Top Secret - Der Verdacht
keuchte James wütend. »Nach allem, was ich durchgemacht habe? Wollt ihr mich verarschen?«
»Das gefällt keinem von uns, James, aber bis die Untersuchung abgeschlossen ist und du von jeglicher Verantwortung freigesprochen bist, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich zu suspendieren.«
»Aber ich habe doch gar nichts getan!«
»Das ist keine Strafe, James«, meinte Zara milde.
»Was für ein Haufen Scheiße!«, schrie James.
»He, pass auf, was du sagst!«, brüllte Ewart.
»Ewart, fang nicht an«, verlangte Zara. »James, ich weiß, dass das ganz schrecklich für dich ist, aber wir müssen uns an gewisse Regeln halten. Und eine dieser Regeln lautet, keine Agenten auf Missionen zu schicken, solange ihr Verhalten während des vorangegangenen Einsatzes noch untersucht wird.«
»Ich wäre fast gestorben!«, schrie James. »Diese beiden Verräter vom MI5 haben mich reingelegt! Und jetzt wollt ihr mich reinlegen!«
»James, es tut mir leid«, erwiderte Zara. »Ich kann verstehen, dass du dich aufregst, aber wir wollen niemanden hereinlegen.«
»Wisst ihr was? Vergesst es! Warum sollte ich mein Leben auf einer weiteren Mission für Leute riskieren, die mir nicht vertrauen oder für mich einstehen? Ich kündige – schickt mich zu irgendwelchen Pflegeeltern oder was auch immer.«
»Beruhige dich, James«, beschwor ihn Zara. »Ich verstehe ja, dass es für dich so aussieht, als würden wir noch auf dir herumtrampeln, wenn du schon am Boden liegst, aber versuche mal, es ganz nüchtern zu betrachten. Die Untersuchung wird vermutlich ein oder zwei Monate dauern. Du würdest sowieso nicht auf eine neue Mission geschickt werden, bevor du dich nicht besser fühlst und mit dem Schulstoff wieder auf dem Laufenden bist. Der Unterschied in deiner CHERUB -Laufbahn wird wahrscheinlich nur minimal sein.«
Darüber musste James einen Augenblick lang nachdenken. »Mag sein, aber auf dem Campus wird jeder wissen, dass es eine Untersuchung gibt, und ich weiß, wie sich so was in die Länge zieht. Du sagst jetzt ein oder zwei Monate, aber es können auch leicht vier oder fünf werden.«
Ewart verdrehte die Augen. »James, du bist nicht der erste Agent, der wegen einer Untersuchung suspendiert wird, und du wirst bestimmt auch nicht der letzte sein.«
»Außerdem«, fügte Zara hinzu, »wenn du weggehst, dann wirst du in einer anderen Schule landen, ohne Freunde und mit nur halb so viel Möglichkeiten wie auf dem Campus.«
»Wahrscheinlich«, seufzte James. »Und ich wollte euch auch nicht anschreien. Nur nach allem, was ich in der letzten Woche erlebt habe, hätte ich das nicht auch noch gebraucht …«
Zara griff in eine Tasche, die sie mitgebracht hatte, und holte eine große Schachtel Pralinen heraus.
»Europa-Mischung.« Sie lächelte. »Kerry hat gesagt, du magst sie. Sie sind ein persönliches Geschenk von Ewart und mir. Und das zweite ist ein Geschenk zum Gesundwerden von Cherub .«
James nahm die Pralinenschachtel, und Zara langte zum zweiten Mal in die Tasche und zog eine Schachtel mit einem Apple-Logo heraus.
»Ich kenne mich damit nicht so aus«, erklärte Zara, »aber Kerry meinte, du wolltest fürs Lauftraining einen iPod haben. Ich habe ihn gestern Abend Kyle gegeben, der etwas Musik und ein paar Hörbücher aufgespielt hat.«
Obwohl sich James über die Geschenke freute, blieb ein schaler Beigeschmack. Er hatte das Gefühl, als wollten sie ihn damit bestechen.
14
Zwei Wochen später
James brach den Geländelauf ab und sprintete über ein Fußballfeld zum Hintereingang des CHERUB -Hauptgebäudes. In den letzten drei Tagen hatte es viel geregnet, und Schlamm spritzte ihm die Beine hoch.
Als James die Doppeltür erreichte, sah er auf die Uhr und drückte den Stoppknopf, dann ging er den Lauf Punkt für Punkt durch. Zeit: 22 Minuten 17 Sekunden; Strecke: 5,03 Kilometer; Herzfrequenz: 139 Schläge pro Minute. Er war nur eine halbe Minute unter seiner persönlichen Bestzeit geblieben, und die hatte er auf hartem Untergrund aufgestellt.
Während er sich an die Wand gelehnt die verschwitzten Turnschuhe auszog, sah er in einiger Entfernung seine Kumpel Kyle und Shak über das Feld laufen. Er überlegte kurz, auf sie zu warten, aber sein T-Shirt war schweißnass, und er wollte nicht auskühlen.
Im hinteren Flur des Erdgeschosses roch es nach der feuchtwarmen Luft aus der Wäscherei. Da der Lift immer Ewigkeiten brauchte und James sich gut fühlte, joggte er zur Treppe.
»Mr Adams«, erklang eine strenge
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