TOP SECRET - Die Sekte
vorzustellen, dass jedes Buch und jede DVD, die du trägst, einen Ziegelstein für die Arche bedeuten. Und setz dir ein Ziel. Nimm dir vor, das nächste Mal einhundertfünfzig Bestellungen abzuwickeln. Einige unserer besten Leute schaffen über fünfzig in der Stunde.«
James hasste Elliot und sein fröhliches Getue, aber es gehörte zu seinem Auftrag, sich in die Sekte mitsamt ihrem dämlichen Geschwafel einzufügen.
»Ich bin froh, dass ich ein Engel bin«, sagte er. »Ich werde versuchen, nicht negativ eingestellt zu sein.«
»Gut.« Elliot lächelte. »Das hören wir gerne.«
Sie fuhren zu einem Kunst- und Freizeitzentrum namens South Bank am Brisbane River. Dort befanden sich Galerien, ein Markt, Restaurants, Parks, Spielplätze und ein künstlicher Strand. Die Kinder kletterten aus dem Minibus und Elliot verteilte Plastikbehälter mit einem Münzschlitz.
»In Ordnung«, rief er. »Viel Glück! Hier sind viele Leute, also zieht los und verdient Geld! Wir wollen doch mal sehen, ob ihr zwölf zusammen nicht tausend Dollar nach Hause bringen könnt. Ich hole euch um Viertel vor sechs wieder hier ab. Kommt nicht zu spät, ich habe heute einen besonders engen Zeitplan!«
James ging zu Lauren, Eve und ein paar der anderen Mädchen hinüber.
»Ich hatte gehofft, dich heute morgen zu sehen«, sagte er zu Eve.
»Ich freue mich, dass du ein Engel geworden bist«, entgegnete Eve teilnahmslos.
James wandte sich noch an zwei andere Mädchen, aber die antworteten ebenso zögernd. Eve organisierte die zwölf Kinder zu vier Dreierteams und schickte sie in verschiedene Bereiche der South Bank. Als Lauren darum bat, mit James und Paul sammeln gehen zu dürfen, nickte Eve.
»Und? Worum geht es?«, erkundigte sich eine von Laurens Freundinnen.
Eve lächelte. »Krebsforschung. Damit kann man gut Geld machen und wir haben es schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt.«
Paul zog mit Lauren und James los. Immer wenn James an jemandem vorbeikam, schüttelte er seine Spendenbüchse und rief: »Australische Krebsforschung!«
Etwa jeder Dritte warf ein paar Münzen in die Büchse. »Ich dachte, wir sammeln Geld für den Bau der Arche«, meinte Lauren, als niemand in der Nähe war.
»Tun wir ja auch«, entgegnete Paul. »Aber die Leute haben Vorurteile gegenüber den Survivors. Wenn wir sagen, es sei für die Arche, bekommen wir statt Geld nur einen Haufen Schimpfwörter.«
Lauren fiel die Kinnlade herunter. »Aber dann ist das pure Lügerei!«
Entschlossen schüttelte Paul den Kopf. »Teufel darf man anlügen, Lauren, das zählt nicht.«
Schließlich erreichten sie einen Park, etwa einen Kilometer von der Stelle entfernt, an der sie der Bus abgesetzt hatte. Paul stellte sich an einem Tor zum Park auf und befahl James und Lauren, am anderen Posten zu beziehen.
James hielt seine Büchse einer vorbeigehenden Familie entgegen. »Australische Krebsforschung!«, rief er lächelnd.
Der Mann reichte seinem kleinen Sohn ein paar Dollarscheine, die der Knirps in die Büchse steckte.
»Vielen Dank«, sagte James begeistert.
Lauren schauderte und sah über die Schulter zurück, um sicherzugehen, dass Paul außer Hörweite war. »Das ist eklig!«, flüsterte sie. »Das ist echt das Allerletzte!«
»Australische Krebsforschung!«, sagte James zu einem vorbeigehenden Rentner, der ihn ignorierte. Er wandte sich zu Lauren um. »Ich weiß, Schwesterherz. Beiß die Zähne zusammen und denk dran, dass wir es für die Mission tun.«
»Und außerdem ist diese Sekte absolut sexistisch! Die Mädchen müssen den ganzen Haushalt schmeißen. Wenn du glaubst, dass vier Stunden Pakete befüllen schlimm ist, dann hättest du mal sehen sollen, was ich abgekriegt habe. Ich durfte den ganzen Morgen lang Fußböden schrubben! Und morgen muss ich vier Stunden in die Wäscherei!«
James zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen, Lauren? Wir wussten von Anfang an, dass der Einsatz hart werden würde. Immerhin wissen wir, dass es
abends etwas lockerer wird, und Montag bis Freitag haben wir Schule.«
»Ich weiß«, stimmte Lauren kopfschüttelnd zu. »Ich muss nur etwas Dampf ablassen.« Sie schüttelte ihre Dose in Richtung eines Spaziergängers. »Australische Krebsforschung!« Für ihre Mühe erhielt sie einige Cent.
James grinste und versuchte, Lauren aufzuheitern. »Wenn ich ein paar Dollar mehr habe, knack ich das Baby hier und kaufe mir ein Eis. Willst du auch eines?«
20
Nachdem er den ganzen Nachmittag herumgelaufen war und Spenden
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