Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
wünschte sie ihm.
Carlos blickte finster drein und behauptete: »Ich glaube nicht an Glück.«
Das fand Ning zwar ziemlich arrogant, aber sie gab sich Mühe, nett zu sein, und meinte daher nur lächelnd: »Vielleicht hast du ja recht.«
Dr. Kessler funkelte Ryan und Amy an.
»Wenn ihr auf dem Weg aus meiner Abteilung Schwester Lottie seht, sagt ihr bitte, sie solle sofort zu mir kommen.«
Amy und Ryan verstanden den Hinweis, sich davonzumachen, sahen sich lächelnd an und gingen.
Ryan drohte Amy scherzhaft mit dem Finger und äffte Dr. Kesslers Stimme nach: »Du darfst nicht auf meinem sterilen Tisch sitzen. Wenn du das tust, lasse ich dich von der Gestapo erschießen.«
»Kessler ist Jude«, informierte ihn Amy. »An deiner Stelle würde ich in seiner Gegenwart keine Naziwitze reißen, wenn du nicht das nächste Mal, wenn du deine Blasen untersuchen lassen willst, ein Thermometer in den Hintern kriegen willst.«
»Guter Tipp«, fand Ryan lachend, als er und Amy auswichen, um Schwester Lottie vorbeizulassen. Sie schob einen Rollwagen, auf dem Herzmonitoren und zwei ziemlich bedrohlich aussehende Scheren für Muskelbiopsien lagen.
»Kessler erwartet Sie«, sagte Amy.
»Er ist ein knurriger alter Kerl«, meinte die Schwester. »Und da wundert er sich, warum alle kündigen.«
Als Amy und Ryan durch die Automatiktüren kamen und den Kiesweg zum Hauptgebäude betraten, schlug ihnen kalte Luft entgegen. Es regnete heftig.
»Bei dem Wetter wird das Höhenhindernis echt schwierig«, meinte Ryan mit einem Blick zum immer dunkler werdenden Himmel. »Und Ning schien auf Höhe nicht sonderlich scharf zu sein.«
»Wenn du nichts vorhast, würde ich mich freuen, wenn du mit zur Einsatzzentrale kommst«, schlug Amy vor. »Ich könnte jemanden mit ein wenig Grips gebrauchen, um ein paar Ideen durchzuspielen.«
Ryan klopfte auf den bücherbepackten Rucksack auf seinem Rücken. »Ich habe Unterricht.«
Amy lächelte.
»Schon komisch, wie schnell man so etwas vergisst. Ich habe den Samstagsunterricht gehasst , aber seit ich den Campus verlassen habe, habe ich nicht mehr daran gedacht.«
»In deinem Alter kommt es häufig vor, dass man Dinge vergisst.«
»Pass bloß auf, du Frechdachs«, warnte ihn Amy und stupste ihn in die Rippen.
»Ich helfe dir gerne«, sagte Ryan, »aber ich muss mit meiner Betreuerin besprechen, ob ich den Unterricht sausen lassen kann.«
Bis Ryan sein Telefon aus der Tasche genommen hatte, fiel der Regen in murmelgroßen Tropfen. Er setzte die Kapuze auf, während er mit Meryl sprach, aber bis sie zugestimmt hatte, dass er helfen durfte, war Amy bereits dreißig Meter vorausgelaufen.
»Sie ist einverstanden«, sagte Ryan, als er sie eingeholt hatte. »Worum geht es bei dem Brainstorming?«
»Fußballkleidung«, erwiderte Amy geheimnisvoll. »Aber ich werde tropfnass, also lassen wir das, bis wir in der Einsatzzentrale sind, ja? Wer zuerst da ist!«
Bevor er noch etwas sagen konnte, rannte sie bereits den Kiesweg entlang. Von der Krankenstation bis zum Einsatzleitungsgebäude war es etwa ein Kilometer, aber sie waren beide gut in Form und hatten ein hohes Tempo. Ryan gewann, allerdings nur, weil er in Kauf nahm, sich dreckig zu machen, indem er über den Rasen abkürzte, während Amy sich an den Weg hielt.
Klatschnass und außer Atem kamen sie in der Einsatzzentrale an. Als Ryan sich drinnen die schmutzigen Stiefel aufschnürte, kam ihnen Lauren Adams entgegen.
»Oh nein, regnet es etwa draußen?«, fragte sie spöttisch.
»Ist dir das auch schon aufgefallen?«, gab Amy zurück. »Ist irgendetwas Interessantes los?«
Lauren schüttelte den Kopf.
»Nein, es ist schön ruhig. Das ist auch ganz gut so, weil ich versuche, für meine Physikprüfung zu lernen. Ewart holt sich gerade ein spätes Frühstück, und ich sitze am Telefon für den Fall, dass ein Notruf von einem Agenten eingeht.«
»Habt ihr hier ein paar Handtücher?«, fragte Amy und drückte sich Wasser aus den Haaren.
»Ich hole ein paar Papiertücher aus dem Bad«, bot Lauren an. »Aber ihr müsst darauf achten, ob im Kontrollraum das Telefon klingelt.«
Während Lauren davoneilte, zupfte sich Ryan die nasse Hose von den Beinen. Als er sich umsah, zog sich Amy gerade ihr T-Shirt über den Kopf, und ihr nasser BH überließ nicht mehr viel der Fantasie.
»Hör auf zu glotzen«, mahnte Lauren lautstark, als sie aus dem Bad kam.
»Hab ich gar nicht«, verwahrte sich Ryan und wurde rot.
Nachdem sie sich so gut wie möglich
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