TOP SECRET - Die Sekte
durfte Martin wieder hereinkommen. Seine Haut war vom Liegen auf dem Kies gepunktet, aber der Teufel schien ihn ansonsten in Ruhe gelassen zu haben.
James’ Sonntag begann mit fünf schnellen Runden auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums und einer kalten
Dusche. Das Frühstück bestand aus Honig-Smacks und Orangensaft und verpasste ihm einen kleinen Zuckerschub für die zwanzig Minuten Singen und Sprechchor, die darauf folgten. Am Ende der sorgfältig geplanten emotionalen Einstimmung stellte James fest, dass er die Müdigkeit überwunden hatte und sich wach und einigermaßen wohlfühlte.
Miriams Gedankenkontrolltechniken brauchte es allerdings nicht, um seine Stimmung zu dämpfen. Die Aussicht auf eine weitere Vier-Stunden-Schicht als Picker reichte durchaus. Er lächelte Paul an, als sie die Straße zwischen dem Einkaufszentrum und dem Lagerhaus überquerten.
»Jedes Buch ist ein Ziegelstein für die Arche.«
Paul lächelte halbherzig. »Elliot wäre stolz auf dich.«
Sobald sie die Lagerhalle betraten, sah der Vorarbeiter James an. »Bist du Prince?«
James nickte. »Ja.«
»Ich habe gerade einen Anruf bekommen. Du sollst in die Verwaltung zu einem Einstufungstest.«
James lächelte Paul an, froh, dem Lagerhaus zu entkommen. Er ging zum Einkaufszentrum zurück und betrat ein Großraumbüro in einem Ladenraum im Erdgeschoss. Dort standen ein paar mit Papieren übersäte Schreibtische, aber niemand arbeitete an ihnen.
James dachte schon, er wäre falsch, als plötzlich ein Kopf hinter einer Abtrennung aus Tüchern auftauchte. Es war Judith, eine gut aussehende Frau Anfang zwanzig, die als Elliots Assistentin arbeitete. James ging
durch den Raum und kam an Lauren und Dana vorbei, die an getrennten Schreibtischen saßen und eifrig auf fotokopierten Fragebögen schrieben.
»Ich wusste nicht, dass ihr drei Geschwister seid«, erklärte Judith und reichte James seinen Fragebogen. Survivor-Einstufungstest - Alter 13 bis 15 stand darauf.
Judith wies ihn an, sich gut zehn Meter von Lauren und Dana entfernt an einen Schreibtisch zu setzen. Dort lagen bereits gespitzte Bleistifte und ein Radiergummi bereit. James setzte sich auf einen Bürostuhl und ging die Seiten durch. Es schien eine beruhigend normale Mischung aus Mathematik, Rechtschreiben, Kurzgeschichte und IQ-Test zu sein.
21
James Prince sollte eigentlich zurückhaltend und wohlerzogen sein, aber James Adams hatte an diesem hektischen Wochenende keine Zeit für seine Hausaufgaben gehabt und wurde aufmüpfig, als sein Geografielehrer sie am Montagmorgen von ihm verlangte, was ihm eine halbe Stunde Nachsitzen eintrug.
Danach ging er zum verlassenen Fahrradstand und fuhr mit halsbrecherischer Geschwindigkeit zum North-Park-Seniorenzentrum, wobei er fast in einen Mazda geknallt wäre, als er bei Gelb über eine Ampel rauschte.
Noch leicht durcheinander, schob er sein Fahrrad
durch die Rezeption des Altersheims und nickte der niedlichen Schwester am Empfang zu, bevor er es in den Abstellraum schob. Überrascht stellte er fest, dass dort neben Eves Fahrrad noch zwei weitere standen. Schnell tauschte er sein durchgeschwitztes Schulpolohemd gegen ein frisches T-Shirt und ging zur Rezeption zurück.
»Haben Sie Eve gesehen, oder wissen Sie, wo Elliot meinen Wagen hingestellt hat?«, fragte er.
Die Schwester deutete den Gang entlang in die Richtung, wo Eve normalerweise ihre Runde machte. »Ich habe nicht gedacht, dass du noch kommst, als ich die anderen beiden Jungen gesehen habe.«
»Welche anderen beiden?«, fragte James.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kenne sie nicht, aber sie sind alle da hinten.«
James lief hundert Meter Gang entlang und kam dabei an seinem Wagen vorbei. Er hätte ihn sich einfach nehmen und seine Heimbewohner besuchen können, aber er wollte Eve fragen, warum sie ihn das ganze Wochenende gemieden hatte, und außerdem herausfinden, wer die anderen waren.
Die zweite Frage beantwortete sich von selbst, als Paul aus einem Zimmer kam. Eve folgte ihm mit ihrem Wagen, und als Letzter erschien Terry, der Junge aus James’ Klasse, den er schon einige Male missmutig in der Sporthalle der Survivors hatte sitzen sehen.
»Aha, du hast es ja doch geschafft«, begrüßte ihn Eve fröhlich. »Terry kennst du doch, oder? Er hat sich freiwillig
angeboten, uns bei unserer wohltätigen Arbeit hier zu unterstützen.«
»Cool«, sagte James. »Und was genau heißt das, dass die beiden hier sind?«
Eve lächelte. »Ich stelle Paul meinen
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