Top Secret 8 - Der Deal (German Edition)
gesprochen, unsere Mission abzubrechen, aber ich habe mich dagegen gewehrt, und jetzt lassen sie mich vorerst weitermachen.«
»Und du hältst die Lage auch ganz bestimmt für sicher genug?«
»Bestimmt nicht«, antwortete Michael ehrlich. »Eine andere Gang hat hier gerade den Krieg ausgerufen, aber Gab und ich, wir haben zwei Monate Arbeit in diesen Einsatz hineingesteckt. Ich will weitermachen, und ich weiß, dass sie das auch wollen würde, wenn mich das Messer getroffen hätte.«
»Vielleicht solltest du lieber zum Campus zurückkommen«, bemerkte Kyle vorsichtig. »Hört sich an, als wärst du in einen schweren Kampf geraten, und die Cops werden bestimmt hinter dir her sein, oder?«
»Wir haben Kontakt zum Leiter der Sonderkommission zur Gang-Bekämpfung, aber das ist der einzige Cop, der von unserer Mission weiß«, erklärte Michael. »Es wird eine groß angelegte Morduntersuchung geben, und ich habe am Tatort mein Telefon verloren, also werden sie mich unweigerlich einkassieren. Aber die Gang wird ihre Angelegenheiten selber regeln wollen, und das hier ist nicht die Nachbarschaft, in der Augenzeugen nur so vom Himmel fallen.«
»Mauer des Schweigens also«, meinte Kyle.
»Genau.«
»Hast du Gabrielle gesehen?«
»Sie lag in einem sterilen Raum«, erklärte Michael. »Ich konnte nur einen kurzen Blick auf sie werfen, als die sie in den OP gebracht haben. Der Arzt hat gesagt, dass die Innereien ein Wirrwarr aus Organen und Röhren sind. Vielleicht wird sie die ganze Nacht operiert, und alles hängt davon ab, wo sie getroffen wurde. Ein paar Zentimeter können darüber entscheiden, ob sie sich erholt oder verblutet.«
»Wisst ihr schon, wer zugestochen hat?«
»Die Cops sehen sich gerade an, was die Überwachungskameras umliegender Häuser aufgezeichnet haben. Hoffentlich kann Gab ihn identifizieren, sobald sie zu sich kommt ... wenn sie zu sich kommt ... oder ihn zumindest beschreiben.«
»Hoffen wir das Beste, ja?«
»Und wie ist es bei euch? Wissen alle, was los ist?«
»Ja. Wir sind alle völlig niedergeschlagen. In der Kapelle wird eine Mahnwache abgehalten.«
Michael lachte trocken auf. »Wenn Kerzen angezündet werden, weiß man, dass es echt ernst ist. Aber ich muss Schluss machen. Ich will in die Stadt, mich ein bisschen umhören, ob jemand weiß, was sich jetzt tut — aber erzähl das niemandem. Zara hat mir befohlen, nichts zu unternehmen, bis sie mit dem Ethikkomitee gesprochen hat.«
»Pass bloß auf, Michael!«
»Ich kann hier nicht rumsitzen und vor mich hinbrüten, Kyle. Da werde ich verrückt.«
»Hm, dann viel Glück«, wünschte ihm Kyle unsicher. »Ich lasse mein Telefon an, dann kannst mich jederzeit anrufen, wenn dir danach ist.«
»Mach ich«, sagte Michael und legte auf.
Kyle sah sich traurig auf dem Friedhof um. Er stand am Ende seiner CHERUB-Karriere, und plötzlich war der ganze Campus voller Erinnerungen.
An weniger ernsten Tagen diente der Friedhof um die Kapelle den Rothemden als Spielplatz, und Kyle selbst war hier viele Sommernächte mit Taschenlampe und Wasserpistole herumgejagt und hatte zwischen den alten, verwitterten Grabsteinen nervös nach den Geistern gesucht, vor denen ihn die älteren Kinder gewarnt hatten.
»Hi Kyle«, sagte Lauren ein wenig außer Atem.
Kyle erschrak, weil sie sich von hinten angeschlichen hatte.
»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Kerry hat mir gesagt, dass du hier bist und ... Ich weiß, dass du mit Gabrielle und den Kerzen und so genug zu tun hast, aber James ist nicht da, und ich muss dringend mit jemandem sprechen.«
»Und worüber?«
Lauren erzählte ihm, dass sie bei Mr Larges Disziplinarverfahren aussagen sollte, und dass er gedroht hatte, Meatball umzubringen, wenn sie sich nicht für ihn einsetzte.
»Was meinst du?«, fragte sie schließlich und sah ihn erwartungsvoll an. »Ich schätze, der richtige Schritt wäre jetzt, es direkt meiner Betreuerin Meryl zu erzählen, aber vielleicht glaubt sie mir nicht. Und du weißt ja, wie sich Gerüchte auf dem Campus verbreiten. Wenn Large herausfindet, dass ich gepetzt habe, und Meatball etwas antut...«
Kyle dachte kurz nach. »Ich bin sicher, dass du dich Meryl anvertrauen kannst. Aber das ganze leitende Personal hält gerade eine dringende Besprechung wegen Gabrielle ab. Ich glaube nicht, dass sie sich freuen werden, wenn du anklopfst, weil du dir Sorgen um einen Hund machst.«
Lauren nickte. »Ich weiß, dass mein Problem im Moment nicht das Wichtigste auf
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