Top Secret - Der Auftrag
zucken. James musste nicht mal die beiden älteren, fünfzehnjährigen Jungen bitten, für ihn zur Kasse zu gehen.
Als sie aus dem Laden kamen, war es fast schon dunkel, also nahmen sie einen etwas längeren Weg über die Straßen zum Bach zurück und vermieden die unbeleuchteten Wege um den See. James schlenkerte die Tüte, in der das Bier war. Max sagte nicht viel, aber schweigsame Jungs waren James ohnehin lieber als solche, die ständig plapperten.
Um zum Bach zurückzugelangen, mussten sie über eine schulterhohe Mauer klettern. Es waren jetzt weniger Kinder da und die Stimmung war angespannt.
»Verdammt noch mal«, meinte Max bitter. »Was machen die denn hier?«
James sah ein paar Neuankömmlinge, vier kräftige Jungen zwischen sechzehn und siebzehn. Sie trugen Jeans und Stiefel und die beiden Mädchen in ihrer Begleitung wirkten ziemlich primitiv.
»Sind die von hier?«, erkundigte sich James.
Max nickte. »Die sind vom Grosvenor Estate, auf der anderen Seite des Stausees. Normalerweise hängen die hier nicht rum.«
James sah Hannah fünfzig Meter weiter. Sie stand mit Liza und mit ein paar anderen Mädchen zusammen. James trennte sich von den älteren Jungen und ging mit Max im Schlepptau auf sie zu.
»Hey!«, rief er. »Alles in Ordnung?«
Hannah sah nervös auf. »Wir haben nur auf euch zwei gewartet, bevor wir losgehen. Ihr wisst ja, wie die Kerle da drauf sind. Sie fangen mit Sicherheit Krach an.«
»Sollen wir ins Jugendzentrum gehen?«, schlug Liza vor.
Ein dürres Mädchen namens Georgia winkte ab. »Das ist sooo lahm. Zehnjährige, die herumkreischen und sich mit Tischtennisschlägern jagen. Lasst uns lieber zwischen den Blocks abhängen.«
»Ja«, stimmte Max zu. »Zu unseren Blocks kommen die Grosvenor-Kids nicht hin.«
»Warum nicht?«, wollte James wissen.
»Weil sie da eins aufs Maul kriegen.« Max kicherte.
»Wo willst du denn hingehen, James?«, fragte Hannah.
»Ich hab keine Ahnung«, meinte James achselzuckend. »Wo immer ihr hinwollt, denke ich. Ich weiß nicht, was hier so abgeht.«
»Null Komma nichts geht hier ab«, erklärte Liza abfällig. »Samstagabend ist einfach ätzend. Ich kann es nicht erwarten, bis ich achtzehn bin und in die Clubs gehen kann und so.«
»Und mit netten Typen ausgehen«, scherzte Georgia.
»Genau«, meinte Hannah, während alle drei Mädchen anfingen zu kichern. »Ich zumindest habe James, der ist niedlich.«
James legte Hannah den Arm um die Schultern, froh, dass sie ihm wegen vorhin nicht mehr böse war.
»Hört sich an, als hättet ihr jede Menge Spaß«, erklang eine tiefe Stimme hinter ihnen.
James wandte sich um und stellte fest, dass zwei der Grosvenor-Kerle herübergekommen waren. Der größere trug einen dünnen Teenagerbart. Beide hatten die breiten Schultern und muskulösen Arme von Leuten, mit denen man lieber keinen Ärger hat.
»Weißt du was? Ich hab echt Durst«, meinte der mit dem Bart und rieb sich demonstrativ mit der Hand über die haarige Kehle. »Mit ist aufgefallen, dass du ein paar
Dosen Bier hast, und da wollte ich fragen, ob du nicht mit uns teilen willst.«
»Nur ein paar Dosen«, ergänzte sein Kumpel.
Max funkelte sie böse an. »Kauft euch gefälligst euer eigenes Bier, ihr Zuhälter.«
Der Bärtige sah seinen Kumpel an und schüttelte den Kopf. »Das war aber nicht nett, uns Zuhälter zu nennen, oder?«
»Ich bin zutiefst verletzt«, jaulte sein Kumpel und wies auf Max. »Weißt du, wer das ist? Sein Vater ist der fette Kerl, dem das King of Russia gehört.«
»Ein ganzer Pub voller Getränke, und er hat nicht mal ein paar Dosen für uns übrig. Komm schon, gib her!«
Max wich zurück, als der kleinere Ganove nach seiner Tasche griff.
»Lass das!«, verlangte er. Die Angst in seiner Stimme war unüberhörbar.
»Ist er nicht ein tapferer kleiner Junge?«, rief der Bärtige.
Hannah zog James am Ärmel und flüsterte ihm ins Ohr: »Die sind riesig. Es ist es nicht wert, sich für ein paar Bier von ihnen verprügeln zu lassen.«
Da ihm sein letzter Schlag fast das ganze Leben ruiniert hatte, war James bereit, diesmal seinen Stolz herunterzuschlucken. Er griff in die Tüte und riss zwei Dosen aus der Halterung.
»Nehmt die hier«, bot er an. »Auf meine Kosten.«
»Wie wär es mit dem ganzen Sixpack?«, verlangte der größere undankbar. »Ich bin jetzt so richtig durstig
geworden, und es hat mir überhaupt nicht gefallen, dass dein Kumpel mich einen Zuhälter nennt.«
»Oder willst du vielleicht
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