Top Secret - Der Ausbruch
weiterkommen. Wir sind zwar durch eine Straßensperre gekommen,
aber das heißt noch lange nicht, dass die Bullen aufgehört haben, nach uns zu suchen.«
Als sie den Stadtrand von Los Angeles erreichten, gerieten sie in den Morgenverkehr. Auf vierzehn Spuren kroch die Blechlawine im Schritttempo dahin. Als sie einen Hügel erreichten, konnten sie Zehntausende Autos dicht an dicht gedrängt sehen, auf deren Windschutzscheiben sich die Sonne spiegelte. Nach der spärlich besiedelten Wüste war es geradezu erleichternd, völlig anonym in einem Auto unter Tausenden zu sitzen.
Sie mussten einen Ort finden, an dem sie sich von Paula verabschieden konnten. Lauren suchte auf der Karte eine Straße nach Hollywood, hauptsächlich deshalb, weil es der einzige Ort war, von dem sie je gehört hatte. Schließlich kamen sie zu einem grauen Einkaufszentrum mit dem Namen Showbiz Stores am Hollywood Boulevard. Es war mittlerweile zehn Uhr morgens. Unwillkürlich zuckte James zusammen, als er den berühmten Hollywood-Schriftzug auf einem Hügel in der Ferne sah.
Sie parkten in der Tiefgarage unter dem Einkaufszentrum. James zählte tausend Dollar aus dem Rucksack im Kofferraum ab, bevor er ihn sich über die Schulter warf. Paula nahm Holly und sie fuhren mit dem Aufzug zu den Restaurants im Obergeschoss.
James holte allen etwas zu trinken und brachte Holly ein Eis mit.
Unter dem Tisch schob er Paula die tausend Dollar zu und sagte: »Auf dem Weg hierher sind wir an einem Taxistand vorbeigekommen. Bleib hier und trink aus. Lass uns etwa zwanzig Minuten Vorsprung, dann sorgst du erst einmal für dich selbst und rufst die Polizei an, bevor du irgendetwas anderes tust, O.K.?«
Paula nickte, als sie das Geld nahm.
»Kann ich mich auf dich verlassen?«, fragte James.
Paula lächelte. »Wenn alles klappt, könnt ihr mir ja eine Postkarte schicken.«
»Denk dran«, mahnte James. »Wenn die Bullen von dem Geld hören, werden sie es dir wegnehmen. Sie sind dazu ausgebildet, die Wahrheit herauszufinden, also solltest du bis auf die Sache mit dem Geld in allen anderen Dingen die Wahrheit sagen.«
»O. K.«
James trank seine heiße Schokolade aus und fuhr Holly durch die Haare, als er den Stuhl zurückschob.
Curtis lächelte Paula an. »Das letzte Nacht tut mir leid.«
Schnell liefen Lauren, Curtis und James über zwei Rolltreppen ins Erdgeschoss und gelangten durch eine Ladenpassage in der Nähe des Taxistandes auf die Straße.
James sah Curtis an. »Du hast in LA gewohnt: Wo können wir hingehen? Wir brauchen einen Ort, wo drei Kinder nicht auffallen und du telefonieren kannst.«
»Santa Monica Beach«, antwortete Curtis wie aus der Pistole geschossen.
Sie fuhren fünfzehn Minuten mit dem Taxi den Sunset Boulevard hinunter, vorbei an Beverly Hills bis zum Strand. Die Szenerie erinnerte Lauren und James an einen Ausflug, den ihre Mutter fünf Jahre zuvor mit ihnen nach Brighton gemacht hatte: ein altmodischer Pier mit einem Vergnügungspark an einem Ende und einer hölzernen Terrasse zum Meer hin. Die Palmen, Restaurants und Luxushotels vermittelten den Eindruck von Reichtum.
»An so einem Ort will ich leben, wenn ich erst Millionärin bin«, verkündete Lauren.
James lächelte. »Und wie willst du Millionärin werden?«
»Popstar, erfolgreiche Geschäftsfrau … vielleicht sogar beides.«
Als das Taxi abgefahren war, schauten sie auf die Wellen, die auf den Strand liefen.
»Meine Mutter hatte weiter unten in Venice ein Strandhaus«, erklärte Curtis. »Meine erste Grundschule war ein paar Meilen entfernt auf diesem Hügel da. Selbst als wir woanders lebten, sind wir meist für ein paar Wochen im Sommer hierher zurückgekommen.«
»Sieht hübsch aus«, fand James, »aber wir können nicht hierbleiben. Du musst ein paar Telefongespräche führen.«
»Ein Telefongespräch«, widersprach Curtis, »nur eines.«
»Du hast gesagt, du müsstest erst ein paar Tele - fonnummern herausfinden«, sagte James überrascht. »Ich dachte, das würde eine Weile dauern.«
»Nimm es mir nicht übel, James«, erwiderte Curtis, »aber ich musste dir was vormachen. Ich konn - te dir nicht vollständig vertrauen, bevor wir diese Flucht durchgezogen hatten. Als ich noch bei meiner Mutter gelebt hab, bestand immer die Gefahr, dass irgendetwas schieflief, wenn ich in der Schule war oder so. Egal wo wir waren, es gab immer einen Notfallplan.«
»Wen willst du also jetzt anrufen?«, fragte James.
»Wenn Paula zur Polizei geht, werden sie den
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