Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
schrie Ning zornig, während Carlos auf die andere Seite des Raumes stolperte und anfing zu husten.
Sie wusste nicht, ob sie sich zuerst sauber machen oder Carlos helfen sollte.
»Schwester!«, rief sie. Gleichzeitig erblickte sie einen Spender mit Papiertüchern.
Lottie tröstete Carlos und gab ihm Wasser, damit er sich den Mund ausspülen konnte, während Ning sich so gut wie möglich T-Shirt und Hosen sauber machte.
»Kann ich irgendwo saubere Sachen bekommen?«, fragte sie. »Ich könnte doch schnell ins Hauptgebäude zurücklaufen, dort gibt es doch ein Wäschelager, oder?«
»Tut mir leid, aber während der Rekrutierungstests darfst du nicht weg«, lehnte Lottie ab. »Bitte sitz still, die Herzmonitore sollen deine Erholungsphase aufzeichnen.«
Carlos tat Ning zwar leid, aber sie war ihm auch böse, denn er hätte sich durchaus auch an einer Million anderer Stellen übergeben können als ausgerechnet über ihr.
Jetzt, wo die medizinischen Untersuchungen abgeschlossen waren, sollte die Vorsitzende Zara Asker die weiteren Eignungstests durchführen.
»Ich habe drei Kinder, die mich Dutzende Male angekotzt haben«, sagte sie zu Ning, als sie ankam. »Wir müssen ins Dojo, und ich habe keine Lust auf einen zwanzigminüigen Umweg, nur weil du einen feuchten Fleck auf der Hose hast.«
Niedergeschlagen folgte Ning Zara durch den Nieselregen zum Dojo. Carlos rang immer noch nach Atem, und Zara drehte sich zweimal um und rief ihm zu, er solle sich beeilen. Am Nachmittag zuvor war Ning die Vorsitzende viel netter vorgekommen, und sie vermutete, dass sie einfach einen schlechten Tag gehabt hatte.
Das Dojo für die Kampfsportarten war eines der schickeren Gebäude auf dem Campus-Gelände. Die Baukosten waren von der japanischen Regierung gesponsert worden, nachdem mit Hilfe einer CHERUB-Operation ein russischer Spionagering enttarnt worden war, der wertvolle japanische Technologien zu stehlen versucht hatte.
Es war im typisch japanischen Stil mit einem Kuppeldach aus großen Palisadenhölzern errichtet worden. Davor befanden sich ein traditioneller Steingarten und ein Karpfenteich, über den eine Brücke führte. Das Innere war funktionaler, und abgesehen von dem sehenswerten Dach hätte es mit den vielen Neonlichtern und dem Summen der Klimaanlage auch eine moderne Turnhalle sein können.
Sie ließen die Schuhe draußen unter dem Vordach stehen und gingen über gefederte Matten in den Hauptteil der Sporthalle. Normalerweise gab Miss Takada dort Unterricht in Kampfsportarten, aber im Augenblick spielte nur ein Ghettoblaster eine alte Showmusik, zu dem eine Gruppe von älteren CHERUBs einen Tanz einstudierte.
Durch eine Schiebetür gelangten sie in einen Nebenraum, in dessen Mitte eine quadratische rote Matte lag. An den Wänden standen hölzerne Bänke. Mitten auf dem Boden waren zwei Garnituren Schutzkleidung ausgelegt: leicht gepolsterte Kampfhandschuhe, Mundschutz, Helme und ein Suspensorium für Carlos.
»Die Regeln sind einfach«, meinte Zara. »Ihr dürft jede Technik anwenden, um euren Gegner zu Boden zu bringen, außer Tritten in die Genitalien, Reißen am Kiefer oder Stößen in die Augen. Es geht über fünf Runden und der Erste, der drei Runden für sich entscheidet, gewinnt.«
Ning sah Zara verlegen an, während sich Carlos mit dem Klettverschluss an den gepolsterten Handschuhen abmühte.
»Amy hat eine Akte über mich angelegt«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob Sie sie gelesen haben, aber ich habe schon ziemlich viel geboxt, und Carlos ist bei Weitem nicht in meiner Gewichtsklasse.«
»Natürlich habe ich deine Akte gelesen«, fuhr Zara sie an. »Aber wer hat denn gesagt, es sei leicht, bei CHERUB angenommen zu werden? Wenn Carlos hier klein und mickrig ist, wird er ja nicht plötzlich auf einer Mission groß und stark werden, oder?«
Ning wunderte sich, warum Zara sich so anders verhielt als am Nachmittag zuvor. Ryan hatte sich geweigert, ihr Einzelheiten über die Einstufungstests zu verraten, aber er hatte sie darauf hingewiesen, dass sie mit dem Unerwarteten rechnen sollte. Sie setzte den Helm auf und fragte sich, ob Zara mit ihrer Laune absichtlich bewirken wollte, dass sie sich unwohl fühlte.
»Stellt euch auf!«, befahl Zara.
Aber Carlos kam immer noch nicht mit seinen Handschuhen klar und Zara half ihm kopfschüttelnd mit den Klettverschlüssen.
»Berührt eure Handschuhe und fangt an zu kämpfen.«
Carlos griff aggressiv an, schwang wild die Fäuste und berührte Ning ein
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