Top Secret 8 - Der Deal (German Edition)
Haus herumlungern mit dem kleinen Meatball direkt nebenan, und Unfälle geschehen ja so leicht.«
»Was?«, stieß Lauren hervor.
»Du weißt schon. Ich könnte auf seinen kleinen Rücken treten und ihn zerquetschen. Oder er könnte unter meinen Rasenmäher geraten, oder Saddam und Thatcher springen dummerweise über den Gartenzaun und zerfleischen ihn...«
Lauren war wie betäubt. »Sie wollen mich erpressen? Wie können Sie? Er ist ein unschuldiger kleiner Hund!«
Mr Large nickte. »Und wenn ich meinen Job zurückbekomme, bleibt er auch ein unschuldiger kleiner Hund.«
»Sie... Sie Mistkerl!«, schrie Lauren. »Nur ein Fiesling wie Sie kann sich einen so gemeinen Plan ausdenken!«
Mr Large antwortete mit einem teuflischen Grinsen. »Immer mit der Ruhe, kleine Lady.«
»Zara wird es nicht hinnehmen, wenn Sie Meatball umbringen. Sie ist die Vorsitzende, sie hat Verbindungen zu den mächtigsten Menschen im Land!«
Large zuckte mit den Achseln. »Ich werde sagen, dass es ein Unfall war, und niemand wird je das Gegenteil beweisen können.«
»Ich fasse es nicht«, sagte Lauren, als sie zurückwich. »Sie sind doch gar kein Mensch mehr, wissen Sie das eigentlich?«
»Ich bitte dich ja nur um einen kleinen Gefallen«, schmeichelte Mr Large. »Und weißt du, Meatballs Fell hätte abgezogen genau die richtige Größe für eine schöne Wintermütze.«
»Komm, Meatball!«, rief Lauren, zog an der Leine und marschierte zur Straße.
Sie versuchte, sich die Angst nicht anmerken zu lassen, doch sie zitterte am ganzen Körper.
10
Die Kapelle war eines der wenigen Gebäude auf dem Campus, die bereits vor der Gründung von CHERUB dort gestanden hatten. Der schlichte steinerne Bau war von 1780 an das Gotteshaus einer ländlichen Gemeinde gewesen, bis im Zweiten Weltkrieg die ganze Gegend von der Regierung beschlagnahmt worden war.
Da es nur knapp achtzig Sitzplätze gab, war die Kirche zu klein für größere Anlässe wie den Weihnachtsgottesdienst, und die unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften auf dem Campus zogen bequemere Versammlungsräume im Hauptgebäude vor. Aber die zugige Kapelle blieb das spirituelle Herz des Campus, und im Kerzenschein sprachen die rauen Wände und das spinnwebenverhangene Dachgebälk das Empfinden genauso an wie eine große Kathedrale.
Über hundert Kerzen flankierten das gerahmte Foto von Gabrielle auf einem langen Tisch. James’ bester Freund Kyle Blueman und seine Exfreundin Kerry Chang standen am Eingang der Kapelle und verteilten Kerzen an die lange Prozession von CHERUB-Agenten und Personal. Einer nach dem anderen trat an den Tisch, zündete seine Kerze an und stellte sie zu den anderen.
Kyles Platz am Eingang befand sich direkt gegenüber der Gedenktafel für die Cherubs, die im Einsatz umgekommen waren. Die Namen von vier Agenten waren in die steinerne Oberfläche gemeißelt:
Johan Urminski
1940—1954
Jason Lennox
1944—1954
Katherine Field
1951—1968
Thomas Webb
1967—1982
Es gab noch Platz für weitere Namen, und alle hofften, dass der nächste nicht Gabrielle O’Brian lauten würde.
»Wir brauchen gleich noch mehr Kerzen«, flüsterte Kerry, die einen Blick unter den Klapptisch vor ihnen geworfen hatte. Sie hatten nur noch eine Kiste.
Kyle nickte. »In der Sakristei sind noch ganz viele. Ich gehe sie holen.«
Kyle wollte gerade loslaufen, da klingelte sein Handy. Von überall erntete er böse Blicke.
»Mach das Ding aus!«, befahl ihm Dennis King — einer der älteren Einsatzleiter —, und mehrere Kinder schüttelten missbilligend den Kopf.
»Sorry.« Kyle verzog entschuldigend das Gesicht und fischte das Telefon aus seinem Hemd. Da sah er den Namen Michael Hendry auf dem Display. Er hechtete um den Tisch und lief hinaus auf den Friedhof, wo er das Handy aufklappte.
»Michael! Wie läuft’s?«
»Ich hatte schon bessere Tage«, antwortete Michael, und Kyle stellte fest, dass seine Begrüßung zu flapsig gewesen war. »Du, ich wollte einfach gerne kurz mit jemandem sprechen.«
Kyle war gerade siebzehn geworden. Obwohl er den Ruf hatte, krumme Geschäfte zu machen, war er sehr beliebt, und viele Leute fragten ihn um Rat.
»Ich bin immer für dich da«, sagte Kyle. Der Wind blies durch die Dunkelheit, daher hockte er sich neben den Grabstein eines vor langer Zeit verstorbenen Bauern, damit es ihm nicht so im Ohr rauschte. »Bist du noch im Krankenhaus?«
»Nein, ich bin wieder im Zoo — das ist das Heim, in dem wir untergebracht sind. Sie haben davon
Weitere Kostenlose Bücher