Top Secret - Der Verdacht
und Afrika eingeschmuggelt, die meisten kommen jedoch aus Russland und den armen Teilen Osteuropas.
Der Cherub-Einsatz
Anfang September kollidierte während eines Sturms über dem Ärmelkanal eine Schnellfähre mit einem kleinen Motorboot. Obwohl das Boot schwer beschädigt wurde, lehnte der Kapitän jede Hilfe ab und versuchte, zu entkommen.
Wegen des schlechten Wetters war der Such- und Rettungsdienst überlastet, und die Behörden konnten das Boot nicht verfolgen. Mehrere Stunden später wurde es dann von Zollbeamten auf Streife an einem kleinen Pier zwei Kilometer von der Küstenstadt Worthington entfernt gesichtet.
Das Boot wirkte verlassen, doch bei näherem Hinsehen zeigte sich, dass am Ende des Anlegers ein kleines Mädchen gefangen saß. Zwei Zollbeamte trotzten den hohen Wellen, die über den Anleger spülten, um sie ans Ufer zu bringen.
Die Beamten vermuteten, dass das Mädchen ins Land geschmuggelt worden war, um in der Sexindustrie zu arbeiten, und nach Abflauen des Sturms wurde ein Suchteam auf das Boot geschickt, das dort Kleidung und persönliche Habe von mindestens zehn minderjährigen Mädchen fand.
Das gerettete Mädchen ist seit September in einem Kinderheim in Brighton. Sie wurde von der Polizei und von Sozialarbeitern vernommen, weigert sich aber hartnäckig, irgendetwas zu sagen, außer dass ihr Name Anna ist.
Die Polizei hat bislang weder eine Spur von den Schmugglern noch von den anderen Mädchen. Obwohl Ermittlungen zum Menschenhandel stets höchste Priorität haben, ist die Polizei in diesem Fall besonders besorgt, da sie annimmt, dass mindestens die Hälfte der Mädchen auf dem Boot dreizehn Jahre und jünger war und wahrscheinlich an Pädophilenkreise verkauft wurde.
Bislang waren alle Versuche, Anna zu befragen, vergeblich. Die Polizeipsychologen sind jedoch zuversichtlich, dass Anna sich einer guten Freundin anvertrauen würde.
Annas Englisch wird zwar zunehmend besser, aber wahrscheinlich hat ein elf- bis dreizehnjähriges Mädchen mit passablen Russischkenntnissen die besten Aussichten, Annas Vertrauen zu gewinnen und Informationen über sie und die Verbrecher zutage zu bringen, die sie nach England geschmuggelt haben.
Es wird dafür gesorgt, dass eine Cherub -Agentin in das Kinderheim von Brighton zieht und sich ein Zimmer mit Anna teilt. Die Agentin soll sich mit Anna anfreunden und so viele Informationen wie möglich über ihren Background und die Leute sammeln, die sie ins Land gebracht haben.
Bemerkung: Das EthikKomitee von Cherub
hat diesem Einsatz zugestimmt UNTER DER
BEDINGUNG, DASS ALLE aGENTEN SICH ÜBER
FOLGENDES IM KLAREN SIND:
Die Mission wurde als ungefährlich eingestuft. Die Agentin wird daran erinnert, dass sie das Recht hat, den Einsatz abzulehnen oder sich jederzeit davon zurückzuziehen.
Der Einsatz wird voraussichtlich einen Monat oder weniger dauern. Vorrangiges Ziel ist es, dem Opfer eines Verbrechens Informationen zu entlocken. Die Gefahr für die Agentin sollte dabei minimal sein.
*
»Oh mein Gott!«, entfuhr es Lauren, nachdem sie die Unterlagen gelesen hatte. »Die armen Mädchen! Natürlich gehe ich auf die Mission. Ich hatte ja keine Ahnung, dass das so ein Problem ist. Ich dachte immer, Prostituierte haben Sex, weil sich damit massig Geld verdienen lässt. Mir war nicht klar, dass sie dazu gezwungen werden.«
»Eine große Zahl von ihnen traurigerweise schon«, sagte John. »In letzter Zeit wird das mehr und mehr publik, aber den Leuten sind diese Frauen immer noch ziemlich egal. Wenn man die Zeitung aufschlägt und liest, dass ein Fußballer mit einer Prostituierten geschlafen hat, werden viele Männer nur lachen und sagen: Gut gemacht, Junge . Sie verstehen nicht, dass viele dieser Frauen unter Drogen gesetzt und bedroht werden.«
Lauren nickte. »Ich wette, genau so etwas würden James und seine dämlichen Kumpel sagen. Wo wir gerade davon sprechen – ich muss los. Kann ich Sie von unterwegs anrufen, und wir besprechen alles Weitere später?«
»Klingt gut«, erwiderte John, als Lauren zur Tür eilte. »Ich bin noch ein paar Stunden im Büro, und mein Handy ist den ganzen Abend an … Äh, willst du deinen Koffer nicht mitnehmen?«
»Noch nicht«, rief Lauren und rannte den Flur hinunter.
15
Schlecht gelaunt marschierte James auf den Konferenzraum im zweiten Stock zu. Er konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen, warum seine Betreuerin Meryl Spencer am Telefon so verärgert über ihn gewesen war.
James war erst ein Mal in
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