Top Secret - Der Auftrag
konnte.
»Wie ist das dahin gekommen?«
James stellte fest, dass er in Schwierigkeiten steckte, aber Hannah nagelte seinen Sarg auch noch zu.
»Es ist nicht James’ Schuld gewesen, Miss«, rief sie.
»Das war kein Überfall! Die sind auf uns losgegangen!«
»Ja«, fügte Georgia hinzu, »die waren viel größer als er!«
»Okay, immer einer nach dem anderen«, rief die Polizistin, die sich das Lächeln kaum verkneifen konnte. Über die Schulter wandte sie sich an den anderen Beamten. »Michael, leg James in Handschellen und ruf noch einen Wagen, wir werden alle Kinder hier zur Befragung mitnehmen müssen.«
James ärgerte sich, dass er sich hatte erwischen lassen. Etwas so Wesentliches wie seine Postleitzahl hätte er sich merken müssen. Und wenn er genau darüber nachdachte, dann hatte Hannah dreißig Sekunden vorher ihre genannt, und das war wahrscheinlich dieselbe wie seine.
»Komm hier rüber«, verlangte Michael Patel müde und nahm die Handschellen von seinem Gürtel. »Und widersprich mir lieber nicht. Dafür bin ich nicht in der Stimmung.«
James trat vor und streckte seine Hände aus. Patel ließ die Handschellen zuschnappen und las James mit monotoner Stimme seine Rechte vor, während sie zu einem Polizeiauto gingen, das an der doppelten gelben Linie vor dem Tor parkte.
»Du musst keine Fragen beantworten, aber alles, was du sagst, kann gegen dich verwendet werden …«
James war früher schon verhaftet worden und kannte die Worte auswendig, doch diese spezielle Ansprache nahm ein überraschendes Ende. Als er sich bückte, um
hinten in den Wagen einzusteigen, schlug Patel James’ Kopf heftig gegen den Rand des Wagendachs.
James sah Sterne, als er auf dem Rücksitz zusammenklappte.
»Dir werden wir es zeigen«, drohte Patel und knallte die Tür zu. »Du hast ja keine Ahnung, wie satt ich es habe, so dämliche kleine Scheißer wie dich zu verhaften.«
17
Auf einer nackten Plastikmatratze wachte James auf und stolperte auf Socken zur Toilette in seiner Zelle. Während er pinkelte, betastete er vorsichtig den kleinen Schnitt am Kopf, der von Sergeant Patels Angriff stammte.
Als er den Reißverschluss zugezogen hatte, ging James zur Tür der mit Graffiti beschmierten Zelle und drückte auf den Klingelknopf. Es dauerte eine Minute, bis der diensthabende Beamte die Klappe öffnete. »Könnten Sie bitte meine Toilette spülen?«, fragte James.
Der lange, dürre Beamte mit den fleckigen Zähnen und dem struppigen roten Haar war offenbar guter Laune. »Magst du ein Frühstück, Junge?«
James fühlte sich nicht wohl. Er war nicht sicher, ob eine Mahlzeit ihm guttun würde oder nicht. »Was gibt es denn?«
»Komplettes englisches Frühstück mit Schinken oder Würstchen, Eiern in allen Variationen und Vollkorntoast mit einer Auswahl frischer Früchte und Butter.«
So früh am Morgen war James wirklich nicht gut in Form, sonst hätte er früher gemerkt, dass er auf den Arm genommen wurde.
»Ich schätze, etwas Hunger habe ich schon.«
»Nun, wir kriegen das Frühstück in Zellophan gewickelt, und man sagt, es sei sehr nahrhaft. Willst du oder nicht?«
James zuckte mit den Schultern. »Ich glaube schon.«
Der Beamte kam mit einem grauen Plastiktablett zurück, das er zusammen mit einer Tasse wässrigem Tee durch die Klappe schob.
»Wissen Sie, wie es für mich aussieht?«, fragte James. »Ich sitze hier schon die ganze Nacht fest.«
»Du bist minderjährig, also können wir dich nicht vernehmen, freilassen oder irgendetwas anderes tun, bevor nicht deine Eltern oder dein Vormund hier auftauchen«, erklärte der Beamte.
James hatte Zara als Sozialarbeiterin genannt und der Polizei eine hiesige Telefonnummer gegeben, die automatisch zum 24-Stunden-Überwachungszentrum des Campus’ weitergeleitet wurde. Nachdem man sich bei CHERUB davon überzeugt hatte, dass James nicht wirklich in Gefahr war, hatte es offenbar niemand sehr eilig, so früh am Sonntagmorgen aus dem Bett zu steigen, um ihn zu retten.
James aß das Müsli und knabberte an einem gummiartigen
Waffelteil mit rosa- und orangefarbigen Obstwürfeln in der Mitte. Er fragte sich, was Lauren sagen würde, wenn sie herausfand, dass er sich schon wieder auf eine Prügelei eingelassen hatte. Er hatte sich fest vorgenommen, sich von Ärger fernzuhalten, aber bei einem Einsatz war das nicht immer leicht.
Als er seine Tasse Tee leerte, erklang das erlösende Geräusch eines Schlüssels im Schloss der Tür.
»Sieht so aus, als könntest du
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