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TOP SECRET - Die Sekte

TOP SECRET - Die Sekte

Titel: TOP SECRET - Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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gesammelt hatte und am Abend mit den Jungs Fußball gespielt hatte, war James erschöpft. Nach dem Spätgottesdienst um Viertel nach neun ging er die Rolltreppen zum zweiten Stock hinauf und nahm sich ein paar Kissen und ausgefranste Decken für seine Matratze. Sechsundzwanzig Kinder zwischen acht und achtzehn Jahren wohnten in dem Raum.
    Während sich die müden Jungen auszogen und auf ihre Matratzen fallen ließen, stellten zwei der ältesten - Sam und Ed - einen großen, aber altersschwachen Fernseher an und legten eine DVD ein. James erwartete angemessene christliche Unterhaltung und war angenehm überrascht, als er die Titelmusik von Der Exorzist hörte. Bei einem Horrorvideo-Marathon im Sommerlager
von CHERUB hatte er den Film schon einmal gesehen, und als ihm die Handlung wieder einfiel, wusste er auch sofort, warum er hier gezeigt wurde: Wie konnte man das Bewusstsein der jungen Survivors besser manipulieren, als ihnen vor dem Einschlafen einen Film über ein vom Teufel besessenes Mädchen zu zeigen?
    James’ Matratze lag so dicht neben der von Paul, dass sie sich fast berührten. Etwa zwanzig Minuten nachdem der Film angefangen hatte, krabbelte einer der kleineren Jungen zwischen sie, und Paul legte ihm den Arm um die Schultern.
    »Das ist mein Bruder Rick«, erklärte Paul flüsternd.
    James lächelte den Kleinen an. Minuten später fielen Rick die Augen zu und er schlief ein. Paul schnippte ihm sanft gegen das Ohr, um ihn zu wecken.
    »Halt die Augen offen«, forderte er ihn streng auf. »Oder willst du den Test machen?«
    James fragte nicht, aber Ricks Gesichtsausdruck verriet ihm, dass der Test etwas war, weswegen man sich besser wecken ließ, um ihn zu vermeiden.
    Am Ende des Films konnten sich selbst die älteren Jungen nur noch mit Mühe wach halten. Als der Abspann lief, schalteten Sam und Ed das Licht an und sahen sich ziemlich selbstzufrieden unter den Kindern auf den Matratzen um. Ein paar der jüngeren hatten dem Schlafbedürfnis nachgegeben.
    »Ich glaube, wir nehmen Martin«, sagte Sam.
    Die beiden gingen zu einem mageren Neunjährigen wenige Matratzen von James entfernt. Nur in einer roten
Unterhose lag er zusammengerollt auf seiner Matratze.
    »Zeit für den Test!«, riefen die Jungen, als sie ihn wach rüttelten.
    Martin richtete sich erschrocken auf und versuchte, ihren Händen zu entgehen. »Neeiiiin! Bitte nicht!«
    »Warum bist du eingeschlafen?«, fragte Ed und zog den unglücklichen Jungen von seinem Bett. »Du weißt doch, dass du dir den Film ansehen sollst.«
    Sam lächelte böse. »Jetzt musst du allein raus und dich dem Teufel stellen.«
    »Bist du wirklich ein Engel? Nur ein Engel überlebt nachts allein da draußen!«
    »Wenn der Teufel Schwäche riecht, kriegt er dich, und du verbringst die ganze Nacht in Qualen.«
    »Ich will nicht!«, rief Martin verzweifelt.
    Sam öffnete eine Glastür, während sein Partner den Jungen über den Boden schleifte und auf die Dachterrasse stieß. Martin schrie, als er sich aufrichtete, an die Tür hämmerte und darum bettelte, wieder hineinzudürfen.
    »Gute Nacht!«, riefen die beiden Jungen lachend.
    Als Martin es aufgab, gegen die Tür zu hämmern, und sich mit dem Rücken zur Glasfront auf den Kiesbelag sinken ließ, entdeckte Sam einen glänzenden Streifen auf dem Fußboden.
    »Oh Mann«, rief er glucksend und versetzte der Glasscheibe hinter seinem Opfer einen Tritt, »du dreckiger kleiner Junge hast dir in die Hose gemacht!«

    Ed nahm das Kissen von Martins Bett und wischte damit den Boden auf. »Keine Sorge, wir haben etwas zum Saubermachen gefunden!«
    Die meisten älteren Jungen lächelten, aber die kleinen hatten wirklich Angst. Sam und Ed waren nichts Besonderes, und James schätzte, dass er sie leicht hätte verprügeln können, doch es hätte möglicherweise seine Chance, in das Survivor-Internat aufgenommen zu werden, ruiniert, wenn er sich auf einen Kampf eingelassen hätte.
    Er fühlte sich elend, als er sah, wie sich Ricks Finger in Pauls Schulter krallten. Die Survivors kontrollierten das Leben ihrer Mitglieder vollständig, und James konnte sich nicht vorstellen, dass sich dieses üble Spielchen hätte etablieren können, wenn jemand ganz oben nicht die Augen davor verschlossen hätte.
    Nachdem das Licht wieder aus war, krabbelte Rick in sein eigenes Bett zurück. James zog sich die Decke über den Kopf und versuchte, das unterdrückte Schluchzen des verängstigten Jungen auf der Terrasse auszublenden.

    Bei Sonnenaufgang

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