Top Secret - Die Mission
Trainings-Wohnblock zum Haupttor war es nur ein kurzes Stück über einen Betonweg. Bevor er das Tor öffnete, zögerte James kurz.
»Erde an Lauren«, sagte er und wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. »Reiß dich zusammen, Kind. Wenn ich das Tor öffne, wird der Alarm ausgelöst. Mr Large wird aus dem Reich der Fischstäbchen auftauchen, und dann sollten wir lieber verschwunden sein.«
»Hmm«, machte Lauren leichthin.
Sobald James am Tor rüttelte, ertönte der Alarm, und Flutlicht erleuchtete die Anlage. Da er Geschwindigkeit im Moment für wichtiger hielt als Heimlichtuerei, führte James die Mädchen quer über den Footballplatz anstatt über den Trampelpfad zwischen den Bäumen, den sie auf dem Hinweg genommen hatten.
Binnen sechs Minuten waren sie mehr oder weniger schnurgeraden Weges zurück zum Hauptgebäude
gerannt. Sie liefen zur Feuertür an der Rückseite, die Lauren mit einem Keil offen gehalten hatte.
Ihre Turnschuhe waren durchweicht, daher zogen sie sie aus, bevor sie auf feuchten Socken und mit den Schuhen in der Hand die Treppe hinaufeilten. Auf dem Treppenabsatz zum sechsten Stock verabschiedete sich James von den Mädchen, die noch vier Treppen weiter in den achten Stock mussten.
Mit gemischten Gefühlen betrat James sein Zimmer. Es ärgerte ihn immer noch, dass Lauren ihn erpresst hatte, auch wenn er mittlerweile erkannt hatte, dass es für einen guten Zweck gewesen war.
Er entledigte sich der äußeren Kleidungsschichten und ließ sich auf den Sitzsack vor dem Fernseher fallen. Er war völlig erledigt. Es war drei Uhr sechs, er hatte noch nicht geschlafen und ihm taten von der ganzen Rennerei und Waterei die Beine weh. In weniger als vier Stunden begann sein Fitnesstraining, und er musste noch duschen und seine dreckigen Klamotten einweichen, bevor er schlafen gehen konnte.
Doch vor allem brauchte James etwas zu trinken. Als er vor dem kleinen Kühlschrank hockte und versuchte, sich zwischen einer Pepsi und einer Sprite zu entscheiden, klingelte das Telefon neben seinem Bett.
Um drei Uhr sechs klingelt normalerweise kein Telefon. James vermutete, dass es wohl Lauren oder Bethany sein musste, und nahm ab, aber die Stimme,
die er hörte, klang viel älter. Sie war weich und hatte einen leichten schottischen Akzent.
»Hallo!«
James’ Herzfrequenz erhöhte sich auf eine Million Schläge pro Minute. Es war Mac, Vorsitzender von CHERUB und oberster Boss des Campus.
»Oh«, machte James und täuschte ein Gähnen vor. »Sie haben mich geweckt.«
»Tatsächlich?« Dr McAfferty lachte. »Dann nehme ich an, dass der Marsch durch den Wald, über das Trainingsgelände in den Schlafsaal und über die Hintertreppe wieder in dein Zimmer nur Schlafwandeln war?«
»Sie haben …« James schlug mit der Faust auf den Teppich, als er erkannte, dass er richtig tief in der Tinte saß.
»Ja, ich habe hier gesessen und eure Aktion über unsere Reserve-Videoüberwachung verfolgt«, vollendete Mac James’ Satz. »Dann sehe ich also dich, deine Schwester Lauren und Bethany Parker morgen um halb zehn in meinem Büro. Ist das klar?«
»Jawohl, Sir«, antwortete James düster und verfluchte sein Pech, als die Verbindung getrennt wurde.
5
Wenn man Ärger hatte, verlängerte Dr. McAfferty die Qualen, indem er einen vor seinem Büro warten ließ. Aus halb zehn wurde zehn Uhr, während James, Lauren und Bethany auf Kunstlederstühlen saßen und nervös mit dem einen oder anderen Körperteil trommelten oder zuckten. Macs Assistentin saß unterdessen am Schreibtisch in der Mitte des Vorzimmers, tippte Briefe, nahm Anrufe entgegen und sah drohend zu dem »Ruhe bitte!«-Schild hinauf, wenn sie es wagten, ein Geräusch von sich zu geben.
Die drei wollten einen guten Eindruck machen und trugen ihre besten CHERUB-Uniformen: frisch gewachste Kampfstiefel, grüne Cargo-Hosen und die T-Shirts, die ihren Rang auswiesen. Grau für Bethany, Dunkelblau für James und Schwarz für Lauren.
Je länger James über seine Situation nachdachte, desto wütender wurde er auf seine Schwester, die ihn in diese Lage gebracht hatte.
Es war fast elf, als Mac sie schließlich hereinrief. Sein Büro war elegant eingerichtet, mit einem großen Eichenschreibtisch und deckenhohen Bücherregalen. Doch viele Regale waren ausgeräumt, und die Bücher standen in Kartons zum Abtransport bereit.
James reagierte überrascht. »Ich dachte, Sie wären noch einige Monate hier.«
Mac bedachte die Regale mit einem traurigen Blick. »Ich werde
Weitere Kostenlose Bücher