Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Titel: Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
Vom Netzwerk:
Frauen in den Lieferwagen. Ning war ziemlich weit vorne und setzte sich auf eines der Bretter an der Seite, die als Bänke dienten. Doch respektvoll stand sie auf und ließ Mei sitzen.
    Dadurch musste sie sich während der vertrauten sechsminütigen Fahrt auf den nackten Metallboden setzen. Sie waren fast angekommen, als der Wagen plötzlich bremste. Die Körper stießen aneinander, und in der Dunkelheit fielen sie durcheinander, und Ning stieß sich den Kopf an der Metallwand, die sie von der Fahrerkabine trennte. Es erklangen ein paar spitze Schreie.
    »Tut mir leid, meine Damen!«, rief der Fahrer. »Da hat gerade ein Radfahrer versucht, sich umzubringen.«
    Die Frauen versuchten noch, sich zu sortieren, als der Wagen wieder anfuhr. Jemand war Ning auf die Hand getreten, sodass sich ihre Wunde vom Vortag wieder leicht geöffnet hatte. Als die Türen vor der Fabrik aufgingen, sah sie im Licht, wie Blut unter dem Pflaster hervorrann.
    Es war nicht viel, und Ning wischte sich nur die Hand an der Jeans ab, als sie in die Fabrik ging, doch die Blutstropfen hatten bei ihr eine Gedankenkette in Gang gesetzt.
    Ning schuldete den Gangstern kein Geld, aber sie hatte auch keine Lust, wochenlang zu bleiben, bis sie bezahlt wurde. Sie bezweifelte auch, dass sie sie so einfach gehen lassen würden.
    Es würde schwierig werden, aus der Fabrik zu flüchten, oder auch aus dem Haus, wenn so viele Menschen in jedem Raum waren. Aber die strikten Hygienevorschriften der Fabrik besagten, dass, egal wie unterbesetzt sie waren, eine Arbeiterin nach Hause geschickt wurde, wenn sie krank war, und Ning glaubte, dass es nicht so schwer sein würde, tagsüber, wenn es leer war, aus dem Haus zu entkommen.
    Während sich die Arbeiterinnen vor dem Umkleideraum drängelten, um sich umzuziehen, ging Ning hinten herum zur Damentoilette.
    Sie schloss sich in einer Kabine ein, verriegelte die Tür und zog das Pflaster von der Hand. Durch das getrocknete Blut sah die Verletzung schlimmer aus, als sie war, und Ning kratzte mit dem Fingernagel den Schorf ab. Als die Wunde aufriss, drückte Ning kräftig darauf. Das tat zwar weh, hatte aber den gewünschten Effekt und ließ zwei Blutstreifen über ihren Arm laufen.
    Ning nahm ein paar Stücke Toilettenpapier in die blutige Hand und ging hinaus, wobei sie darauf achtete, dass mehrere Blutstropfen auf den makellos sauberen Boden des Gangs fielen, als sie in den Bereich für die Vorbereitungen ging.
    »He!«, schrie eine fette Aufseherin, rannte hinter ihr her und packte sie am Arm. »Wo willst du hin, junge Dame?«
    Ning imitierte Ingrids Trick, die Augen zu verdrehen und so zu tun, als werde sie gleich bewusstlos.
    »Ich suche Mei«, sagte sie und ließ sich gegen die Wand fallen. »Es hat die ganze Nacht geblutet. Ich glaube, mir wird schlecht.«
    Die Vorstellung, dass sich jemand im Vorbereitungsbereich übergeben könnte, war ein Albtraum für die Aufseher. Die dicke Frau packte Ning und brachte sie zu einem winzigen Erste-Hilfe-Kabuff unter der Treppe.
    »So kannst du nicht arbeiten«, sagte sie und setzte Ning auf einen Plastikstuhl. »Bleib hier. Ich komme gleich wieder und verbinde dich, wenn die Schicht angefangen hat. Und dann bringt dich einer der Fahrer nach Hause, damit du dich ausruhen kannst.«

33
    Kaum eine Stunde nach ihrer Abfahrt stand Ning wieder vor der Tür des Hauses und wartete darauf, dass Leo die Tür aufmachte. Leo war über vierzig, über einen Meter achtzig groß und trug eine dicke Brille mit eckigen Gläsern und einen Stoppelbart. Soweit Ning das beurteilen konnte, reichte seine Garderobe nicht über Trainingshosen und Chelsea-Shirts hinaus.
    »Was ist los?«, fragte er, als ihm der Fahrer zuwinkte und losfuhr.
    Ning hielt ihre sauber verbundene Hand hoch.
    »Gut«, knurrte er. »Geh runter ins Zimmer und bleib da, ich erwarte Besuch.«
    Da Leo seine Tür üblicherweise geschlossen hielt, wenn die Frauen da waren, konnte Ning heute zum ersten Mal einen Blick hineinwerfen, als sie im Gang daran vorbeikam. Es sah aus wie eine Müllhalde, mit überquellenden Aschenbechern und leeren Bierdosen überall. Prunkstück war ein großer Fernseher, auf dem gerade ein PS3-Spiel lief, bei dem er auf Pause gedrückt hatte.
    »Verdrück dich, du Krachmacher«, sagte Leo. »Und wenn es nicht wirklich wichtig ist, will ich nichts von dir hören!«
    Auf dem Weg in ihr Zimmer überlegte Ning fieberhaft. Die Fenster im Keller waren alle mit Brettern zugenagelt, daher nahm sie an, dass ihre

Weitere Kostenlose Bücher