Top Secret - Der Auftrag
trat, klingelte es. Durch den Türspion erkannte er Max Tarasov.
»Hi«, sagte James. »Wie ist es dir und Liza mit den Bullen ergangen?«
»Sie haben uns nacheinander reingeholt und gefragt, was passiert ist und so. Wir haben alle gesagt, dass es die anderen waren, die den Ärger angefangen haben.«
»Dieser bekloppte Patel hat mir den Kopf gegen den Wagen geknallt.«
Max nickte. »Der Typ hat einen Schuss. Ich habe ein Fernsehinterview mit ihm gesehen, da hat er ganz den Aalglatten gespielt, aber ich habe schon viele Geschichten über ihn gehört.«
»Was denn zum Beispiel?«, fragte James.
Max zuckte mit den Schultern. »Oh, du weißt schon, er hat Kinder geohrfeigt. Nichts echt Krasses, aber er ist bekannt dafür, dass er handgreiflich wird.«
»Hast du Ärger mit deinem Vater bekommen?«, erkundigte sich James.
»War nicht so schlimm«, meinte Max. »Er war genervt, weil er aus dem Pub musste, um uns abzuholen, aber er ist selbst schon mit den Grosvenor-Kids aneinandergeraten, und er kann sie nicht leiden.«
»Wie kommt das?«
»Es gab einmal ein paar Jungs von da oben, die die High Street heruntergekommen sind und Ärger gemacht haben. Sie haben einige Male die Fensterscheiben des Pubs eingeschlagen, und mein Dad glaubt, dass
sie in den Gebrauchtwagenpark eingebrochen sind und seine Bargeldkassette gestohlen haben. Aber eigentlich hab ich bei dir geklingelt, weil ein paar von uns Jungs sonntagmorgens immer Fußball spielen. Sieht aus, als ob das Wetter besser wird. Kommst du mit?«
»Jetzt gleich?«, fragte James. »Ich wollte eigentlich duschen. Mich juckt es, wenn ich nur an die ganzen Säufer und Penner denke, die vor mir in dieser Zelle geschlafen haben.«
»Kein Stress. Du weißt ja, wo der Sportplatz ist. Komm einfach nach, wenn du so weit bist.«
James nickte. »Aber ich warne dich, ich bin als Fußballer kein Ass.«
»Dann sehe ich zu, dass du ins andere Team kommst«, erklärte Max grinsend. »Wir sehen uns nachher.«
James schloss die Tür. Als er an der Küche vorbeikam, sah er Sonya aus dem Schrank unter der Spüle kriechen.
»Was zum Teufel machst du da?«, fragte James und kicherte.
»Ich hatte Angst, dass du Max hereinbittest«, erklärte Sonya. »Da musste ich mich verstecken.«
»Dave hat doch gesagt, dass alles legal ist und völlig in Ordnung«, frotzelte James.
»Nach dem Gesetz, ja«, behauptete Sonya. »Aber mein Dad, das ist eine völlig andere Sache.«
»Aber Max würde dich doch nicht verpfeifen, oder?«
Sonya zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich nicht,
aber Erpressung würde ich dem kleinen Schwein durchaus zutrauen.«
18
Auf dem Fußballfeld machte James keine allzu schlechte Figur und landete sogar einen Glückstreffer ins Tor von der Mittellinie. Als die sechs Fußballer außer Puste waren, gingen drei von ihnen zum Laden, um sich mit Getränken zu versorgen, und ließen James mit Max und einem schwarzen Jungen namens Charlie zurück. Sie setzten sich auf die Reste einer mutwillig zerstörten Bank und quatschten wie alle dreizehnjährigen Jungs über Fußball, hübsche Mädchen und lustige Sachen, die ihnen oder anderen Kindern passiert waren.
Charlie gehörte zu dem Typ Jungs, deren Geschichten immer besser sein müssen als die der anderen, und James vermutete, dass er sich das meiste ausdachte oder zumindest übertrieb. Es machte ihm nichts aus. Alles, was das Gespräch von seinem erfundenen Lebenslauf ablenkte, war gut. Selbst bei der ausgefeiltesten Coverstory muss man gelegentlich Details spontan einfügen, und je mehr man erfindet, desto wahrscheinlicher ist es, dass man etwas davon vergisst und sich später widerspricht.
Gegen Mittag lud Max James und Charlie zum Sonntagsessen ein.
»Hat deine Mutter denn nichts dagegen?«, erkundigte sich James.
»Meine Mutter ist bekloppt«, erklärte Max. »Sie liebt Kochen.«
Die Wohnung der Tarasovs war genauso geschnitten wie die, in der James und Dave wohnten, nur dass hier vom Flur aus eine schmale Treppe nach oben zu weiteren Zimmern im Stockwerk darüber führte.
Max schob seine Freunde in die Küche. »Ich habe zwei Freunde zum Essen mitgebracht. Okay, Mum?«
James konnte kaum glauben, wie viel Zeug in die enge Küche gestopft war. Es gab Regale voller Einmachgläser und Dosen in Gastronomiegröße. Von einem Gestell über dem Esstisch hingen Töpfe und Pfannen herab und unter dem Tisch waren Säcke mit Gemüse verstaut. Sacha Tarasov hatte eine helle Haut, ein rundes Gesicht und trug um ihre
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