Top Secret - Die Mission
er achtundzwanzig Stunden in der Wohnung blieb, dann würde Mark ihn zum Bahnhof fahren und in einen Zug zurück nach Bristol setzen. James hatte kein Handy dabei, die Haustür am Fuß der Treppe war verschlossen, und Mark und Adelaide hatten Pistolen.
James war zwar der Meinung, dass er Mark und Adelaide überwältigen und fliehen konnte, doch wenn man auf der Hummingbird-Farm von seiner Flucht Wind bekam, wäre Kyle in großer Gefahr.
Nachdem er sich erleichtert hatte, ging James ins Wohnzimmer, wo der Fernseher laut gestellt war. Mark und Adelaide saßen auf dem Sofa, während ein aufgeregter Nachrichtensprecher die Bilder aus den Tyneside-Studios kommentierte. Sie zeigten die Entführung, und am unteren Bildrand lief ein Textband: FERNSEHKOCH ENTFÜHRT!
Die beiden Kameraleute auf der Bühne hatten zwar Angst bekommen und aufgehört zu filmen, doch der Regisseur der Otis-und-Wendy-Show hatte im ganzen Studio ferngesteuerte Kameras, die weitergelaufen
waren und das Drama geschickt aus verschiedenen Blickwinkeln aufgezeichnet hatten.
»Das hat wehgetan.« James grinste, als er eine Wiederholung des Schlages sah, mit dem sein glücklicherweise nicht identifizierbares Ich Otis Fox ausgeschaltet hatte.
Dann zeigte die Kamera eine Nahaufnahme von der weinenden Gaynor in ihrem Rollstuhl, der Mark die Pistole vor die Nase hielt. Die ernste Stimme des Sprechers kommentierte die Bilder:
»Diese Aufnahmen wurden vor vierzig Minuten in den Tyneside-Studios bei Newcastle gemacht. Der Fernsehkoch Nick Cobb wurde während einer Livesendung entführt und auf dem Rücksitz eines Motorrades weggebracht. Die Polizei weiß derzeit nichts über seinen Aufenthaltsort und sucht intensiv nach den drei Entführern.
Die Animal Freedom Army hat sich zu der Entführung bekannt und eine Erklärung abgegeben. Darin heißt es, dass sie von ein Uhr nachmittags an einen Live-Webcast mit Nick Cobb senden werden.«
Die Fahrt vom Ufer des Tyne bis zur Hummingbird-Farm dauerte eine knappe Stunde. Da zwei mit überhöhter Geschwindigkeit durch eine ländliche Gegend rasende Lieferwagen zu viel Aufmerksamkeit erregt hätten, nahm der mit Jo am Steuer und dem mit einer Waffe bedrohten Nick Cobb die Schnellstraße,
während Kyle und Tom über die Landstraße fuhren.
Bei ihrer Ankunft auf der Farm öffnete eine untersetzte Frau namens Chase das Tor. Über der Schulter trug sie ein Sturmgewehr. Soweit Kyle es einschätzen konnte, war es die einzige Automatikwaffe in dem kleinen Waffenarsenal der AFA.
»Fahr den Wagen nach hinten und park neben der Scheune«, befahl Chase, dann grinste sie. »Beeil dich, sie fangen gleich mit der Übertragung an.«
Kyles Herz schlug heftig, als er ausstieg und darauf achtete, die Schlüssel einzustecken.
»Aufgeregt?«, erkundigte sich Tom schmunzelnd, als die beiden Jungen neben dem Heck des Lieferwagens stehen blieben und sich ansahen.
»Halb aufgeregt, halb beunruhigt«, gab Kyle unsicher zu.
Sie traten aufeinander zu und küssten sich. Kyles Gefühle waren vollkommen durcheinander: Mit Tom konnte man viel Spaß haben, er hatte einen tollen Körper und besaß alles, was Kyle sich bei einem Freund wünschte - wenn man die schwer zu ignorierende Tatsache außer Acht ließ, dass er einer von den Bösen war.
»Wenn das hier vorbei ist, sollten wir beide Urlaub machen, nur du und ich«, schlug Tom vor. »Ich habe genug Geld für Billigflüge nach Griechenland. Wir könnten ein paar Wochen zelten gehen. Glaubst du, deine Mum würde dir das erlauben?«
Toms Pläne machten Kyle traurig. Nichts auf der Welt hätte er lieber getan, als sich mit Tom zusammen am Mittelmeer herumzutreiben. Doch das war unmöglich.
»Wenn sie mich nicht lässt, brenne ich mit dir durch«, sagte er.
»Sobald wir zurückkommen, buche ich die Flüge«, erklärte Tom und sah auf die Uhr. »Sollen wir uns Vivs ersten Fernsehauftritt ansehen?«
Die Studiolampen verbreiteten im Esszimmer eine unerträgliche Hitze. Die veraltete Elektrik im Haus war der Belastung durch die Geräte nicht gewachsen, und so führten ganze Kabelbündel durch die Fenster zu einem Dieselgenerator auf dem Rasen hinter der Farm.
An den Kameras standen zwei Frauen. Jay saß an einem Klapptisch vor drei Bildschirmen und genügend Knöpfen für den Start eines Spaceshuttles und scheuchte zwei jugendliche Gehilfen herum, die letzte Einstellungen an den Lichtern und Mikrofonen über der kleinen Bühne vornahmen.
Mitten auf der Bühne stand Viv. Groß, jung und gut
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