Flur im Seniorenstil tapeziert oder an den Klingeln standen ausländische Namen. Joes Wohnung verriet sich schon an der Tür: Sie war schwarz gestrichen, hatte einen Totenschädel als Klopfer, unter dem mit Tipp-Ex »Joe’s« geschrieben stand. Sie sahen durch den Spion. An der Küchenwand hing ein Poster von Aerosmith und überall brannte Licht.
James und Kerry hatten ihre Dietriche nicht dabei. Da sie nicht hineinkonnten, mussten sie Crazy Joe irgendwie herauslocken.
»Sieh erst nach, ob er überhaupt zu Hause ist«, riet Kerry. »Läute und renn!«
James drückte auf die Klingel, und sie rannten zum Ende des Außengangs, um sich im Treppenhaus zu verstecken. Crazy Joe watschelte in T-Shirt und Boxershorts zur Tür und sah über das Geländer. Er fluchte etwas von »verflixten Kindern« und ging dann wieder hinein.
»Und was nun?«, fragte James. »Er ist nur halb angezogen, das heißt, er ist wahrscheinlich allein
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