Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
nicht wegen eines einzigen dummen Fehlers raus. Ehrlich gesagt, wenn wir das täten, würden uns wahrscheinlich höchstens noch drei Agenten bleiben.«
Ryan traten die Tränen in die Augen, als er sich an einen Pfeiler lehnte, und alles was er hervorbringen konnte, war: »Danke!«
»Wenn du in London landest, holt dich jemand mit dem Auto ab«, sagte Zara. »Ich schicke dir die Angaben des Fahrers per SMS, wenn wir ihn angefordert haben. Und wenn du zu Hause bist und dich besser fühlst, dann setzen wir beide uns mal mit deiner Betreuerin zusammen, okay?«
»Okay«, bestätigte Ryan. »Danke für den Anruf. Ich verspüre jetzt etwas weniger dringend den Wunsch, mich mit einer Gabel der Fluggesellschaft zu erstechen.«
»Bleib locker und genieße den Flug«, sagte Zara. »Du wirst eine Strafe bekommen, aber du bist ein guter Junge, und dieser Vorfall bedeutet nicht das Ende der Welt.«
Die Frau mit dem Klemmbrett ließ Ning, Mei und die anderen sechs Chinesinnen in eine schäbige Dusche im Lager gehen, bevor sie den nächsten Teil ihrer Reise begannen. Ning hoffte, etwas von Großbritannien zu sehen zu bekommen, aber sie fuhren auf Holzbänken im fensterlosen hinteren Teil eine weißen Lieferwagens.
Nach drei Stunden erreichten sie ein verfallenes Fabrikgebäude aus Ziegelmauern. Ning hatte sich in Dans Wohnung in Bischkek Großbritannien auf der Landkarte angesehen, und obwohl sie keine Ahnung hatte, wo sie waren, schätzte sie, dass sie in den drei Stunden, seit sie von der Südküste aufgebrochen waren, ziemlich weit ins Landesinnere gekommen sein mussten.
Auch wenn das Gebäude von außen alt war, so blinkte im Inneren doch alles. Trotz der frühen Morgenstunde hielten sich über hundert indische und chinesische Frauen in der lauten, aber gut organisierten Fabrikhalle auf.
Sie trugen alle identische Haarnetze, Gesichtsmasken und weiße Overalls und arbeiteten in Dreiergruppen an Stahltischen. Die erste schmierte hektisch Mayonnaise auf eine Brotscheibe, die nächste fügte den Belag und Salatblätter oder Tomaten hinzu, während die dritte das Sandwich in zwei Hälften schnitt und in eine dreieckige Plastikschachtel steckte.
Ein rotbärtiger Aufseher kam angelaufen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, und wandte sich dann zornig an die Frau mit dem Klemmbrett.
»Nur acht? Man hat mir zwölf bis fünfzehn versprochen!«
»Vielleicht kommen morgen noch mehr.«
»Ich bin unterbesetzt«, erklärte der Aufseher missmutig. »Ich arbeite schon selbst am Fließband mit, so sieht es aus.« Dann wandte er sich an die Frauen und forderte sie in schlechtem Chinesisch auf: »Bitte folgen Sie mir, meine Damen.«
»Du nicht«, hielt die Klemmbrett-Frau Ning zurück, während Mei und die anderen in einen Umkleideraum geführt wurden, wo sie Haarnetze, Masken und Overalls bekamen. »Dich bringe ich zum Boss.«
Sie führte Ning nach oben in einen schäbigeren Flur, in dem Nähmaschinen standen, mit denen bestimmt seit Jahrzehnten niemand mehr etwas genäht hatte. Dann ging es über zerbrochene Fliesen in ein Büro mit einem Holzschreibtisch und Mahagoniregalen.
Der Mann, der dahintersaß, war in den Dreißigern. Er war Chinese, trug ein Polohemd und karierte Hosen und eine Rolex sowie ein Armband mit Diamanten. Er erinnerte Ning an eine jüngere Ausgabe ihres Stiefvaters.
»Wer ist das denn?«, rief er wütend, als Ning eintrat. Ihr Blick fiel auf einen großen Globus und ein Bild mit zwei Jungen in ihrem Alter an der Wand.
»Ich habe Ihnen eine Nachricht aufs Handy geschickt«, erklärte die Frau. »Ihr Name ist Ning. Sie sagt, sie sei dreizehn, aber in ihrem Pass steht elf. Hat sich in Tschechien in den Laster geschlichen. Ich habe sie nicht gehen lassen, weil sie aufgegriffen werden und die Cops zum Lagerhaus führen könnte.«
Der Boss schüttelte den Kopf. »Und stattdessen zeigen Sie ihr auch noch diesen Ort? Ist ja sehr clever!«
»Wir nehmen den weißen Lieferwagen, damit die Leute sie nicht kommen und gehen sehen«, sagte die Frau. »Ich habe Ihnen eine Nachricht geschickt. Es tut mir leid, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
Der Boss sah von Ning zu der Frau.
»Ich bin seit sieben Uhr gestern Morgen wach«, brüllte er. »Wir haben hier achtzehn Leute zu wenig und ich komme mit den Bestellungen nicht mehr hinterher. Also will ich im Augenblick, dass alles was zwei Augen und zwei Hände hat, unten irgendwas auf Brotscheiben packt!«
»Aber bei einem Mädchen in diesem Alter könnten die
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