Top Secret - Der Auftrag
nach Hause gehen«, meinte der diensthabende Beamte, als er die Tür aufzog.
Er warf eine Schachtel mit James’ Sachen auf das Bett.
»Werde ich nicht vernommen?«, erkundigte sich James, zog die Turnschuhe an und steckte Schlüssel, Telefon und seine anderen Habseligkeiten in die Taschen.
»Ich schätze, sie haben genug von deinen Kumpels vernommen«, erwiderte der Sergeant. »Aber die Anwohner hier regeln so etwas gerne unter sich. Die beiden Jungen im Krankenhaus haben sich geweigert, der Polizei etwas zu sagen, deshalb bist du aus der Sache raus.«
»Gott sei Dank«, meinte James.
»Bild dir mal nicht zu viel darauf ein«, warnte ihn der Polizist, als er James aus der Zelle zum Empfang brachte. »Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, wenn die sich an dir rächen wollen.«
Es hatte John Jones getroffen, um fünf Uhr am Sonntagmorgen vom Campus in die Stadt zu fahren. John war ein eierköpfiger Ex-Polizist, ein Ex-MI5-Agent, der
vor weniger als einem Jahr als Einsatzleiter zu CHERUB gekommen war. James hatte mit ihm bei zwei seiner größten Missionen zusammengearbeitet.
John zeigte dem Beamten einen falschen Ausweis, der ihn als Sozialarbeiter der Londoner Stadtgemeinde von Tower Hamlets auswies.
»Wie kommt es, dass Sie geschickt wurden?«, fragte James, als er neben John aus dem Polizeigebäude in einen verregneten Sonntagmorgen trat.
»Zara hat zwei Kinder«, erklärte John. »Sie sieht die zwei schon selten genug, auch ohne falsche Sozialarbeiterausweise auszustellen und mitten in der Nacht nach London zu fahren. Außerdem ist sie Chef-Einsatzleiterin und diese Mission hat ein striktes Zeitlimit.«
»Übernehmen Sie jetzt als Einsatzleiter?«, erkundigte sich James, während sie zum Auto gingen.
John nickte. »Das ist die Strafe für meine Sünden.«
»Tut mir leid, dass ich Sie mitten in der Nacht aus dem Bett geholt habe.«
»Ich werde es überleben«, erwiderte John. »Ich arbeite schon länger undercover, als du lebst, James. Das ist nicht meine erste schlaflose Nacht, und ich könnte einiges darauf verwetten, dass es auch nicht die letzte ist.«
John war in einem Wagen von CHERUB gekommen, einem schwarzen Opel Omega. Auf dem Rücksitz erkannte James Millie Kentner, die sich duckte, als er auf den Beifahrersitz schlüpfte.
»Guten Morgen«, grüßte James.
Millie sah John an. »Können wir hier weg, bevor mich noch jemand von der Wache erkennt?«
Die Polizeiwache war nur ein paar Minuten von der Palm-Hill-Siedlung entfernt. John bog in eine Seitenstraße ein, wo sie sich unterhalten konnten, während der Regen aufs Dach prasselte.
»Was ist passiert, James?«, wollte Millie gereizt wissen.
Überrascht von ihrem Tonfall, sah sich James um. »Zwei Blödmänner sind auf uns losgegangen. Ich habe alles getan, damit sie friedlich bleiben, aber sie haben Ärger gesucht und ihn bekommen.«
Millie schüttelte den Kopf. »Ich habe mit dem Volk hier schon genug Ärger, ohne dass du einen dritten Weltkrieg zwischen den Siedlungen von Palm Hill und Grosvenor anzettelst.«
»Ich habe gar nichts angezettelt«, wehrte sich James verärgert. »Sie waren selbst ein CHERUB, Sie wissen, doch, wie das läuft. Man freundet sich nicht mit den Schurken an, wenn man zu Hause sitzt und braver kleiner Junge spielt.«
»Da hast du wohl recht«, gab Millie zu. »Aber bitte versuch, daran zu denken, dass du mir hier helfen sollst, Tarasov loszuwerden und Palm Hill zu einem besseren Ort zu machen.«
James rümpfte die Nase. »Und wer war dieser Asiate, der mich verhaftet hat?«
»Michael Patel«, antwortete Millie. »Was ist mit ihm?«
»Er ist ein Psychopath, das ist mit ihm«, beschwerte sich James. »Er hat mir beim Einsteigen den Kopf ans Auto geknallt. Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen.«
Millie sah ihn ungläubig an. »Das muss ein Versehen gewesen sein.«
»Werfen Sie mal einen Blick darauf!«, verlangte James und schob die Haare von der Beule zurück.
»Das muss ein ziemlicher Schlag gewesen sein«, meinte John besorgt. »Vielleicht solltest du das untersuchen lassen.«
»Hab schon Schlimmeres überlebt«, knurrte James.
»Na, wenn du meinst«, sagte John, bevor er sich an Millie wandte. »Gibt es über diesen Patel irgendwelche Unterlagen über die Misshandlung von Verdächtigen?«
»Natürlich nicht«, stieß Millie hervor. »Michael ist mein Stellvertreter. Er ist unser einziger asiatischer Kollege. Es gibt hier eine große asiatische Gemeinde, und was er für sie geleistet hat, seit
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