Top Secret - Die Mission
erst Ende Juli pensioniert«, antwortete er. »Aber es ist einfacher, wenn ich schon mal ab und zu ein paar Kisten mit nach Hause nehme.«
»Stimmt es, dass Sie eigentlich nicht gehen wollen?«, erkundigte sich Bethany.
Mac lächelte. »CHERUB ist vielleicht eine besondere Organisation, doch wie jeder andere Regierungsbeamte muss auch ich mit fünfundsechzig in Pension gehen. Außerdem ist das hier ein Job für einen jungen Mann - oder eine junge Frau. Man hat die Verantwortung eines Schuldirektors, Politikers und Spionageleiters in einem. Ich habe nicht mehr so viel Energie wie früher, und es gibt viele Leute, die durchaus in der Lage sind, mich zu ersetzen.«
»Wer denn zum Beispiel?«, fragte Lauren.
Je näher Macs Pensionierung rückte, desto wilder wurde auf dem Campus über seine mögliche Nachfolge spekuliert.
Mac warf den Kindern einen merkwürdigen Blick zu, halb ernst, halb amüsiert, bevor er in ungewohnt strengem Ton fortfuhr: »Bitte setzt euch an den Tisch. Schließlich sind wir hier, um über eure Zukunft zu reden, nicht über meine. Und insbesondere über die Konsequenzen eurer unautorisierten Mission von letzter Nacht.«
»Wie haben Sie es herausgefunden?«, wollte James wissen und setzte sich zwischen die beiden Mädchen.
Macs Stimme wurde sanfter, und es lag beinahe ein Lächeln auf seinem Gesicht.
»Einer der Angestellten hat Martin Newman dabei erwischt, wie er den Schlüssel zum Generatorraum gestohlen hat.«
Lauren und Bethany schraken auf.
»Und wie du sehr wohl weißt, Bethany«, fuhr Mac fort, »ist der junge Martin in dich verliebt. Er wollte dich nicht verraten und hat erst zugegeben, dass er den Schlüssel für euch beide gestohlen hat, als ich ihm angedroht habe, ihn von allen Einsätzen auszuschließen, wenn er nicht redet.
Während ihr im Unterricht wart, habe ich eure Zimmer durchsuchen lassen und bin dabei auf Laurens großartigen Plan gestoßen«, erzählte Mac und hielt eine große Fotokopie hoch. »Sobald ich wusste, dass es sich nicht um eine ernsthafte Verletzung unserer Sicherheit handelte, entschied ich mich, euch gewähren zu lassen. Es ist immer interessant, zu sehen, zu was ihr Kinder fähig seid.«
Während Mac sprach, studierte James den Plan. Lauren hatte alles in fein säuberlicher Handschrift niedergeschrieben. Es gab Diagramme, Karten und Einzelheiten zu Zeitpunkt und Ausrüstung. Am meisten interessierte James jedoch ein Abschnitt unter einer unterstrichenen Überschrift unten am Blattrand:
James mitnehmen? Pro und contra
PRO:
Liebt Kerry, ist daher leicht erpressbar und wird tun, was man ihm sagt.
Stark - James kann Unmengen an Ausrüstung tragen!
CONTRA:
Hasst Bethany - sie streiten ständig ! Ziemlicher Blödmann.
»Was ist denn das für ein Sch…«, entfuhr es James, als er den Abschnitt gelesen hatte. Vor dem Kraftausdruck schreckte er nur zurück, weil ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, wo er sich befand.
Lauren wurde rot und sank in ihrem Sitz zusammen. Mac lächelte. Das Papier hatte genau die beschämende Wirkung erzielt, die er sich erhofft hatte.
»James, du kannst zurück in den Unterricht«, sagte er. »Ich bin von deiner Rolle in diesem Spiel mit Sicherheit nicht beeindruckt, und du darfst dich als offiziell verwarnt betrachten. Aber du wurdest von deiner Schwester dazu gezwungen, daher glaube ich, dass es hauptsächlich sie und Bethany sind, die eine Strafe verdient haben.«
Eigentlich hätte James erleichtert sein müssen, so billig davonzukommen, aber Laurens Pro- und Contraliste war derart klinisch-nüchtern formuliert, dass er sich fühlte, als hätte er einen Schlag auf den
Kopf bekommen. Er liebte seine Schwester mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt, Kerry eingeschlossen, aber es sah nicht so aus, als ob diese Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhten.
»Es ist nicht so, wie es aussieht!«, rief Lauren und sprang auf, als James geknickt aus dem Büro schlich.
»Lauren Adams! Setz dich!«, fuhr Mac sie an. »Ich werde nicht oft wütend, aber ihr zwei legt bei mir genau die falschen Schalter um!«
Mit weichen Knien setzte sich Lauren wieder. Noch nie hatte sie Mac so zornig erlebt, was seltsam war, wenn man bedachte, dass sie in größeren Schwierigkeiten gesteckt haben müsste, als sie damals Mr Large mit einem Spaten niedergeschlagen hatte.
»Auf dem Campus habe ich es mit jeder Art von Ärger zu tun«, donnerte Mac. »Kinder, die sich prügeln, ihre Hausaufgaben nicht machen oder im Unterricht
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