Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)
kannte, bevor ich zu CHERUB kam. Aber denen, die ich hier kenne, fühle ich mich eng verbunden.«
»Das ist ein bekanntes psychologisches Phänomen«, sagte Amy.
James sah verständnislos drein. »Hä, bitte?«
»Es ist ein Grundbedürfnis der Menschen, ihr Leben mit jemand anderem zu teilen«, erklärte Amy. »Kinder teilen es mit ihren Eltern, Erwachsene mit Ehefrauen, Ehemännern oder sonst jemandem. Da die Kinder bei CHERUB keine Eltern haben, binden sie sich umso stärker aneinander. Alle paar Jahre gibt es ein großes Wiedersehensfest auf dem Campus. Du wirst nicht glauben, wie viele CHERUB-Agenten untereinander heiraten.«
»Manchmal ist es echt nervig, wie superschlau die Leute bei CHERUB alle sind«, grinste James. »Ich meine, wie kommt es, dass du so etwas weißt?«
»Ich werde an der Uni Psychologie studieren«, erwiderte Amy. »Ich habe eine Liste von Büchern bekommen, die ich vor Beginn der Kurse lesen sollte. Außerdem bist du ja selbst auch nicht gerade dumm, James. CHERUB würde ein Kind, das nicht weit überdurchschnittlich begabt ist, nicht einmal ansatzweise in Erwägung ziehen.«
»In den normalen Schulen war ich immer einer der Besten«, bestätigte James. »Aber hier bin ich nur Durchschnitt.«
»Auf jeden Fall«, nahm Amy den Faden wieder auf, »war es nur natürlich, dass du, als du wenige Monate nach dem Tod deiner Mutter zu CHERUB kamst, eine starke Bindung zu jedem Mädchen aufgebaut hast, das eine größere Rolle in deinem Leben spielte.«
»So wie du, weil du mir Schwimmen beigebracht hast.«
Amy nickte. »Und wie Kerry, denn sie war deine Partnerin in der Grundausbildung. Bist du eigentlich schon mit ihr ausgegangen?«
»Oh Gott, jetzt fang du nicht auch noch an!«, stöhnte James. »Es reicht schon, wenn mich Kyle ständig damit nervt.«
»Aber du und Kerry, ihr seid so goldig zusammen! Es ist großartig, wie ihr zwei immer aufeinander herumhackt, wie ein altes Ehepaar!«
Davon wollte James nichts hören. Er ließ sich vom Beckenrand gleiten und schwamm zum tiefen Ende des Pools.
Das Dossier über das Lambayeke-Kartell, das der MI5 schickte, war über dreihundert Seiten stark, auch wenn vieles davon Karten und Fotos waren. James und Amy verbrachten den Dienstagmorgen in einem der Einsatzvorbereitungsräume, überflogen die Kapitel und kennzeichneten die wichtigsten Stellen mit einem Marker. Die Bücher über die Computerhacker konnte James mit nach Luton nehmen, aber das Lambayeke-Dossier durfte den Campus nicht verlassen.
Nachdem sie sich durch die Unterlagen gearbeitet hatten, holte Amy fünf Notebooks aus einem Lagerraum und stellte sie nebeneinander auf. Sie zog einen alten Wecker auf, der nach fünfzehn Minuten losschrillen sollte.
»Auf jedem dieser PCs ist eine Liste mit gestohlenen Kreditkartennummern auf der Festplatte versteckt«, erklärte sie. »Du musst dich innerhalb des Zeitlimits in jeden dieser Computer einhacken, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.«
»Mit welchem fange ich an?«, fragte James.
»Egal«, erwiderte Amy und setzte den Timer. »Los!«
James bekam fast einen kleinen Herzanfall, bevor er sich den ersten Laptop griff, den Bildschirm anschaltete und ein paar Tasten drückte.
»Was mache ich jetzt?«, fragte er sich, mit den Fingern auf dem Tisch trommelnd.
»Hochfahren wäre nicht schlecht«, schlug Amy schmunzelnd vor. »Vergiss nicht, die BIOS-Angaben zu lesen, bevor Windows startet.«
James las die Zahlen laut vor. »Zweihundertsechsundfünfzig Megabite Arbeitsspeicher, Windows ME. Die Festplatte ist nicht partitioniert. ME nutzt ein FAT32-Dateisystem, wenn ich also F8 drücke und DOS aufrufe, kann ich jede Datei öffnen, auch wenn sie schreibgeschützt ist.«
Er suchte auf dem Tisch nach einer Diskette und wedelte damit Amy zu.
»Ist das die Diskette mit dem Tool, mit dem ich die vollständigen Dateilisten des PCs erhalte?«
Amy nickte. »Ich darf dir nicht helfen.«
James untersuchte den PC nach dem Schacht für die Diskette.
»Oh, dieses verdammte Ding hat kein Diskettenlaufwerk! Gibt es hierfür irgendwo ein externes Laufwerk?«
Amy schüttelte den Kopf.
»Also, was soll ich tun?«
Amy zuckte mit den Schultern und sah auf die Uhr. »Du hast noch zwölf Minuten, es herauszufinden.«
James fummelte noch drei Minuten verzweifelt an den Notebooks herum. Er hätte den Wecker gerne aus dem Fenster geworfen.
»Noch neun Minuten.«
»Sag’s mir, Amy«, bat James. »Ich hänge fest. Wie bekomme ich die Diskette zum
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