Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Scheibe von unserem Geschäft abzuschneiden. Wir haben keine Ahnung, ob sie den Fahrer umgebracht oder nur verjagt haben. Aber der Wagen war sechs Tage verschwunden und die Frauen hatten nur wenig Wasser.«
»Warum hier?«, fragte Leo.
»Du warst am nächsten und tagsüber ist das Haus leer. Sie werden weg sein, bevor die Arbeiterinnen zurückkommen.
»Ein Mädchen ist hier«, sagte Leo.
»Du hast doch gesagt, du seist allein!«, fuhr Ben auf.
»Als du angerufen hast, war ich auch allein, aber sie haben sie mit einer kaputten Hand von der Fabrik hergebracht.«
»Und du denkst nicht mal dran, mir das zu sagen?«, schrie Ben. »Wo ist sie jetzt?«
»Oben in der Dusche.«
»Hol sie.«
Ning schloss die Tür und zog sich in das Zimmer zurück, als Leo zwei Stufen auf einmal nehmend nach oben stürmte. Sie sprang auf eines der Betten, schnappte sich eine Zeitung und tat, als ob sie läse, als Leo hereinplatzte.
»Warum bist du hier drin?«, schrie er.
Ning sah, dass sie dummerweise ihr nasses Handtuch und ihre Toilettensachen an der Tür hatte stehen lassen, wodurch klar war, dass sie dortgestanden und gelauscht hatte.
»Ich habe dir doch gesagt, du sollst im Keller bleiben!«, tobte Leo, nahm die Sachen und warf sie ihr wütend zu. »Das war nur zu deinem Besten!«
»Was ist da los?«, rief Ben. »Bring sie hier runter!«
»Du hast ihn gehört«, brüllte Leo sie an. »Hoch mit dir!«
Ning glitt vom Bett, und Leo hielt ihr die Tür auf, als sie zur Treppe ging.
»Ach nein«, stieß Ben hervor, als er Ning vom unteren Ende der Treppe aus sah. »Was für ein hübsches kleines Ding.«
Leo versetzte Ning einen kleinen Stoß in den Rücken und drängte sie die Treppe hinunter. Der intensive Geruch von unten erinnerte Ning an den Müllcontainer, aus dem Dan sie in Bischkek gezogen hatte. Als sie über Bens goldene Uhr und seine tätowierten Arme hinaussah, begriff sie, dass das, was sie durch das Treppengeländer hindurch für zwei schwarzhaarige Mädchen gehalten hatte, in Wirklichkeit Leichen waren. Sie waren in billige schwarze Plastiksäcke gewickelt, die an mehreren Stellen gerissen waren, als Ben sie in den Gang geschleift hatte.
34
Ryan war bereits eine Woche wieder auf dem Campus und lag auf dem Bauch auf seinem Bett, als Max Black und Alfie DuBoisson vorbeikamen. Als er zu CHERUB gekommen war, hatte er sich verschiedenen Gruppen genähert, aber in der Grundausbildung hatte er sich mit Max und Alfie angefreundet, und seitdem standen sie sich nahe.
Max war zwölf und etwa so groß wie Ryan, nur schlanker. Mit seinen Sommersprossen und dem blonden Haar wirkte er sehr unschuldig, aber er geriet ständig in Schwierigkeiten, und das färbte gelegentlich ab. Dabei ging es nie um wirklich schlimme Dinge wie Schlägereien oder Drogen, es war nur so, dass Max Langeweile ertrug wie ein Zweijähriger und allergisch darauf reagierte, wenn er stillsitzen und Befehle ausführen musste.
Als Ryan auf den Campus gekommen war, hatte er sich zuerst nicht getraut, mit Alfie zu sprechen. Obwohl er erst elf war, war Alfie einen Kopf größer als Ryan und Max und ziemlich untersetzt, was bedeutete, dass er ohne das CHERUB-Training wahrscheinlich fett gewesen wäre. Mit seinen düsteren dunklen Augen und buschigen Brauen war Alfie eher ruhig und hatte einen gepflegten französischen Akzent. Er spielte Flöte und Gitarre und war geradezu aufreizend klug, selbst für die übertriebenen Standards von CHERUB.
»Nun, Mr Ryanator, wie ist das große Showdown im Büro der Vorsitzenden gelaufen?«, fragte Max neugierig.
Ryan war zwar schon seit sechs Tagen wieder zurück, aber die ersten drei davon war er krank gewesen und hatte wegen einer Infektion in der Brust Antibiotika bekommen. Als es ihm wieder gut genug ging, dass er zwei Sätze hervorbringen konnte, ohne zu husten, war Zara mit ihrem Ehemann Ewart nach New York geflogen, um ihren Hochzeitstag zu feiern.
»Ziemlich schrecklich«, antwortete Ryan und drehte sich um.
»Was kriegt man denn heutzutage fürs Omaprügeln?«, erkundigte sich Alfie von der Tür her. »Max hat auf Gräbenbuddeln gewettet, aber ich habe eher auf Einmaleins gesetzt.«
Beides waren bei CHERUB gewöhnliche Strafen für Agenten mit großem Ärger. Mit Gräbenbuddeln bezeichneten die Kinder verschiedene Arbeiten wie das Lichten von Unterholz und das Reinigen der Abwasserkanäle im waldigen Bereich auf dem Campus. Einmaleins waren schmerzhaft intensive Einzeltrainingsstunden mit einem der
Weitere Kostenlose Bücher