Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
loggt euch nicht auf Seiten ein, wo ihr möglicherweise registriert seid.
Wenn ihr am Flughafen ankommt, werden hunderttausend Dollar in bar fällig. Die restlichen fünfzigtausend sind für euch für Notfälle.
Das Flugzeug, mit dem ihr das Land verlasst, wird eine ungeheizte Frachtmaschine sein. Die Skianzüge sollen euch den Flug erträglich machen.
Liebe Grüße
Wei
Zwei Tage vergingen. Jeden Morgen, wenn das Zimmermädchen ihr Zimmer aufräumte, machte Ning einen kleinen Spaziergang, ging aber nie weiter als bis zu den Läden in der Hotellobby und dem Starbucks-Café nebenan. Ingrid, mit geglätteten schwarzen Haaren und Sonnenbrille, wagte sich weiter hinaus und kehrte jedes Mal mit zwei Flaschen Wodka und etwas zum Mischen zurück.
Sie gingen nie zusammen hinaus, da die Polizei nach einer Westlerin mit einem kleinen chinesischen Mädchen suchte, und ihre Gespräche beschränkten sich auf Begrüßungen und Empfehlungen für die Mahlzeiten des Zimmerservice.
Am Montag wurde der Sklavenhändler in den Fernsehnachrichten und den Zeitungen nicht mehr erwähnt. Am Nachmittag erhielt Ingrid den Anruf, den sie erwartet hatten, und um sieben Uhr abends rollte Ning die große Tasche mit den Skianzügen nach draußen, während Ingrid den Rest nahm.
Ausgerechnet in dem Augenblick, als sie das Hotel verlassen wollten, waren in der Lobby zwei Polizisten. Ingrid legte eine Hand auf die Pistole in ihrer Handtasche, und Nings Herz schlug schneller, doch sie konnten sich unerkannt und unbehelligt auf die klimatisierten Sitze einer Luxus-Limousine mit Chauffeur fallen lassen.
Ein Sturm zog auf, als sie Dalian verließen. Ning betrachtete die Lichtreflexionen der Straßenlaternen in den Regentropfen, die an die Fensterscheiben prasselten. Eine halbe Stunde später rasten sie in der Dunkelheit mit hundertfünfzig Stundenkilometern die Autobahn entlang. Der luxuriöse Wagen fuhr völlig ruhig, aber Ning befürchtete, dass er die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen würde.
Kurz nachdem sie an einem Konvoi von Militärfahrzeugen vorbeigekommen waren, bog der Fahrer von der Autobahn auf einen unbeleuchteten Kiesweg ein. Ein paar Kilometer weiter dröhnte ein Flugzeug knapp über sie hinweg und setzte zur Landung an. Ning und Ingrid duckten sich instinktiv, als die Lichter an den Flügelspitzen die Umgebung rot färbten.
Nach wenigen Minuten erreichten sie eine Schranke, die von zwei Männern in der Uniform der Luftwaffe der Volksbefreiungsarmee besetzt war. Sie winkten respektvoll und warteten darauf, dass sich ein Tor elektronisch öffnete, dann brausten sie über den glatten Asphalt und folgten den gelben Markierungen.
Am Ende der Rollbahn stand die Turboprop-Frachtmaschine, die gerade gelandet war. Sie wurde von einer Crew aus mehr als einem Dutzend Männern entladen. Einige waren in Zivil und andere trugen die Uniform der Volksarmee, aber alle Gesichter waren hinter Skimasken oder Schals verborgen.
Die Männer rannten über den nassen Asphalt zwischen der hinteren Laderampe des Flugzeugs und einem großen Laster hin und her und luden Säcke aus, auf denen das chinesische Schriftzeichen für Reismehl prangte. Ning sah keinen Grund, Reismehl auf einen Militärflughafen zu schmuggeln, und ging daher davon aus, dass es sich um Drogen handelte.
Ihr Fahrer sprach ein paar Worte mit einem zu kurz geratenen Offizier, der die Sache leitete, und befahl Ning und Ingrid dann, auszusteigen.
Aus der Nähe betrachtet, wirkte das Flugzeug bedrohlich wie ein wildes Tier, und seine laufenden Propeller ließen Nings Haare und Hosen flattern. Es war dunkelgrau gestrichen und hatte Markierungen der Volksarmee, aber die Sicherheitshinweise an der Tankanlage und der Frachtraumtür waren russisch und die beiden Piloten im Cockpit sahen auch nicht chinesisch aus. Das Flugzeug war in erbärmlichem Zustand. Einschusslöcher im Rumpf waren nur notdürftig repariert worden und die Reifen waren bis auf die Stahlverstärkungen abgefahren.
Der kleine Boss schüttelte den Kopf, als Ingrid ihm vier der versiegelten 25 000-Dollar-Bündel hinhielt.
»Die Hälfte ist für mich«, rief er und nahm zwei der Bündel. »Geben Sie den Rest dem Piloten!«
Der Lärm der Propeller war unerträglich, als Ning über einen Tankschlauch stieg und die Stufen neben dem Flügel hinaufkletterte, um in den Rumpf zu gelangen. Sie sah sechs ausklappbare Plastiksitze und durch die Cockpittür die Rücken der beiden Piloten.
Im Heck des Flugzeugs
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