Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Kehle stoßt. Dann können wir etwas essen gehen.«
Carlos sprang zurück, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen.
»Warum?«, fragte er entsetzt.
»Nun, du isst doch Fleisch, oder?«, erwiderte Zara. »Jedes Tier, das du je gegessen hast, ist von jemandem getötet worden.«
»Ich… ich mag kein Blut«, gestand Carlos.
Zara sah Ning an. »Und wie ist es mit dir?«
»Okay«, sagte Ning.
Sie öffnete den Käfig und nahm Duster heraus – vielleicht war es auch Bouncer, das war schwer zu sagen. Das Kaninchen war nervös und versuchte, sich freizuzappeln, doch sie beruhigte das Tier mit einer Reihe von langen, langsamen Streichelbewegungen vom Kopf bis hin zum Schwanz.
»Braves Mädchen«, sagte sie beruhigend.
Mit einer plötzlichen Bewegung ließ sie ihre Handkante in einem kräftigen Karateschlag auf den Hinterkopf des Kaninchens sausen und betäubte es so.
»Scheiße!«, entfuhr es Carlos, der sich zur Wand zurückzog, während Ning ihren Stift nahm, das leblose Kaninchen an den Hinterbeinen packte und quer über den Mülleimer legte. Den Kopf des Tieres klemmte sie sich zwischen die Knie und rammte ihm den Bleistift in die Schlagader in seiner Kehle. Das Blut, das in den Mülleimer spritzte, hörte sich an wie ein Urinstrahl. Und weil ihr Carlos den ganzen Morgen über auf die Nerven gegangen war, drehte sie sich so, dass er auch ja schön viel Blut zu sehen bekam.
Carlos verfärbte sich grünlich, und Zara reichte Ning ein Tablett, auf das sie das ausgeblutete Kaninchen legen konnte.
»Das hast du schon mal gemacht, nicht wahr?«, fragte Zara, offensichtlich beeindruckt.
Ning nickte und drückte auf den Körper des Kaninchens, um das letzte Blut herauszupressen. »Ein paar der Frauen, die in meinem ersten Waisenhaus gearbeitet haben, haben Kaninchen gezüchtet und verkauft. Wir durften mit ihnen spielen, aber da das Essen nicht sehr gut war, haben wir sie auch gegessen. Wenn Sie mir ein scharfes Messer geben, kann ich es auch ausnehmen. Ich habe auch schon Pelze gegerbt. Als ich klein war, hatte ich ein Kaninchenfell, das ich mir unter dem Kinn zubinden konnte, wenn es geschneit hat.«
»Du hast also kein Problem damit, Tiere zu töten und zu essen?«, fragte Zara.
»Ich finde, man sollte Tiere gut behandeln, wenn sie leben, aber der Mensch kommt immer zuerst«, entgegnete Ning. »Es gibt viele reiche Leute in China, aber auf dem Land müssen Millionen von Bauern immer noch Hunger leiden.«
Zara nickte und sah dann Carlos an. »Sie hat dir gezeigt, wie es geht. Bist du sicher, dass du es nicht auch versuchen willst?«
»Ich kann das nicht«, erwiderte Carlos kläglich. »Das war das Schrecklichste, was ich je gesehen habe!«
»Na gut, Duster«, sagte Zara und legte das Tuch wieder über den Käfig. »Sieht aus, als hättest du noch eine Frist bis zum nächsten Eignungstest. Und jetzt lasst uns essen gehen.«
Ning sah Carlos an und sagte, als sie Zara zum Speisesaal folgte, im allerhöflichsten, zuckersüßen Tonfall: »Ich frage mich, ob sie Kaninchenbraten auf der Speisekarte haben. Das ist köstlich!«
Im Einsatzleitungsgebäude holte Alfie warme Blätter aus dem Laserdrucker.
»Das ist die E-Mail von dieser Frau bei Oberon«, sagte Alfie und wedelte Amy mit den Papieren vor der Nase herum. »Sie haben seit 2002 achtundzwanzig Monturen mit orange-braun gestreiften Socken gemacht. Es waren drei Fußball- und zwei Rugbyteams und sie haben mir die Kundendaten und Postleitzahlen gegeben.«
»Gut«, freute sich Amy und startete auf dem Computer vor ihr Google. »Gib mir die Postleitzahlen, dann sehen wir, welche Teams ungefähr eine Autostunde von dem Ort entfernt sind, wo Ning aus dem Auto geflüchtet ist.«
Oberon Sports hatte seinen Geschäftssitz im Südwesten und die ersten vier Postleitzahlen waren alle aus Devon und Cornwall. Die letzten Trikots waren an einen Jugendclub in Milton Keynes geliefert worden. Amy gab im Routenerstellungsprogramm Von Wigan nach Milton Keynes ein und bekam als Antwort 155 Meilen und zwei Stunden vierzig Minuten Fahrzeit .
»Dann muss es Kitmeister UK sein«, meinte Amy und ging zu Ryan und Max hinüber. »Wie kommt ihr voran?«
Ryan schnaubte enttäuscht.
»Ich habe mit dem Geschäftsführer von Kitmeister gesprochen, aber der ist übers Wochenende in seiner Hütte in Yorkshire und kann erst Montag wieder ins Büro, weil nur der Gebäudemanager den Code für die Alarmanlage hat. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, sagt er, dass er mit
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