Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)
»Es sind noch drei Stunden bis Mitternacht und es geht nur bergab.«
James sah erbärmlich drein. »Meine Beine fühlen sich an wie Betonklötze!«
»Gut«, sagte Bruce. »Ich laufe schon mal los. Du kannst das hier ja gerne noch mal machen; ich ganz sicher nicht.«
»Was ich einfach nicht glauben kann«, stellte James fest, »ist, dass mir jeder gesagt hat, ich solle mich zusammenreißen, und ich habe nie darauf gehört.«
3.
Wenn sie nicht auf Mission sind, verbringen alle Kinder von CHERUB im Sommer fünf Wochen auf der Mittelmeerinsel C. Das sind zum größten Teil Ferien: Man kann am Strand spielen, Sport treiben, mit Quad-Rädern in den Sanddünen fahren und sich einfach wie ein normales Kind verhalten. Aber CHERUB-Kinder sind keine normalen Kinder, jederzeit können sie auf eine Undercover-Mission geschickt werden. Selbst im Urlaub müssen sie fit bleiben und gelegentlich ein Training absolvieren.
Wie vielen anderen Cherubs vor ihm fiel es auch James mit einem Strand vor der Tür und vielen anderen Kindern, mit denen man spielen konnte, leicht, abzuschalten. In den letzten vier Wochen hatte er das Fitnesstraining ausgelassen. Tagsüber hatte er sich am Strand herumgetrieben und nachts DVD-Marathons abgehalten und sich mit Popcorn und Schokolade voll gestopft. Als James die Unterlagen für die Übung bekam, ignorierte er Kerrys Empfehlung, sie gründlich zu lesen, und ging lieber Jetski fahren.
James dachte über seine Nachlässigkeit nach, während er durch die stickige Nachtluft zum CHERUB-Wohnheim zurückschlenderte. Die Fitnesstrainer würden ihm das Leben zur Hölle machen. Wenn man ihnen einen Grund gab, ließen sie einen nicht eher in Ruhe, bis man wieder in Hochform war. James hatte keine Entschuldigung: Amy, Kyle und viele seiner Lehrer hatten ihm geraten, zu trainieren und die Übungen wirklich ernst zu nehmen, aber sobald er den Strand gesehen hatte, hatte er jegliches Verantwortungsgefühl verloren.
Obwohl sie sich ein paarmal verliefen, schafften es James und Bruce, vor Mitternacht nach Hause zu kommen. James hatte einen aufgeschürften Ellbogen, weil er in der Dunkelheit über ein Schlagloch gestolpert war, und sie waren beide am Verdursten.
Eine Gruppe älterer Kinder feierte im Garten vor dem Wohnheim eine Grillparty im Mondschein. Amy Collins, eine hübsche Sechzehnjährige mit langen blonden Haaren, lief über den Rasen, als sie James sah. Sie trug kurze Jeans und ein geblümtes Top, das gerade bis zu dem Goldring in ihrem Nabel reichte.
»Schicker Anstrich, Jungs«, kicherte sie. »Gabrielle und Kerry haben erzählt, sie hätten mit euch den Boden aufgewischt.«
»Du bist ja betrunken«, sagte James.
Es war nicht erlaubt, Alkohol zu trinken, doch das CHERUB-Personal drückte bei den älteren Kindern ein Auge zu, solange sie nicht aus der Rolle fielen.
»Nur ein ganz kleines bisschen«, erwiderte Amy. »Wir sind mit einem Boot rausgefahren und haben Fisch gefangen.«
Sie breitete die Arme aus, um zu zeigen, wie groß der Fisch war, verlor dabei aber fast das Gleichgewicht und bog sich vor Lachen.
»Wollt ihr gegrillten Fisch?«, stieß sie hervor. »Und es gibt frisches Brot aus dem Dorf.«
»Es ist schon spät«, sagte James kopfschüttelnd. »Wir gehen besser duschen.«
»Wir haben das ganze Meer leer gefischt«, kicherte Amy. »Egal, ich muss dringend aufs Klo. Ich seh euch zwei Scheißer morgen früh!« Dann hielt sie inne und drehte sich noch einmal um.
»Oh, James.«
»Was ist?«
»Ich hab’s dir ja gesagt.«
James streckte ihr den Mittelfinger entgegen und marschierte mit Bruce im Schlepptau zum Haupteingang des Wohnheims. Je weniger andere Cherubs sie trafen, umso weniger würden sie wegen der verpatzten Übung aufgezogen werden. Als sie am Aufenthaltsraum vorbeikamen, wo sich etwa dreißig Kinder auf einer Leinwand einen Horrorfilm ansahen, duckten sie sich. Ein paar kleine Kinder in roten T-Shirts kicherten über ihre farbverschmierten Kleider, als die Jungen die Treppe hinauf in den zweiten Stock zu ihrem Zimmer gingen, das sie sich mit Gabrielle und Kerry teilten.
Der Raum war L-förmig. Das Bett der Mädchen stand an einem Ende und das der Jungen um die Ecke am anderen. Im Vergleich zu ihren Einzelzimmern auf dem CHERUB-Campus war das Zimmer sehr einfach: Es hatte einen Deckenventilator, Ziegelfußboden, Rohrstühle und einen kleinen Fernseher. Doch das spielte kaum eine Rolle, da die Kinder ständig beschäftigt waren und den Raum fast nur aufsuchten, um
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