Top Secret - Der Ausbruch
Rezeption zusteuerten. Er war sehr kräftig und wirkte eher wie der Rausschmeißer in einem Nachtclub. Mit den Herren mittleren Alters, die normalerweise am Empfang solcher Bürogebäude sitzen, hatte er wenig gemeinsam.
Curtis stützte sich mit den Ellbogen auf dem hohen Tresen ab und sagte: »Rufen Sie die Durchwahl fünf-fünf-drei an, und sagen Sie Mr Etienne, dass Curtis auf dem Weg nach oben ist.«
Damit ging er zum Lift hinüber, aber die Wache rief ihn zurück.
»Keinen Schritt weiter, junger Mann!«, warnte er streng. Er griff zum Telefon und wählte die gewünschte Nummer.
Nach einem kurzen Gespräch sagte er: »Ihr werdet scheinbar schon erwartet.«
Mit seiner fleischigen Hand winkte er sie zum Aufzug. Er zog eine Chipkarte durch den Schlitz im Bedienungspaneel und sprang aus der Kabine, bevor sich die Türen schlossen. Die Kinder fuhren direkt zum fünften Stock hinauf und gelangten in einen geräumigen Empfangsbereich, wo sie von einer
Frau mittleren Alters in einem grauen Kostüm erwartet wurden.
Curtis strahlte, als die Frau ihn umarmte. »Hallo Margaret!«
»Du bist ja gewachsen«, staunte Margaret. »Das letzte Mal, als ich dich sah, warst du neun oder zehn Jahre alt … Dein Vater ist leider auf einer Konferenz in Boston, aber er hat die Berichte im Fernsehen gesehen und uns eine Nachricht geschickt, dass ihr möglicherweise hier aufkreuzen würdet.«
James betrachtete die schicke Halogenbeleuchtung und die abstrakten Gemälde an der Wand. Er hatte keine Ahnung, was eine Verteidigungs-Beratung tat, aber wenn Curtis’ Vater der Inhaber dieser Firma war, dann gab es sicherlich eine Verbindung zu Jane Oxford.
»Ich brauche etwas Zeit, um euch Papiere und einen Flug an einen sicheren Ort zu organisieren. Inzwischen könnt ihr bei Mr Etienne duschen und euch saubere Sachen anziehen. Wenn ihr Hunger habt, sorge ich dafür, dass ihr etwas zu essen bekommt.«
Wenn Mr Etienne es gewollt hätte, hätte er in seinem Büro wohnen können. Neben dem Arbeitsplatz mit einem massiven Schreibtisch und einer ganzen Reihe von Informationsbildschirmen an der Wand verfügte das Büro über ein Bad, einen Wohnbereich mit schweren Sofas und sogar einen Nebenraum mit einem Bett und einen Kleiderschrank voller Anzüge.
Nachdem die Kinder der Reihe nach geduscht hatten, brachte ihnen Margaret ein paar Speisekarten aus den umliegenden Restaurants mit Lieferservice. Sie entschieden sich für einen Hamburger-Laden der gehobenen Klasse.
James verschlang ein Steaksandwich mit Zwiebelringen und anschließend noch zwei Schokoladendesserts, weil Lauren ihres nicht mehr schaffte. Bei CHERUB musste James nach einem strengen Fitnessprogramm leben, daher vermied er Fressorgien normalerweise, aber nach einer Woche Gefängnisessen durfte er sich seiner Meinung nach ruhig etwas gönnen.
Curtis schaltete den Fernseher im Wohnbereich ein, und sie verfolgten das Programm eines lokalen Nachrichtensenders, der jede halbe Stunde am Ende der Zusammenfassung eine kurze Meldung über ihre Flucht brachte. Lauren kuschelte sich in sauberem T-Shirt und Shorts an James und war bald fest eingeschlafen.
James hatte zu sehr unter Stress gestanden, um die Müdigkeit zu spüren, aber mit vollem Bauch und nachlassender Anspannung begann er zu merken, dass er in den letzten fünfzig Stunden kaum geschlafen hatte. Er schloss die Augen und döste weg.
27
Als die Kinder aufwachten, hatte Margaret in einem Einkaufszentrum in der Nähe neue Kleidung für ihre Weiterreise gekauft. Das war eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, da die Polizei sicher versuchen würde, festzustellen, welche Kleidung die Kinder auf ihrer Flucht mitgenommen hatten.
James und Curtis bekamen schwarze Trainingsanzüge und Turnschuhe, aber für Lauren hatte Margaret ein weißes Kleid mitgebracht, rosa Baumwollschühchen und einen silbern glitzernden Stirnreifen. Laurens Blicke hätten Metall zum Schmelzen bringen können. Das letzte Mal hatte sie ein Kleid getragen, als sie mit sieben Jahren Brautjungfer war, und damals hatte sie es absichtlich durch den Dreck geschleift, um es ausziehen zu dürfen.
»Nein, was siehst du reizend aus!« James lachte, sobald Margaret und Curtis außer Hörweite waren.
»Noch ein Wort!«, drohte Lauren ihm mit dem Finger. »Noch ein Wort und ich knall dir eine!«
»Ganz unsere kleine Prinzessin!«
»Moment mal!«, rief Lauren plötzlich erschrocken und sah sich suchend auf dem Boden um. »Wo sind meine dreckigen Shorts?«
James zuckte
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