Top Secret - Der Ausbruch
machte sich schon Sorgen, weil sie morgens auf dem Weg zur Schule zwei Hauptverkehrsstraßen überqueren musste, und er fragte sich, ob sie gut versorgt wurde, wenn sie mit ihrer Jugendgruppe zum Zelten ging. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass es nicht richtig war, mit einer Zehnjäh rigen über Gefängnisausbrüche zu sprechen und darüber, wie man sich am besten verhielt, wenn die Polizei auf einen zu schießen begann.
Aber Lauren war gut ausgebildet. Ihre Antworten zeigten John, dass sie intelligent genug war, sowohl die Risiken zu erkennen, die sie eingehen sollte, als auch den Grund, warum es sich lohnte. Nachdem er eine Stunde lang mit ihr alle Einzelheiten der Mission durchgegangen war, hatte John aufgehört, sich Sorgen um Lauren zu machen. Er
fragte sich nun stattdessen, zu was seine eigene Tochter fähig wäre, wenn man sie durch die CHERUB-Grundausbildung jagen würde, anstatt sie im Wagen seiner Exfrau zwischen Klavierstunden, Theaterclub und ihren Freundinnen hin und her zu chauffieren.
Ein CIA-Mitarbeiter in der amerikanischen Botschaft in London arbeitete bis in die frühen Morgenstunden des Dienstags, um Ausweise auf die Namen James, Lauren und David Rose auszustellen. Laurens und Daves Geburtsdaten stimmten, aber das von James wurde genau um ein Jahr zurückdatiert, damit er als Vierzehnjähriger gelten konnte: alt genug, um im Arizona Max eine Gefängnisstrafe abzusitzen.
Ein Motorradkurier fuhr den Rest der Nacht durch. Er erreichte CHERUB um sechs Uhr morgens mit einem versiegelten Umschlag, der drei amerikanische Pässe und vier Sätze diplomatischer Unterlagen enthielt. Diese Papiere gewährten John Jones und den drei jungen Agenten für die Dauer der Mission diplomatische Immunität gegenüber dem amerikanischen Gesetz.
Draußen war es noch dunkel, aber James war schon wach. Er duschte, packte seine Sachen und nahm einen Anruf von Lauren entgegen, die sich anhörte, als würde sie gleich ausrasten.
»Ich weiß nicht, was ich mitnehmen soll!«, jammerte sie, als James in ihr Zimmer hinaufging. »Und von dem, was ich mitnehmen will, kann ich nur die Hälfte finden!«
James schrieb das der Nervosität vor dem ersten Einsatz zu. Nachdem er Lauren beruhigt hatte, half er ihr, die noch nicht ausgepackten Kisten nach den Sachen zu durchsuchen, die sie für den Auftrag brauchen würde.
»Normalerweise bekommt man eine Liste von den Dingen, die man braucht«, erklärte James, während er eine Pappschachtel auf der Jagd nach einer Ersatzbatterie und dem Ladegerät für Laurens Kamera durchsuchte. »Aber das hier wurde alles in letzter Minute geplant. Wahrscheinlich hatte John keine Zeit mehr dafür.«
Als Lauren endlich alles zu ihrer Zufriedenheit gepackt hatte, nahmen die Kinder ihr Handgepäck über die Schulter und rollten ihre Koffer über den Flur zum Lift.
Unten in der Kantine saßen John und Dave an einem Tisch zusammen. Ihr Gepäck stand neben ihnen und sie hatten ihr warmes Frühstück schon halb aufgegessen.
»Wir sind wohl ein bisschen spät dran, was?«, fragte John mit einem Blick auf seine Armbanduhr.
»Meine Schuld«, entgegnete James. »Mein Wecker hat nicht geklingelt.«
Lauren strahlte James an, als sie sich am Frühstücksbüffet
Teller holten. »Danke, dass du die Schuld auf dich genommen hast.«
Nach der Hintergrundstory, die John sich für die Mission mit dem FBI zusammen ausgedacht hatte, saßen James und Dave gerade in einem Gefängnis in Nebraska und warteten darauf, wieder nach Arizona gebracht zu werden, wo sie wegen Mordes vor Gericht gestellt werden sollten. Ein normaler Linienflug nach Arizona kam also nicht infrage - denn einer der vierhundert anderen Passagiere könnte Verbindungen zu der Polizei oder den Gefängnissen von Arizona haben.
Sie flogen von einem Flugplatz der Royal Air Force etwa fünfzehn Minuten vom CHERUB-Campus entfernt ab. Der Fahrer von CHERUB stoppte den Minibus auf dem Flugfeld direkt neben dem Flügel eines kleinen Passagierflugzeuges. Der Pilot und der Copilot der Air Force luden ihr Gepäck ein, während ein Zollbeamter einen flüchtigen Blick auf die vier amerikanischen Pässe warf.
John und die Kinder gingen die sechs Metallstufen zum Jet hinauf. In der Tür mussten sich außer Lauren alle ducken. Die Kabine war eng, aber luxuriös eingerichtet mit einem weichen Florteppich, frischen Schnittblumen, Walnussarmaturen und vier Ledersesseln auf jeder Seite, sodass man eine Besprechung abhalten konnte.
Bis James sich angeschnallt
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