Top Secret - Der Verdacht
einer, James. Als ich endlich das O.K. bekam, stellte ich fest, dass die Akte alle Angaben zu deiner Mission vor zwei Jahren in Arizona enthielt: den Ausbruch aus dem Arizona Max, die Flucht vor den Cops durch drei Staaten und die Verhaftung von Jane Oxford. In der Akte steht, dass du einer undurchsichtigen Kinderagenteneinheit namens Cherub angehörst. Ich sage dir, ich habe vielleicht gestaunt, als ich das gelesen habe.«
James stellte fest, dass er Glück gehabt hatte. Vielleicht waren die Amis nicht sonderlich erfreut darüber, dass er ihnen mit seiner Mission in die Quere gekommen war, aber es war unwahrscheinlich, dass sie ihn mit Lötkolben bearbeiten würden.
»Wie kommt es, dass Sie als Erster bei mir waren?«
»Oh, ich musste nur kurz meinen Kopf anstrengen, aber so schwer war das nicht.« Eric lächelte. »Vladimir Obidin ist ein Tyrann. Seine Männer haben Angst vor ihm. Ich habe vorgeschlagen, dass wir im Radio eine Belohnung aussetzen, und habe dann die Suche organisiert. Alle waren heilfroh, dass ich die Initiative ergriffen habe. Ich habe meinen Kopf aus dem Fenster gestreckt, und ich wäre es auch, der ihn abgeschlagen bekäme, wenn die Sache schieflief.«
»Wohin geht’s jetzt?«, erkundigte sich James.
»Ich habe am Stadtrand ein sicheres Haus. Dahin fahren wir. Da kannst du dich waschen und umziehen. Außerdem siehst du ziemlich angeschlagen aus, ich werde mir deine Verletzungen nachher mal genauer ansehen.«
»Werden Sie nicht auffliegen?«, fragte James.
»Sicher doch.« Eric nickte. »Diese Skateboardjungs werden mit ihren Rubeln um sich werfen und das Maul aufreißen. Dann wird man herausfinden, dass sie dich an mich übergeben haben, und ich werde in genauso vielen Schwierigkeiten stecken wie du. Aber ich arbeite nicht alleine. Wir haben noch andere Agenten vor Ort, die weiter hinter den Obidins her sein werden, zumindest hinter denen, die ihr Briten nicht umbringt. Mein Job war es, dich vor den Obidins zu finden und herauszukriegen, was zum Teufel ihr eigentlich vorhabt.«
James schüttelte müde den Kopf und sagte: »Es war kein Mordanschlag. Sie waren da, um einen Waffenkauf zu tätigen.«
Eric bog von der Straße ab und warf James einen bösen Blick zu. »Ich habe dir den Hintern gerettet, Junge. Wenn du nicht ehrlich zu mir bist, dann drehe ich einfach um und schmeiße dich wieder in den Schnee.«
»Es kann kein Mordanschlag gewesen sein«, murmelte James.
»James, den Teil der Geschichte kenne ich. Ich habe die ganze verdammte Szene wunderbar in SchwarzWeiß.«
10
Das sichere Haus war eine Erdgeschosswohnung in einem der besseren Wohnblocks von Aero City. Aus den umliegenden Wohnungen drangen Essensgerüche und Fernsehgeplärre herein, aber die Warmwasserversorgung war so weit in Ordnung, dass James duschen konnte.
Eric befahl James, die Badezimmertür nicht abzuschließen für den Fall, dass er zusammenbrechen sollte. Als James sich das meiste Blut abgewaschen hatte, half ihm Eric in einen Bademantel und führte ihn zu einem Doppelbett. Am Nachttisch war eine Schreibtischlampe angebracht, die Eric auf James richtete, um sich seine Verletzungen anzusehen.
»Meinen Sie, meine Nase ist gebrochen?«, fragte James.
Eric säuberte gerade einen tiefen Kratzer an seiner Schulter. »Sieh selbst«, meinte er und schob ihm einen Handspiegel übers Bett.
James keuchte erschrocken, als er seine zerschlagene Nase und geschwollenen Augen sah. »Wenn ich diesen Joe noch mal treffe, bringe ich ihn um!«
»Du musst mindestens vierundzwanzig Stunden wach bleiben. Wenn du einschläfst, besteht die Gefahr, dass du ins Koma fällst. Der Schnitt über deinem Auge macht mir auch Sorgen. Ich fürchte, ich muss ihn nähen.«
»Sind Sie Arzt?«
Eric schüttelte den Kopf. »In der Army war ich Sanitäter. Ich habe ein lokales Betäubungsmittel da, aber nach dem Schlag, den du auf den Kopf bekommen hast, möchte ich dir ungerne etwas geben, was dich noch benommener macht.«
»Wie wollen Sie mich dann nähen?«
»Ich gebe dir etwas zum Draufbeißen.«
James ächzte auf. »Wenn es mein Bein wäre oder so, gut, dann vielleicht, aber Sie können mir doch nichts im Gesicht nähen ohne Betäubung!«
»Ich kann dir ein paar Paracetamol geben, wenn du willst.«
»Was soll das denn helfen?«
»Nicht viel«, gab Eric zu. »Tut mir leid, Junge. Dein T-Shirt und deine Jeans waren voller Blut. Du hast mindestens einen halben Liter verloren, vielleicht sogar einen ganzen. Im Krankenhaus würdest du
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