Top Secret - Der Verdacht
eine Transfusion bekommen, aber hier kann ich dir nur die Schnitte zusammenheften, bevor du noch mehr Blut verlierst und zusammenklappst.«
James wurde schlecht, als er sah, wie Eric Nadel und Faden aus einer sterilen Verpackung holte.
»Nimm das in den Mund«, riet er James und gab ihm ein dickes Stück Gummi.
James steckte sich das Ding in den Mund, ballte die Fäuste und verdrehte die Augen.
»Lass die Augen offen. Ich kann den Schnitt nicht nähen, wenn die Haut gespannt wird.«
James meinte, sich übergeben zu müssen, als er die Augen öffnete. Seine Sicht war verschwommen, doch er konnte die Nadel sehen, die das geschwollene Fleisch über seinem Auge durchstach.
»Aaaaahhhh!«, stöhnte er auf.
»Mach nicht so einen Lärm und halt still!«, verlangte Eric streng. »Das ist doch noch gar nichts! Ein alter Kumpel von mir ist im Golfkrieg unter einen Panzer geraten, und wir mussten ihm den Arm mit einer Feueraxt amputieren.«
James biss die Zähne zusammen und krallte die Fäuste in die Laken, als die Nadel seine Augenbraue zum zweiten Mal durchstieß. Vielleicht war es ja schlimmer, einen Arm abgehackt zu bekommen, aber James fiel es schwer, sich vorzustellen, wie irgendetwas noch schmerzvoller sein konnte.
»Guter Mann«, lobte Eric nach dem vierten Stich und schnitt den Faden ab.
James stöhnte erleichtert auf, doch dann begann Eric, seinen Bademantel aufzubinden. »Was soll das?«
»Du hast gesagt, sie hätten dich in die Eier getreten. Also mach die Beine breit, ich muss mir das genauer ansehen.«
»Da ist alles völlig in Ordnung!«, verwahrte sich James.
»Wenn ein Hodensack gerissen ist, muss ich die Flüssigkeit ableiten. Und glaub mir, James, ich bin genauso wenig erpicht darauf, da unten herumzustochern wie du.«
*
Eine Stunde später saß James in einem Sessel. Seine Schnitte waren alle versorgt, und seine Eier waren lediglich geschwollen. Er hatte es geschafft, ein paar Gläser Orangensaft zu trinken und etwas Spaghetti aus der Dose zu essen. Er sah nicht mehr ganz so unscharf, aber von den Schlägen tat ihm noch alles weh, und seine Kopfschmerzen und auch die Schmerzen um die Augen und die Nase waren schlimmer geworden, als die Schwellungen zunahmen.
Eric stellte James ununterbrochen Fragen, was ihm auf die Nerven ging, denn er wollte eigentlich nur schlafen.
»Hier bitte«, sagte Eric und stellte ihm einen kleinen Computer auf den Schoß. »Versuch, mir in die Augen zu sehen und mir zu sagen, dass ihr nicht vorhattet, Denis umzubringen, nachdem du das hier gesehen hast.«
James starrte auf das körnige Bild von Denis Obidins Arbeitszimmer. Er scrollte nach unten und startete das Video mit einem Mausklick.
Der in der Ecke des Bildschirms eingeblendete Timecode besagte, dass das Video um ein Uhr an diesem Morgen aufgenommen worden war. Denis Obidin saß hinter seinem Schreibtisch und paffte eine Zigarre, während er sich jovial mit Boris und Isla unterhielt, die mit dem Rücken zur Kamera saßen.
Nach herzlichem Gelächter stand Boris auf, um Denis’ ausgestreckte Hand zu schütteln. James klappte erstaunt der Mund auf, als er sah, wie Boris die ausgestreckte Hand ergriff und Denis an sich riss. Isla sprang von ihrem Platz auf, ein Drahtseil zwischen den Händen. Während Boris die Hand auf Denis Obidins Mund presste, trat Isla dazu und legte ihm den Draht um die Kehle.
»Ich …«, stotterte James. » Mann! «
Eine halbe Minute später hing Denis bewusstlos über dem Schreibtisch. Isla hielt weiter den Draht gespannt, um sicherzugehen, dass Obidin tot war. Unterdessen lief Boris ans Ende des Zimmers und nahm einen großen Bilderrahmen von der Wand. Dann öffnete er mit einem Taschenmesser eine Metalltür, die dahinter in der Wand verborgen war.
»Was geht hier vor?«, fragte James.
»Wir haben keine Ahnung, wie Boris und Isla das mit der Tür herausgefunden haben, aber anscheinend hatte Obidin einen Notausgang in sein Haus einbauen lassen.«
»Wusstet ihr CIA -Leute, dass es ihn gibt?«
Eric schüttelte den Kopf. »Aber wir haben es vermutet. In diesen Gegenden kommt es immer wieder zu Entführungen und Geiselnahmen. Reiche Russen lassen sich darum für gewöhnlich Panikräume und Fluchtwege in ihre Häuser einbauen.«
James war geschockt. »Ich hatte von dieser Sache keine Ahnung«, erklärte er kopfschüttelnd. »Ich schwöre bei meinem Leben!«
Er verfolgte auf dem Monitor, wie Isla und Boris durch die Fluchtklappe kletterten. Zurück blieb nur das Bild des toten
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