Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)
trägst ja ein weißes T-Shirt«, stellte James erschrocken fest.
Ein weißes T-Shirt bekam man, wenn man nicht mehr als CHERUB-Agent arbeitete.
»Meine Tage als Undercoveragentin sind vorbei«, sagte Amy. »Ich bin siebzehn, James. Diesen Sommer habe ich mein Abitur gemacht. Ich arbeite hier noch als Aushilfe, um etwas Geld zu verdienen, und dann sehe ich mir die Welt an, bevor ich im Januar zur Uni gehe.«
»Und wo wird das sein?«
»In Cairns, in Australien. Dort lebt mein großer Bruder.«
»Das ist ja am anderen Ende der Welt!«, beklagte sich James. »Dann sehen wir uns ja vielleicht nie wieder!«
»Du musst nur in ein Flugzeug steigen. Als mein Bruder mit der Uni fertig war, hat er eine Tauchschule eröffnet. Vor ein paar Wochen hat er mich zum Great Barrier Reef mitgenommen. Dort ist es wunderschön.«
»Lernst du mit mir für die Reise nach Miami?«, fragte James.
Amy nickte. »Und du solltest dich lieber benehmen. Jetzt wo ich zum Personal gehöre, darf ich saftige Strafen verhängen.«
»Cool«, grinste James. »Wen hast du denn schon festgenagelt?«
»Bis jetzt nur einen«, gestand Amy. »Als ich für einen Judolehrer einspringen musste, hat mir ein schrecklicher kleiner Junge im roten T-Shirt ständig widersprochen. Er durfte eine Woche lang die Umkleideräume am Geländeparcours sauber machen.«
»Da wird es immer besonders dreckig«, lächelte James. »Wie alt ist der Kleine?«
»Acht«, erwiderte Amy. »Er hat angefangen zu heulen, aber ich habe mich nicht erweichen lassen. Danach habe ich von den anderen Kindern in der Klasse nur noch ›Ja, Miss, nein, Miss, selbstverständlich, Miss‹ zu hören bekommen.«
»Also, was muss ich tun?«, fragte James.
Amy schob ihm einen Stapel Bücher zu, die alle ziemlich gewichtig aussahen. Eines hieß Das ultimative Hacker-Handbuch und war mindestens zehn Zentimeter dick.
»Wir werden die nächsten Tage sehr beschäftigt sein«, bemerkte Amy. »Ich werde versuchen, dir bis heute Abend beizubringen, wie du dich in Keiths Computer einhacken kannst. Und dann fangen wir mit internationalem Bankwesen an.«
»Wozu soll das denn gut sein?«, fragte James.
»Stell dir vor, Keith redet am Telefon über Euro-CD oder eine Orderparty. Wenn du nichts vom Bankwesen verstehst, könntest du nicht sagen, ob er mit einem russischen Geldwäschersyndikat spricht oder ein Gartenfest organisieren will.«
»Hört sich nach richtig viel Arbeit an«, meinte James und blätterte in einem der riesigen Bücher, während er sich eine Gabel voll Schinken in den Mund stopfte.
Amy ignorierte ihn. »Der MI5 stellt gerade ein Dossier über das Lambayeke-Kartell zusammen. Sie schicken es per E-Mail her, sodass wir morgen früh damit arbeiten können. Morgen Nachmittag werden wir dann deine frisch erworbenen Hackerkenntnisse an einem richtigen Computer testen.«
James und Amy lernten bis zum Abend. Normalerweise konnte man sich mindestens zwei Wochen vorher in das Hintergrundmaterial für eine Mission einarbeiten, doch hier musste alles in wenigen Tagen geschehen. Erst als es schon fast acht Uhr war, entließ Amy ihn schließlich.
»Ich könnte jetzt schwimmen gehen«, meinte sie. »Kommst du mit?«
Bei CHERUB gab es vier Schwimmbecken. Das kleinste und unattraktivste war das Anfängerbecken, doch dort hatte Amy James im Jahr zuvor Schwimmen beigebracht und daher wollten sie um der alten Zeiten willen noch einmal dorthin zurück. Außer ihnen war niemand dort, denn die meisten Kinder waren lieber im Hauptbecken, wo es Sprungbretter und Rutschen gab.
Sie veranstalteten ein Rennen über zehn Bahnen. Bis zur letzten Wende konnte James mit Amy mithalten, doch dann sprintete sie davon. Als sie aus dem Becken stiegen, setzten sie sich noch am Beckenrand zusammen. James’ Lungen fühlten sich an, als würden sie gleich platzen.
»Du wirst immer besser«, stellte Amy grinsend fest. Sie war nicht einmal außer Atem. »Wenn du etwas älter und den Babyspeck endlich los bist, könnten wir tatsächlich mal ein richtiges Wettschwimmen veranstalten.«
James war enttäuscht, als er erkannte, dass sie nur mit ihm gespielt hatte.
»Ich komme dich auf jeden Fall in Australien besuchen, wenn ich älter bin«, sagte er und fuhr mit der großen Zehe durch das Wasser, »wenn du willst.«
Amy lächelte. »Natürlich will ich das! Bei meinem Bruder tauchen ständig irgendwelche Kumpel aus seiner CHERUB-Zeit auf.«
»Es ist schon komisch«, meinte James. »Ich denke nie an die Kinder, die ich
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