Top Secret - Der Verdacht
anderen Ausweg um, aber Lauren versteckte das Schloss hinter dem Rücken und ging auf den Rausschmeißer zu. Unter seinem schäbigen grauen Anzug wölbten sich die Muskeln, und sie nahm an, dass sie es mit einem Ex-Soldaten oder einem pensionierten Boxer zu tun hatte. Selbst mit der besten Nahkampfausbildung der Welt hatte Lauren nur eine Chance, das Überraschungsmoment zu nutzen.
»Wohin willst du denn, Fräulein?«, fragte der Rausschmeißer grinsend und deutete zurück in den Gang. »Mach, dass du in dein Zimmer kommst, bevor ich dir eine knalle!«
Lauren wartete, bis sie nur noch einen Meter voneinander entfernt waren, dann schwang sie das schwere Schloss. Zwei der Mädchen schrien auf, als das Metall mit einem hässlichen Klatschen auf Knochen traf und eine blutende Wunde in der Wange des Rausschmeißers hinterließ. Benommen taumelte der Mann vor, und Lauren traf ihn mit einem brutalen Tritt in die Rippen, gefolgt von einem Knie in den Bauch und einem K.-o.-Schlag mit dem Schloss.
»Wir hauen alle hier ab!«, rief Lauren und lief voraus zur Treppe, lediglich mit dem Schloss bewaffnet und mit entsetzlicher Angst davor, einer Pistole zu begegnen. Anna hielt sich dicht bei ihr, als sie die Treppenstufen hinabschlichen. Vier ältere Mädchen folgten ihnen nervös.
Unten an der Treppe spähte Lauren in den Empfangsbereich. Die Sofas mit den Mädchen konnte sie nicht sehen, dafür aber die Empfangsdame, den leeren Sessel des Rausschmeißers und Keith’ Jacke, die verlockend an einer Garderobe hing.
»Siehst du die Jacken?«, flüsterte sie.
Anna nickte.
»Ich gehe als Erste. Du läufst hinüber und durchsuchst die braune Jacke. Das ist die von Keith. Er hatte vorhin eine Waffe.«
Lauren rannte in den Raum, zur großen Überraschung der Empfangsdame, die aufsprang und zur Treppe deutete.
»Mach, dass du wieder nach oben kommst, bevor du jede Menge Ärger kriegst«, blaffte sie Lauren an.
Die Mädchen auf den Sofas wurden still und sahen nicht länger gelangweilt aus, aber Lauren war wütend, weil Anna es verpatzt hatte und schlaff am Ende der Treppe stehen geblieben war.
»Herrgott noch mal!«, schrie sie, sah Anna an und deutete auf die Garderobe.
Die Empfangsdame war hinter ihrem Tresen hervorgekommen und versuchte, Lauren am Arm zu packen. Diese ergriff ihr knochiges Handgelenk, verdrehte ihr den Arm und knallte ihr den Kopf an den Tresen, bevor sie ihr einen Schlag mit dem Schloss versetzte.
»Bleib unten, sonst kriegst du noch eins!«, befahl Lauren drohend. Dann wandte sie sich wütend an Anna. »Was ist los mit dir? Du bist mir keine Hilfe!«
An der Treppe standen jetzt mehrere junge Mädchen, und die älteren, die öffentlich zur Schau gestellt worden waren, erhoben sich von den Sofas. Während sie alle begannen, nervös auf Russisch, in schlechtem Englisch oder in anderen Sprachen zu schnattern, die Lauren nicht verstand, lief sie selber zu den Jacken.
Doch bevor sie die Garderobe erreichte, ging die Türe auf. Zuerst erschien Roman, gefolgt von Abby mit dem Pfefferspray.
»Sofort zurück auf eure Zimmer!«, befahl Abby mit dem Daumen am Sprühknopf der Dose.
Lauren ließ sich hinter den Tresen fallen. Die anderen Mädchen schienen keine Ahnung zu haben, was sich in der Dose befand, daher demonstrierte Abby es, indem sie einem der älteren Mädchen ins Gesicht sprühte. Das Mädchen begann zu schreien, und sofort stolperte ein Haufen junger Beine eiligst die Treppe hinauf.
»Wenn hier nicht sofort Ruhe einkehrt, hole ich Kenneth und seine Jungs her!«, drohte Abby.
Wer auch immer Kenneth sein mochte, die Erwähnung seines Namens ließ die Mädchen wieder aufs Sofa plumpsen. Anna war zurück nach oben verschwunden, aber Lauren war bis zum Metallfuß des Kleiderständers gekrochen und sah erleichtert den Griff von Keith’ Waffe in seiner Jacke.
»Die Revolution ist vorbei!«, verkündete Roman grinsend. »Bewegt eure Hintern zurück an die Arbeit!«
»Da drüben ist die Anführerin!«, erklärte die Empfangsdame, als sie sich aufrappelte und mit der Hand eine kleine Schnittwunde bedeckte, wo das Schloss sie an der Schläfe getroffen hatte.
Lauren blieb nur eine Sekunde, um die Pistole zu ergreifen. Als sie von dem klebrigen Teppich hochschoss, wirbelte Abby herum und drückte auf den Knopf der Pfefferspraydose. Wie eine Giftschlange kam die zähe Flüssigkeit aus der Dose geschossen. Lauren versuchte, ihren Kopf hinter einem Damenmantel zu verstecken, doch das Spray traf sie seitlich am
Weitere Kostenlose Bücher