TOP SECRET - Die Sekte
Patienten vor. Ab morgen übernimmt er hier meinen Job. Terry und ich machen dann in einem anderen Heim unsere Runde. Da sind die Survivors noch nie gewesen und wir freuen uns natürlich wahnsinnig über so eine Gelegenheit.«
»Oh«, machte James, unfähig, seine Enttäuschung zu verbergen.
»Hast du ein Problem damit?«, erkundigte sich Eve.
»Nein, ich glaube nicht«, meinte er achselzuckend. Eve lächelte Paul und Terry an. »Ihr zwei habt ja jetzt ein paarmal gesehen, wie ich es mache. Wollt ihr nicht mit dem Wagen schon mal ins nächste Zimmer gehen, während ich mich mit James unterhalte?«
Paul nickte und Terry drehte sich um und klopfte an die nächste Tür.
Nachdem sie im Zimmer verschwunden waren, wurde Eves Gesichtsausdruck ernst. »Was ist los, James?«
James stützte sich mit der Hand an der Wand ab und zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, ich hatte nur erwartet, dich zu sehen, als ich am Samstag ins Gemeindezentrum eingezogen bin. Und als du am Nachmittag mit mir gesprochen hast, hast du mich behandelt wie den letzten Dreck. Und jetzt kommst du nicht mal mehr hierher. Was habe ich dir denn getan, dass du sauer bist?«
»Du hast mich nicht sauer gemacht.« Eve lächelte. »Ich wollte helfen, dich zu einem Engel zu machen, James. Jetzt hat Terry ein paar anstrengende Einzelberatungen hinter sich und ich will ihm helfen.«
»Aber deshalb kannst du mir doch noch Hallo sagen, oder? Wir können immer noch miteinander reden?«
»James, jetzt wo du ein Engel bist, schickt es sich für uns nicht, wenn wir uns so nahestehen.«
»Warum nicht?«
»Weil wir alt genug sind, um uns zueinander hingezogen zu fühlen, aber nicht alt genug, um zu heiraten. So etwas bringt nichts als Ärger.«
James schüttelte den Kopf. »Ich bitte dich nicht, mich zu heiraten. Es geht darum, miteinander zu reden.«
»Bei den Survivors bleiben Jugendliche getrennt, bis sie alt genug sind, um zu heiraten.«
»Aber wir haben doch stundenlang miteinander Volleyball gespielt und so.«
Eve lächelte. »Damals warst du noch kein Engel, James. Ich habe dir lediglich geholfen, so wie ich jetzt Terry helfe.«
James war verletzt. Er wusste zwar, dass Eve ihn nur angelockt hatte, damit er der Sekte beitrat, dennoch hatte er sich eingebildet, den Ansatz einer wirklichen Freundschaft zwischen ihnen gespürt zu haben. Aufgrund seiner Mission konnte James von sich aus schlecht den ersten Schritt tun, doch er hatte insgeheim gehofft, ihr Miteinander würde vielleicht einmal in einer Knutscherei enden.
»Vielleicht sollte ich mit Elliot darüber sprechen«, meinte Eve. »Oder du solltest mit einem unserer Berater über die Bedeutung der Heiligkeit der Ehe reden.«
»Nein!«, stieß James hervor. Seine Verärgerung war ihm anzumerken. »Können wir uns nicht einmal normal unterhalten, ohne dass du jedes Wort Elliot weitersagst?«
»Ruth und ich haben dich und Lauren am Samstag im Park Eis essen sehen, und eure Sammelbüchsen waren sehr leicht«, gab Eve scharf zurück. »Das haben wir niemandem gesagt. Wenn ja, dann hättet ihr ziemlichen Ärger mit Elliot bekommen.«
James konnte es nicht fassen, dass Eve ihm nachspioniert hatte. Er fühlte sich ausgenutzt, er war eifersüchtig auf Terry und hätte Eve gerne das Grinsen aus dem manipulativen Gesicht gewischt. Aber gerade kamen Terry und Paul aus dem Zimmer heraus. Eve begann wieder zu lächeln, und James erinnerte sich daran, dass die Mission wichtiger war als sein ramponiertes Ego.
»Versuch, besonders nett zu Terry zu sein«, sagte Eve ruhig zu James. »Er braucht unsere Liebe und Unterstützung gerade besonders dringend.«
James unterdrückte seine Gefühle und nickte knapp. »Tut mir leid, Eve. Ich war durcheinander. Ich muss noch so viel lernen.«
»Nun?« Eve strahlte Terry an, hob die Stimme und fragte: »Wie lief es denn?«
»Großartig.« Terry lächelte. »Sie hat zwar nur Pfefferminzbonbons gekauft, aber sie war sehr freundlich.«
Eve legte den Arm um Terry und strich ihm dabei über den Rücken. »Du wirst richtig gut werden, Terry, das habe ich im Gefühl.«
»Ja«, fügte Paul hinzu. »Gratuliere zu deinem ersten Verkauf.«
Aus James’ distanzierter Sicht wirkte die Szene dämlich, aber der sonst so widerspenstige Terry lächelte und saugte die Komplimente förmlich in sich auf.
Als Eve an die nächste Tür klopfte, ging James zu seinem Wagen und begann mit seiner Runde. Er fing am hinteren Ende des Ganges an, wodurch sein zweiter Besuch Emily galt.
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