Top Secret - Der Auftrag
breite Taille eine Garfield-Schürze.
»Dein Bruder ist oben mit Leon«, sagte Sacha und lächelte James freundlich an. Dann heftete sie ihren Blick auf Max und schlug jenen ernsten Tonfall an, in dem Eltern mit ihren eigenen Kinder sprechen. »Bring den Jungen etwas zu trinken und hol mir ein tiefgefrorenes Stew herunter. Und: Schuhe aus im Haus!«
Mit drei Glas Cola gingen die Jungen die Treppe nach oben, nachdem sie ihre Turnschuhe im Flur ausgezogen hatten. Die gemusterte Tapete, der Teppich mit den Zickzackstreifen und die farbenfrohen Bilder mit den wilden Tieren im Treppenaufgang schienen einen
ständigen Kampf miteinander auszufechten, wer wohl am buntesten war. An der Wand stapelten sich gefaltete Wäsche und Schachteln mit Elektrogeräten.
Obwohl es ziemlich geschmacklos wirkte, gefiel James der Gesamteindruck. Es war ein Zuhause voller Menschen, Gerüche und Geräusche, wo alles ein bisschen abgenutzt war und man sich sofort wohl fühlte.
»Hier steht das Monstrum, wegen dem ich behaupte, dass meine Mutter bekloppt ist«, erklärte Max, als er James und Charlie in ein kleines Zimmer am Ende der Treppe führte.
Es war Leon Tarasovs Arbeitszimmer. Dort standen ein unter Papier begrabener Schreibtisch nebst einem auf antik getrimmten Drehstuhl, doch auch die größte Gefriertruhe, die James je gesehen hatte. Max hob den Deckel und gab den Blick auf halbe Lämmer, Schweinefilets und Unmengen selbst gemachtes Essen in Plastikbehältern frei. Jeder Behälter war sorgfältig in russischer Handschrift beschriftet, und James stellte zufrieden fest, dass ihn das bisschen Russisch, das er bei CHERUB aufgeschnappt hatte, in die Lage versetzte, das meiste davon zu verstehen.
»Das reicht ja für ein ganzes Jahr!«, stieß Charlie hervor. »Wir haben nur Chicken Nuggets und Eis in unserer Gefriertruhe.«
»Na, zumindest habt ihr eine Gefriertruhe«, stellte James fest.
»Ich sag dir was, James«, erklärte Max. »Sollten dein Bruder oder du jemals Hunger haben, dann sagt es einfach
meiner Mum. Sie liebt es, Essen zu verschenken, vorausgesetzt, ihr spült die Schüsseln ab, bevor ihr sie zurückbringt.«
Max schob die gefrorenen Essensportionen herum, bis er eine runde Plexiglasschüssel mit Stew gefunden hatte.
»Ihr zwei könnt schon mal ins Wohnzimmer gehen«, schlug er vor. »Ich bringe das hier nur schnell meiner Mutter.«
Da alle Tarasovs in der Nachbarwohnung schliefen, hatten sie aus zwei ehemaligen Schlafzimmern im oberen Stockwerk ein riesiges Wohnzimmer gemacht. Beim Eintreten versanken James’ Socken in einem flauschigen türkisfarbenen Teppich.
In einer Ecke des Wohnzimmers saß Dave. Er hatte es sich auf der Armlehne eines Sofas neben dem achtzehnjährigen Pete bequem gemacht. Sonya auf der anderen Seite des Zimmers versuchte, so zu tun, als kenne sie Dave nicht, während Liza auf einem Teppich vor dem Fernseher saß. Sie freute sich offensichtlich, Charlie zu sehen, der sich im Schneidersitz neben ihr niederließ, als wäre er ein Familienmitglied.
»Du musst James sein«, sagte Leon Tarasov und streckte ihm die behaarte Hand hin. Er sprach mit East-Londoner-Akzent, dem kaum noch etwas von Leons russischer Abstammung anzumerken war.
Leon war ein großer, fetter Mann mit einem kahlen Kopf und einer dicken, schweren Goldkette. Um ihm die Hand zu schütteln, musste James um den zurückgelehnten
Sessel gehen und über Leons dicken Bauch langen.
Leon langte in seine Hemdtasche und zog einen Zwanzig-Pfund-Schein heraus. »Hier.«
»Wofür ist das?«, fragte James.
»Kopfgeld«, erklärte Leon. »Für jeden Gangster vom Grosvenor Estate, den du umhaust, gibt es einen Zehner. Wenn es nach mir ginge, würde ich mit ein paar Baseballschlägern da rübergehen und es den Scheißkerlen zeigen.«
»Mensch Dad!«, empörte sich Sonya. »Du bist der totale Faschist!«
Leon warf seiner Tochter einen bösen Blick zu. »Solltest du nicht in einem Ruderboot auf dem Wasser sein und mit deinen Hippiefreunden Wale retten?«
Er drückte auf einen Knopf an seinem Sessel, um seinen riesigen Körper surrend in eine aufrechte Position zu bringen.
»Pete und Leon sind die absoluten Stars, James«, erzählte Dave begeistert. »Mein Wagen wollte heute Morgen nicht anspringen, also kam Pete runter, um ihn sich anzusehen. Leon sagt, er kennt einen Ersatzteilehändler, der mir einen guten Preis für einen Kompressor für die Klimaanlage macht, und auch für die anderen Teile, die ich brauche, um die Karre zu
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